PNP-Interview
Ex-Finanzminister Theo Waigel: "Es sind schwere Fehler gemacht worden"

20.04.2019 | Stand 20.09.2023, 21:56 Uhr

Zum 80. Geburtstag blickt der CSU-Politiker Theo Waigel im Interview mit der PNP auf Europa, den Euro und die Wiedervereinigung zurück. −Foto: Karlheinz Schindler/ZB/dpa

Zum 80. Geburtstag blickt der CSU-Politiker Theo Waigel im Interview mit der PNP auf Europa, den Euro und die Wiedervereinigung zurück und erklärt, dass er sich in seiner Partei immer noch wohlfühlt.

Die 90er Jahre waren nach Ansicht von Theo Waigel (CSU), ehemaliger Bundesfinanzminister, "das für Deutschland positivste Jahrzehnt im vergangenen Jahrhundert" und meint damit vor allem die deutsche Wiedervereinigung und die europäische Einigung. Im Interview mit der PNP erklärte der Politiker, dass, auch wenn sich nicht wenige Ostdeutsche als Verlierer der Wende fühlen, "die Zeit für Stufenpläne für die Einheit und die Währungsunion nicht gegeben" war. Den meisten Bürgern Ostdeutschlands sei nicht bewusst gewesen, "wie marode die DDR-Wirtschaft war". Zu Honeckers Zeiten sei über eine 30-prozentige Senkung des Lebensstandards nachgedacht worden. Wegen der Beteiligung der Staatspartei SED "an so vielen Untaten", hätte damals die PDS/SED eigentlich verboten werden sollen, findet Waigel.

Als "Vater des Euro" steht Theo Waigel auch heute noch hinter der Gemeinschaftswährung, ohne die in den vergangenen zehn Jahren die europäischen Staaten "zum Spielball der internationalen Währungspolitik" geworden wären. Außerdem habe es auch vor der Einführung des Euro bereits Krisen gegeben, "Man erinnert sich nur an sie nicht mehr", spricht er im Interview diverse Auf- und Währungsabwertungen an. Ohne den Euro, erklärt Waigel, "hätten wir noch viel größere Spannungen in Europa". Die Gemeinschaft werde die aktuelle Krise meistern, zeigte sich der Politiker überzeugt, sagte aber auch, in der Vergangenheit seien "schwere Fehler gemacht worden". Als Beispiel nannte er die Aufnahme Griechenlands in die Währungsunion.

"Ehrlichkeit ist eine Währung" heißt das neue Buch von Theo Waigel, der am Ostermontag seinen 80. Geburtstag feiert. Eine Abrechnung mit seiner Partei sei das Werk nicht: "Ich hab mich in meiner Partei wohlgefühlt und fühle mich heute noch in ihr wohl."

− pnp