Weiden
Er wog nur 280 Gramm: Dieser bayerische Bub ist ein kleines Wunder

28.05.2019 | Stand 20.09.2023, 4:22 Uhr

Bei seiner Geburt wog Michael nur 280 Gramm – jetzt freuen sich Mama Regina und Papa Thomas darüber, dass sie gemeinsam – und gesund – die Kinderklinik am Klinikum Weiden verlassen konnten. −Fotos: Kliniken Nordoberpfalz AG

Kleiner Mann, großer Kämpfer: Mit nur 280 Gramm ist Baby Michael am 24. November im Klinikum Weiden zur Welt gekommen - viel zu früh und nur so groß wie eine Handfläche. Fast ein halbes Jahr nach seiner Geburt ist das kleine Wunder nun perfekt: Michael konnte die Kinderklinik verlassen, verkündet das Klinikum nun in einer Pressemitteilung.

Der 6. März 2019 war der errechnete Termin, an dem Mutter Regina Zwillinge entbinden sollte. Doch die Schwangerschaft verlief mit Komplikationen: Ein Zwilling verstarb noch im Mutterleib und auch für Michael waren die Aussichten schlecht. Ab der 23. Schwangerschaftswoche wurde Regina deshalb im Klinikum betreut. Und trotzdem waren die Risiken hoch: Frühgeborene, die so früh geboren werden, haben ein sehr großes Risiko, zu versterben oder mit schweren Beeinträchtigungen zu überleben. "In dieser Grauzone an der Grenze der Lebensfähigkeit zählten vor allem die Wünsche der Eltern", betont Dr. Ines Erhardt, Leiterin des Perinatalzentrums Nordostbayern.

"Es war ein Kämpfen um jeden Tag"

Um die Chancen zu erhöhen, wollten die Eltern alles unternehmen, um einerseits etwas Zeit bis zur Geburt zu gewinnen und andererseits den richtigen Zeitpunkt für die Entbindung zu finden. "Ab diesem Zeitpunkt war es ein Kämpfen um jeden Tag", erklären Regina und ihr Mann Thomas. Auch für das Kreissaalteam war es ein tägliches Hoffen und Bangen. In der 26. Schwangerschaftswoche musste Michael schließlich per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden - mit 280 Gramm und 19 Zentimetern, der Größe einer Handfläche.

Es folgten Monate der Behandlung und Überwachung - mit stetigen kleinen Fortschritten, aber auch mit Problemen und Besorgnis bei den Eltern, ob alles gut werden würde. "Natürlich befanden wir uns zu Anfang in einer schwierigen medizinischen Grenzsituation, in der nicht klar war, ob Michael eine Chance auf ein gesundes Überleben haben würde. Wie wir es klar mit den Eltern vereinbart haben, wurde von Anfang an darauf geachtet, wie vital sich das Kind präsentiert. Und als wir Zeuge seines großen Lebenswillens wurden, hat er von uns jede Hilfe und Unterstützung erhalten, die medizinisch möglich und sinnvoll ist", erklärt Dr. Fritz Schneble, Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum Weiden. "Die Eltern sind der schwierigen Ausgangssituation mit großem Optimismus und mit Vertrauen in die medizinische und pflegerische Behandlung begegnet - das war sehr wichtig!"

Ganz vier Frühchen-Tagebücher hat Michael gefüllt

Alle Eindrücke, Erlebnisse und Gefühle haben Regina und Thomas in Frühchen-Tagebüchern, die von der Intensivstation an Eltern ausgegeben werden, festgehalten. Normalerweise ist das für Frühgeborene ein einzelnes Buch - im Fall von Michael wurden es vier. Das erste Bild, das erste Mal das Kind im Arm zu halten, das Überspringen der 1000-Gramm-Grenze, das erste Bad, der Umzug von der Intensiv- auf die Überwachungsstation, die Umstellung der Ernährung von Magensonde auf Fläschchen - vier Bücher voll mit Meilensteinen in der Entwicklung eines kleinen Wunders, in denen sich auch die Schwestern der Intensivstation mit liebevollen Einträgen verewigt haben.

Ein knappes halbes Jahr hat der kleine Mann gekämpft und eisernen Lebenswillen an den Tag gelegt. Und das Kämpfen hat sich gelohnt: Gesund, munter, mit über 2500 Gramm und einer Größe von 42 Zentimetern durfte Michael nun endlich heim zu Mama, Papa und seinem großen Bruder Korbinian.

− vr