Bad Reichenhall
Doppelte Unterschrift für CSU und AfD ein "Haustürgeschäft"?

08.02.2020 | Stand 19.09.2023, 22:14 Uhr

Dr. Christoph Lung spricht von einem "klassischen Haustürgeschäft". −Foto: Corinna Anton

Hat die Reichenhaller AfD (Landkreis Berchtesgadener Land) heimliche Unterstützer in den Reihen anderer Parteien und Gruppierungen? Das konnte man meinen, wenn man der Sitzung des Wahlausschusses am Dienstag folgte. Zwei Unterstützer-Unterschriften für die AfD waren ungültig: Eine Person hatte auch für den Wahlvorschlag der CSU unterzeichnet, eine andere Person steht als Kandidat selbst auf einer anderen Stadtratsliste.

CSU-Oberbürgermeisterkandidat Dr. Christoph Lung distanziert sich deutlich von der AfD. Es gebe "keinerlei Verknüpfungspunkte, keinerlei Sympathie" zwischen den beiden Parteien, sagt er auf Nachfrage der Heimatzeitung. Die Reichenhaller CSU zeige "klar Flagge gegen jegliche Form von Extremismus", er sei selbst schon als Redner gegen Rechtsextremismus aufgetreten.

Wie es zur Doppelunterschrift für AfD und CSU kam, erklärt Lung nach Rücksprache mit der betroffenen Person so: Es habe sich bei der Unterschrift für die AfD um ein "klassisches Haustürgeschäft" gehandelt. Der Unterschriftensammler sei der Person "langjährig bekannt" gewesen und habe eine Unterschrift für sich persönlich erbeten. Als Wahlleiter Thomas Maltan dann vor einigen Tagen anrief, sei die Person "regelrecht erschrocken" und habe die Unterschrift für die AfD "selbstverständlich zurückgezogen", die für die CSU dagegen bekräftigt.

Der zweite Fall ist komplizierter. Eine weitere Person hat laut Maltan als Unterstützer den Vorschlag der AfD unterschrieben, obwohl sie selbst als Kandidat auf der Stadtratsliste einer anderen Partei oder Gruppierung stand. Name der Person oder der Liste nannte Maltan im Wahlausschuss nicht, auch nicht auf Nachfrage der Heimatzeitung.

AfD-Spitzenkandidat Jens Schosnowski antwortete auf die Anfrage der Heimatzeitung, wie die Unterstützer-Unterschriften der AfD zusammenkamen, per E-Mail: "Was die Stadtratslisten und die Unterstützungsunterschriften angeht, so ist selbstverständlich alles regelkonform abgelaufen." Auf den im Raum stehenden und in der Anfrage ebenfalls angesprochenen Vorwurf des "Haustürgeschäfts" ging Schosnowski nicht ein.

− can

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