Passau
"Die Räuber" am Landestheater: Wolfgang M. Bauer im Gespräch

28.01.2015 | Stand 19.09.2023, 20:49 Uhr

Bekannt als Schaupieler, Regisseur und Autor: Wolfgang Maria Bauer. − Foto: Fenzl, Agentur Unit One

Es ist das erste Drama von Friedrich Schiller, geschrieben in der Epoche des Sturm und Drang: "Die Räuber", 1781 anonym veröffentlicht und schließlich 1782 in Mannheim uraufgeführt. Das Drama um zwei ungleiche Brüder hat am kommenden Samstag in Passau Premiere. Das Landestheater Niederbayern hat Regisseur, Schauspieler und Autor Wolfgang Maria Bauer (siehe rechts) für die Inszenierung gewonnen. Die PNP sprach mit dem Regisseur.

"Die Räuber" sind Schullektüre und viel bearbeitet. Welche Art von dramaturgischer Bearbeitung gibt es bei Ihnen?

Bauer: Ich kenne "Die Räuber" bestens, seit ich am Theater bin. Es war meine erste Arbeit als Schauspieler. Als ich Oberspielleiter in Heidelberg war, war das Stück meine Eröffnungsinszenierung. Immer wieder fragt man mich, ob ich "Die Räuber" inszenieren möchte. Da scheint es irgendeine Beziehung zwischen meinem Äußeren und den "Räubern" zu geben, ich weiß es nicht. Es ist nicht das, was mich gerade sehr interessiert, habe es aber trotzdem gelesen. Beim Lesen ergab sich für mich eine ganz neue Welt und neue Fragestellungen. Das Stück hat sich für mich noch einmal total neu erzählt und war spannend. Es gibt für mich zwei große Stränge in dem Stück: Der eine ist das Schloss mit Papa und Amalia, der andere sind die Räuber. Ich dachte, die Schlossszenen allein würden eigentlich schon ausreichen, denn sie reden nur über Karl und die Räuber. Es gibt keinen inneren Konflikt, Amalia sagt z. B. nur: "Ich liebe ihn." Ich dachte, es würde reichen, nur die Schlossszenen zu spielen. "Die Räuber", das ist so wie unsere Pegida-Angst, die Angst vor dem Fremden oder dem Islamismus. Genau darüber kam ich zum zweiten Gedanken: Diese Räuberpistolen sind relativ austauschbar, wogegen der Familienkonflikt im Schloss zwingender ist. Ich mag das auch nicht, wenn irgendwelche Stadttheaterschauspieler einen auf ganz wild machen. Und dann geht man in sein Eigenheim und passt auf die Kinder auf. Irgendwas stimmt da nicht, das ging mir auch so, als ich das Stück gespielt habe. In den 1990er Jahren ging das noch, da gab es noch Punks, aber heute haben wir eine gepamperte Generation, die nur noch nach oben will.

Wie lautet Ihre Fragestellung?Bauer: Der Kern meiner Fragestellung war: Warum wird einer Räuber? Warum geht einer nach Syrien und lässt sich zum Kämpfer ausbilden? So kam es, dass ich im ersten Teil formal das Familiendrama spiele, im zweiten Teil gibt es im klassischen Sinn keine "Räuber". Wir haben praktisch Figuren erdacht, die sich radikalisiert haben.

Sind das heutige Figuren? Bauer: Ja, es geht um die Radikalisierung in unserer Gesellschaft. Das kann der Nachbar sein, der sich radikalisiert hat und Gift über den Zaun schmeißt, weil einer nicht mäht. Oder ein vermeintlicher IS-Kandidat. Wir gestalten das als Diskussion mit sechs Personen, die wir erfunden haben. Dazu gesellt sich an jedem Abend ein Moderator, der das Thema diskutiert: Warum wird jemand Räuber? (Bei der Premiere moderiert die Passauer Kabarettistin und Schauspielerin Barbara Dorsch, Anmerkung der Redaktion.)

Es spielen: Klemens Neuwirth, Andreas Schneider, David Moorbach, Katharina Elisabeth Kram, Jochen Decker, Lisa Oertel, Matthias Lehmann, Reinhard Peer, Roland Schreglmann, Josepha Sophia Sem.

Ausstattung: Prof Herbert Kapplmüller.

Zu sehen am 31. Januar, 1. Februar, 6., 24., 27. März, 22., 23. Mai. Für die letzte Vorstellung gibt es noch gute Platzauswahl, alle anderen sind nahezu ausverkauft.

 Karten unter 0851/9291913.

Mehr zum Thema lesen Sie am 28. Januar in der Passauer Neuen Presse.