Garching an der Alz
Das Böse als Kamerad: Hitlers Freund in Garching

25.07.2014 | Stand 20.09.2023, 5:20 Uhr
Das Bild rechts zeigt Schmidt (l.) und Hitler in den 1930er Jahren. −Foto: Foto: PNP

Er hat mit Hitler gekämpft, mit Hitler sein Leben riskiert, mit Hitler das Etappenlager geteilt. Einer steilen Karriere im Dritten Reich wäre damit eigentlich nichts im Wege gestanden. Doch auch wenn Ernst Schmidt, der spätere NS-Ortsgruppenleiter und Bürgermeister von Garching an der Alz (Landkreis Altötting), durchaus von der Freundschaft zum Führer profitierte, malen Zeitgenossen von ihm alles andere als das Bild eines glühenden Nazis.

Ernst Schmidt ist knapp 25 Jahre alt, als er am 6. August 1914 zum Militär eingezogen wird. Wenige Tage zuvor hat das Deutsche Reich erst Russland und dann Frankreich den Krieg erklärt. Deutsche Truppen haben ohne Vorwarnung die belgische Grenze überschritten, als Folge ist Großbritannien in den Krieg eingetreten. Schmidt erlebt die ersten Kriegstage in der Kaserne in München, dient im Regiment List. In derselben Einheit wartet ein weiterer Neuling auf seinen ersten Fronteinsatz: Adolf Hitler. Wie Ernst Schmidt gehört er der 1. Kompanie an. Dass beide bald Freunde werden, liegt wohl nicht nur an der generellen Kameradschaft – so verbindet Schmidt und Hitler darüber hinaus eine gemeinsame Leidenschaft: das Malen.

Ein Hitlerfreund, der Feindsender hört

Für Hitler und Schmidt ist die direkte Frontzeit rasch vorbei. Auch nach dem Krieg reißt der Kontakt nicht ab. 1926 übernimmt Schmidt die Garchinger NSDAP-Ortsgruppe, später steigt er zum stellvertretenden  Kreisleiter auf, 1941 wird er Bürgermeister. Dass die Karriereleiter innerhalb der Partei damit bereits zu Ende ist, und das, obwohl ihn der Reichskanzler am Chiemsee besucht und ihn umgekehrt immer wieder zu sich einlädt, deutet in  Garching so mancher als ein Zeichen dafür, dass es bei Schmidt mit radikalem NS-Denken nicht allzu weit her war.  Tatsächlich hält er sich bei Reden zurück und  hört täglich "Feindsender", wie der aus Garching stammende Historiker Fritz Demmel in Erfahrung gebracht hat. Mehr noch: Mehrmals soll Schmidt  Garchinger Juden und  NS-Gegner vor dem KZ bewahrt oder sie aus Dachau zurückgeholt haben. Mehr zum Thema lesen Sie am Freitag, 25. Juli, in der Heimatzeitung (Online-Kiosk) – oder hier als registrierter Abonnent. Der Artikel ist Teil unserer Serie "Ostbayern im 1. Weltkrieg".