Landkreis Deggendorf
Corona-"Sommerwelle" macht sich bisher kaum bemerkbar

Corona-Inzidenz in der zweiten Juni-Hälfte deutlich angestiegen – Lage im Klinikum ruhig

08.07.2022 | Stand 21.09.2023, 21:36 Uhr

Die Entwicklung der offiziellen Inzidenz im Landkreis in den vergangenen zwei Monaten. In der zweiten Juni-Hälfte ist ein deutlicher Anstieg zu sehen. Doch möglicherweise ist der vorerst vorbei.

In manchen Regionen Deutschlands sind in den vergangenen Wochen die Corona-Zahlen massiv angestiegen, das Schlagwort "Sommerwelle" hört man immer wieder. Im Landkreis Deggendorf ist die bislang vergleichsweise mild ausgefallen.



Bei 485 lag die Sieben-Tages-Inzidenz im Landkreis am Donnerstag, das liegt unter dem bayerischen Durchschnitt (713), dem Bundeswert (690) und niedriger als in den meisten Nachbarlandkreisen. Die Inzidenz von 485 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen zeigt allerdings auch, wie sehr sich die Pandemie und der Umgang damit seit dem vorigen Jahr verändert hat. Damals wurden die Neuinfektionen im Frühjahr durch die Kontaktbeschränkungen so stark gedrückt, dass Corona im Sommer fast verschwunden war: Anfang Juli 2021 lag die Inzidenz im Landkreis kurzzeitig bei null.

Viele haben Schrecken verloren

Die Impfungen und die Omikron-Variante(n) haben dazu geführt, dass eine Ansteckung mit Corona für viele Menschen ihren Schrecken verloren hat. Die lange Omikron-Welle des vergangenen Winters erreichte Mitte März im Landkreis ihren Höhepunkt mit einer Inzidenz über 2600. Ende März setzte ein starker Rückgang ein, die Inzidenz fiel in wenigen Wochen bis Ende April deutlich unter 500. Dann ging es noch einmal leicht aufwärts und in der zweiten Mai-Hälfte weiter bergab.

In der ersten Juni-Hälfte, als sich in Deutschland die neue Omikron-Untervariante "BA.5" auszubreiten begann, pendelte im Landkreis die Inzidenz zwischen 200 und 300. In der zweiten Juni-Hälfte war dann auch im Landkreis ein deutlicher Anstieg auf über 500 zu beobachten. Doch seit einer Woche ist der Anstieg wieder gebremst.

Die offizielle Inzidenz ist freilich mittlerweile nicht mehr besonders aussagekräftig. Wer nicht zum PCR-Test geht, wird auch nicht gezählt. Die Dunkelziffer dürfte daher erheblich sein. Die Frage, die keiner beantworten kann: Wie hat sich das Verhältnis von erfassten zu nicht erfassten Ansteckungen verändert? Wenn es über mehrere Monate gleich bleibt, zeigt die offizielle Kurve immerhin einen Trend an.

So schätzt das Klinikum die Lage ein

Auch an der Lage in den Krankenhäusern kann man ablesen, wie sich die Ansteckungen entwickeln. Eine Sommerwelle spüre man "derzeit weder bei den Patienten noch bei den Mitarbeitern", teilt Klinikumssprecher Jürgen Stern auf Anfrage mit, ergänzt aber: "Wir gehen davon aus, dass das noch kommen wird." Bis jetzt sei die "Zahl der Patienten mit Corona nicht dramatisch gestiegen", so Stern. "Wir bewegen uns im höheren einstelligen Bereich." Der Anstieg der Ansteckungen sei noch nicht im Krankenhaus angekommen. "Wir haben bisher aber immer eine deutliche Verzögerung gesehen", fügt der Klinikumssprecher an.

Laut Intensivregister gab es seit Mai über mehrere Wochen keinen einzigen Corona-Patienten auf der Intensivstation des Klinikums, am Donnerstag war es einer. Zur Hochphase der Omikron-Welle im Februar und März waren es über viele Wochen vier bis sechs Corona-Intensivpatienten. Zum Vergleich: In der Delta-Welle des vergangenen Herbsts reichten die 16 Intensivplätze für Corona-Patienten nicht aus und es wurden auch aus Deggendorf Patienten in andere Bundesländer verlegt.

Krankenstand von Klinik-Mitarbeitern nimmt leicht zu

Mehr als die Patientenzahlen machten vielen Krankenhäusern im Winter die Corona-Infektionen von Mitarbeitern zu schaffen. Aktuell nehme am Klinikum der Krankenstand wieder leicht zu, teilte Stern mit: "Wir müssen damit rechnen, dass auch die Infektionsrate mit Corona innerhalb der Belegschaft zunehmend ein Thema wird."

Schließlich kann man auch an der Zahl der Corona-Toten – mit etwas Verzögerung – verfolgen, wie sich die Infektionslage entwickelt. Im Februar starben zwölf Landkreisbürger an oder mit Corona, im März waren es 21, im April 12. Im Mai macht sich der deutliche Rückgang der Inzidenz bemerkbar: Vier Corona-Tote weist die Statistik des Landratsamts aus, im Juni waren es sechs. Das Durschnittsalter der Verstorbenen im Mai und Juni lag laut Landratsamt bei etwa 88 Jahren.