Reisbach
Bonpflicht-Ärger: Geschäftsfrau stellt gesammelte Säcke zur Schau

26.02.2020 | Stand 26.02.2020, 5:47 Uhr

Auf einem Wahlinfostand der Reisbacher CSU hat Geschäftsfrau Christina Ernst (Mitte) ihre seit Januar gesammelten Bons zur Schau gestellt. Unterstützung sicherten ihr die Gemeinderatskandidaten Melanie Niestatek (von links), Benjamin Taitsch, Andreas Steinberger und Christian Taitsch zu. −Foto: et

Zwei große Plastiksäcke hat sie schon zusammen – und das allein vom Einkaufsmarkt, Bäckerei und Getränkemarkt noch gar nicht mit eingerechnet: Seit Anfang Januar sammelt Christina Ernst, Inhaberin von Edeka Ernst in Reisbach (Landkreis Dingolfing-Landau), die Kassenbons, die ihre Mitarbeiter wegen der Bonpflicht für Kunden ausdrucken.

Seit Jahresanfang müssen Händler mit elektronischen Kassen ihren Kunden bei jedem Kauf einen Beleg aushändigen. Der Gesetzgeber möchte damit manipulierte Kassen und Steuerhinterziehung bekämpfen. Doch für viele Geschäftsleute auch im Landkreis Dingolfing-Landau bedeutet die Pflicht zur Ausgabe von Bons an den Kunden vor allem: eine große Belastung und jede Menge Ärger.

Christina Ernst betont, dass ihre Kassen alle Daten speichern. Wenn der Kunde den Kassenzettel wünsche, bekomme er ihn jederzeit. "Unsere Erfahrung zeigt aber, dass ihn die meisten nicht wollen." Aus ihrer Sicht ist das Einzige, das die Bonpflicht bewirkt hat, dass nun seit Januar jede Menge Sondermüll anfällt.

Um ein Zeichen zu setzen, hätte Christina Ernst ihre Bon-Müllsäcke gerne an die Zentrale der SPD nach Berlin geschickt – für die Bonpflicht zuständig ist das Bundesfinanzministerium unter Olaf Scholz (SPD). Doch dort verweigere man mittlerweile die Annahme. Stattdessen hat sie ihre beiden vollen Müllsäcke mit Bons auf einem Wahlinfostand der Reisbacher CSU zur Schau gestellt. Die örtlichen Gemeinderatskandidaten sicherten ihr Unterstützung zu.

Dass sich ausgerechnet die CSU nun in Reisbach gegen die Bonpflicht einsetzt, wundert wiederum den örtlichen Bundestagsabgeordneten der SPD. "Man versucht, das jetzt Olaf Scholz zuzuschieben", sagt Florian Pronold auf telefonische Nachfrage der LNP. Dabei sei die Bonpflicht ein gemeinsamer Gesetzentwurf von SPD und CDU, betont Pronold. "Die CSU vergisst manchmal, dass sie die Schwesterpartei der CDU ist", schmunzelt der MdB.

− et/tka/mko

Mehr dazu lesen Sie am Mittwoch in der Landauer Neuen Presse (Online-Kiosk) oder kostenlos im PNP Plusportal.