Grafenau
Bedarf für Tagesklinik für Psychiatrie wächst

09.09.2022 | Stand 22.09.2023, 2:32 Uhr

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (l.) informierte sich bei Dr. Cathy Czako und Prof. Dr. Peter Eichhammer über einen möglichen Bedarf einer Tagesklinik in Grafenau. −F.: Bezirk Niederbayern

Die Folgen der Corona-Krisen, aber auch die Angst vor Krieg und der zunehmenden Verteuerung von Energie, Strom und Lebensmitteln spielen eine große Rolle: Die Zahl der Erwachsenen, die das therapeutische Angebot der Ambulanz für psychische Gesundheit in Grafenau benötigen, steigt immer mehr. Und auch der Bedarf einer Tagesklinik im Landkreis wäre da.

Dies unterstrichen Dr. Cathy Czako, Leitende Ärztin der Abteilung Psychiatrische Dienste, und Ärztlicher Leiter Prof. Dr. Peter Eichhammer bei einem Informationsgespräch mit Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Eine besondere Herausforderung wäre es dabei allerdings, diese Tagesklinik personell ausstatten zu können.

Dr. Czako betonte die Wichtigkeit von sozialer Teilhabe, gerade für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die eine Erwerbsminderung haben. "Das gibt Struktur und sichert wichtige soziale Kontakte, und das ist für unsere Patienten gerade jetzt sehr wichtig." Die Situation derzeit in der Psychiatrie sei eine Herausforderung: "Wir haben gute Ärzte vor Ort. Aber wir könnten mehr Patienten versorgen, wenn wir die personellen Kapazitäten hätten", unterstrich die Ärztliche Leiterin.

Laut Prof. Dr. Eichhammer übernimmt der Psychiater in seiner Sprechstunde auch immer mehr Hausarztfunktion: Er hört zu und kennt den privaten Hintergrund. Das muss auch so sein: "Medikamente wirken nicht selten besser, wenn sich der Patient vorher in einem guten Gespräch aufgehoben fühlte und sich der Arzt Zeit für ihn nehmen konnte."

Der Bezirkstagspräsident war auch gekommen, um auszuloten, ob der Bedarf einer Tagesklinik in Grafenau gegeben wäre. Sowohl Dr. Czako als auch Prof. Dr. Eichhammer waren sich einig, dass dies absolut der Fall sei. "Wir haben erhebliche Schwierigkeiten, auch schwerkranke Patienten in Mainkofen unterzubringen", schilderte Prof. Dr. Eichhammer seine Erfahrungen. "Viele Patienten könnte man vor Ort abfangen." Die personelle Besetzung sei aber eine große Herausforderung.

Dr. Heinrich dankte für die offenen Worte: "Der ganze Bezirkstag zieht hier an einem Strang und steht dahinter", sagte er. "Und ich sehe, vor Ort würde es absolut Sinn machen. Die Frage der personellen Ausstattung müssen wir dabei lösen."

− eb