Schönbrunn am Lusen
Aylins großes Glück: Autistin arbeitet auf einem Pferdehof

21.03.2014 | Stand 21.03.2014, 13:13 Uhr

Ihr Herz gehört den Pferden: Aylin Münch (rechts) arbeitet seit Oktober auf dem Pferdehof von Lisa Pichler (links) mit. Auch die Pferdehof-Besitzerin musste dabei einiges lernen: "Zu viele Anweisungen auf einmal bringen gar nichts!". − Fotos: Jahns

Auf den ersten Blick wirkt alles völlig normal: Eine junge Frau steht auf der Koppel, beseitigt die Hinterlassenschaften der Pferde. Eine gestreifte Mütze hat sie auf, schaut kurz mit ihren dunklen Augen her und winkt. "Hallo", sagt Aylin zunächst noch etwas schüchtern. Wie eine "normale" Mitarbeiterin des Reiterhofs wirkt die junge Frau zunächst. Wären da nicht die Bild-Symbole, an einer Tafel im Reitstall. Oder die auffällig klaren Anweisungen, die Reiterhof-Besitzerin Lisa Pichler gibt. Aylin selbst weiß sehr wohl, was sie hat: Die 24-Jährige ist Autistin. Und ihre Nachmittage verbringt sie derzeit an einem ihr sehr lieb gewonnenen Ort: Auf dem Reiterhof von Lisa Pichler in Schönbrunn am Lusen. Dort macht sie ein Praktikum − und dabei lernt nicht nur Aylin täglich dazu.

"Ich selbst musste mich am Anfang natürlich auch umstellen − das war ja auch für mich eine ganz neue Situation", erzählt Lisa Pichler. Seit Oktober macht Aylin Münch, die eigentlich in den Wolfsteiner Werkstätten in der Serienproduktion arbeitet, immer nachmittags von Montag bis Donnerstag dieses Außen-Praktikum auf dem Reiterhof. Für ihre dortige Chefin ist Aylin die erste autistische Mitarbeiterin. "Und ich habe dadurch wahnsinnig viel gelernt", sagt Lisa Pichler. So musste auch sie erstmal lernen, wie man Aylin die Anweisungen so gibt, dass sie auch ankommen.

Mittlerweile weiß die Reiterhof-Betreiberin: "Wir machen eine Aufgabe nach der anderen. Auch Unterbrechungen sind nicht gut."

Aylin hat schon seit Kindesbeinen einen besonderen Draht zu Pferden. Die Tiere vertrauen ihr und sie vertraut den Tieren. Die 24-Jährige findet eine ganz einfache Antwort, warum ihr die Zeit auf dem Hof so gut tut: "Weil ich hier mal an ganz andere Dinge denken kann − und weil ich Pferde einfach so gerne mag." Stundenlang könnte sie mit den stolzen Vierbeinern auf der Koppel sein. Angst hat die zierliche 24-Jährige keine vor den großen Tieren. Und ganz nebenbei erfüllt die Arbeit noch eine wichtige Aufgabe: Hier kann Aylin Energien abbauen, das Chaos im Kopf ordnen, sich selbst spüren.

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