Passau
Abseilaktion für Henne "Erna" ist geglückt

09.08.2020 | Stand 09.08.2020, 15:41 Uhr

Leonie Martin transportierte Henne "Erna" unter ihrer Weste den Hang nach oben. −F.: privat

Die Halserin Leonie Martin ist bekannt für ihren Bart- und Malaien-Kauz "Liv", mit dem sie Kindergärten und Schulen besucht. Überhaupt hat sich die 24-Jährige ganz den gefederten Erdbewohnern verschrieben, wird immer öfter auch als Helferin bei Rettungsaktionen für Vögel und Co. hinzugezogen. Nun aber hat sich bei ihr zuhause eine dramatische Rettungsaktion abgespielt, wie sie erzählt. Für Henne "Erna" seilte sich die Studentin den Abhang hinab. Dort hatte sie das verunglückte Tier mit einer Wärmebildkamera entdeckt.

Frau Martin, Sie sind nicht nur als weiblicher Falkner eine Seltenheit, immer wieder passieren Ihnen auch tierische Abenteuer . Glauben Sie, Sie ziehen das irgendwie an?
Mittlerweile ja, anfangs dachte ich, dass es immer nur ein Zufall ist, dass ich gerade an dem Ort bin, wo ein verletztes, verschollenes oder ein in Not geratenes Tier sich befindet. Da sich aber die Zufälle häufen, haben diese Erlebnisse für mich tatsächlich etwas magisches und unerklärliches. Aber es ist jedes Mal wieder wunderbar einem Tier – ob Schwan, Falke, Taube, Huhn – geholfen zu haben. Für mich gibt es die Variante "aufgeben" nicht, da jedes Lebewesen wertvoll und einzigartig ist. Ernas Vertrauen zu mir, nach ihrer Rettungsaktion, lässt mich oft schmunzeln und ich bin gespannt, wer sich als nächstes irgendwo einklemmt, abstürzt oder sich in sonst einer misslichen Lage befindet.
Wie kam es zur Abseilaktion?
Meine Familie und ich haben neuerdings Seidenhühner. Erna, die Leithenne, ist neugierig und auch ein bisschen aufmüpfig. Vor kurzem dann war sie morgens einfach verschollen. Wir fanden ein paar Federn an einem Abgrund. Wir suchten verzweifelt, bis ich ein Scharren am dicht bewachsenen Hang hörte. Mit einer Wärmebildkamera entdeckte ich sie dann. Sie saß in unwegsamem Gelände, eine Leiter hinzustellen war nicht möglich. Deshalb beschloss ich, dass mein Vater mich von oben mit entsprechender Ausrüstung, die wir Gott sei Dank hatten, in den Hang abseilt. Das klappte wunderbar, nach ca. fünf Minuten hatte ich Erna erreicht, die nichts Besseres zu tun hatte, als in die andere Richtung zu flüchten. Beruhigende Worte brachten Erna dazu, sich einfangen zu lassen.

Wie schafften Sie es, das Huhn nach oben zu befördern?
Es gab nur eine Möglichkeit: Ich steckte Erna vorne in meine Jacke, machte den Reißverschluss zu und aufwärts ging’s! Sicher angekommen wurde Erna wieder behutsam in den Stall zu ihren Freunden gesetzt, wo sie sich erholen konnte. Der Tag verlief dann ruhig, durch die verhängte Ausgangssperre (lacht).