Auf die Werte kommt es an

Simon Kalmbach ist Student an der Uni Passau und Bundespressesprecher des RCDS

11.11.2020 | Stand 20.09.2023, 1:05 Uhr

Simon Kalmbach in seiner Wohnung −Foto: Gallbronner

Die Politik ist allgegenwärtig in der Wohnung von Simon Kalmbach. In einem Maßkrug steckt eine Flagge des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Eine Mund-Nasen-Bedeckung in blau-weißem CSU-Design hängt am Fenstergriff. Auf dem Esstisch in Massivholz-Optik liegt neben einem dicken Kochbuch lediglich die aktuelle Frankfurter Allgemeine Zeitung, vorherige Ausgaben sind feinsäuberlich auf der Bank gestapelt.

Auch am heimischen Küchentisch in Berlin sei die Politik oft Thema gewesen: "Das hat mein Interesse früh geweckt", erzählt Kalmbach. Er sagt von sich selbst, dass er eine "behütete Kindheit" gehabt habe, in der ihm christlich-bürgerliche Werte vermittelt worden seien. "Mir war einfach wichtig, solche Werte auch weiterzugeben", begründet er, dass er sich für die CDU/CSU als politische Heimat entschieden hat.

Früh war ihm auch klar, dass sein Studium etwas mit Politik zu tun haben soll – "nur was wusste ich noch nicht". Nach dem FSJ in Frankreich wurde es dann der Bachelor-Studiengang der Staatswissenschaften an der Uni Passau. Den hat er inzwischen fast beendet, studiert aber seit einem Jahr parallel noch Jura – alles für die angestrebte Karriere "im politisch-administrativen Bereich", also in einem Ministerium, einem Abgeordnetenbüro oder als Lobbyist. Ob er selbst mal als Politiker arbeiten will, lässt Kalmbach offen: "Das kann man nicht planen."

Gleich zu Beginn seines Studiums 2016 schloss sich Kalmbach dem RCDS an. Dort habe er sich direkt wohlgefühlt: "Man findet sofort Anschluss, wenn man an die Uni kommt." In seiner Anfangszeit beim RCDS habe er enge Freundschaften geknüpft. Zwar sei er auch in JU und CSU gerne engagiert – im CSU-Ortsverband Passau-Mitte ist er Vorstandsmitglied –, komme sich dort jedoch ab und an doch als "Exot" vor.

Am RCDS gefällt Kalmbach außerdem, dass man sich wöchentlich trifft: "Diese Kontinuität kannte ich so von der JU oder CSU nicht", sagt er. Diskutiert wird bei den Treffen über hochschulpolitische Themen. Seine Anliegen vertritt der RCDS unter anderem im Studentischen Konvent der Uni Passau, eine Art Studentenparlament, aber auch in den Landes- und Bundesverbänden von JU und CDU/CSU.

Kalmbach ist stolz darauf, dass es ein Antrag, den er verfasst hat, auf die Tagesordnung des nächsten JU-Landestages geschafft hat. Er befasst sich mit der Erweiterung der Exmatrikulationsklausel im Bayerischen Hochschulgesetz. Was relativ trocken klingt, hat einen konkreten Hintergrund: Studenten, die an der Uni Straftaten begehen oder Lehrveranstaltungen stören, sollen leichter exmatrikuliert werden dürfen. "Man sieht ja schon, dass sich im universitären Kontext auch Extremisten bewegen", erklärt Kalmbach die Motivation des Vorstoßes. In Passau sei das weniger der Fall, aber an anderen bayerischen Universitäten gebe es einige linksextreme Bestrebungen.

In seinen etwas mehr als vier Jahren beim RCDS hat es Kalmbach weit gebracht: Gerade erst wurde er für eine zweite Amtszeit im Bundesvorstand bestätigt. Dort kümmert er sich vor allem um die Pressearbeit. "Es ist eine recht schnelllebige Karriere", sagt Kalmbach. Schließlich ist nach Ende des Studiums Schluss und es braucht neue Funktionäre.

Wie alle anderen Politikbereiche ist auch die Hochschulpolitik momentan vom Umgang mit der Corona-Pandemie geprägt. Kalmbach hebt seine ansonsten ruhige Stimme, wenn er über das Thema spricht. "Wir sind ungefähr die letzten in der Hierarchie, an die gedacht wird", fasst er seine Sorgen zusammen. Wenn dann mal Maßnahmen für Studenten beschlossen würden, seien diese schon wieder von den Ereignissen überholt worden.

Viel werde darüber diskutiert, wie man Schülern helfen könne. Studenten, so nach Kalmbachs Auffassung die herrschende Meinung, seien ja selbstständig und würden das schon hinbekommen. Das stimme zwar, aber komplett vernachlässigen dürfe man sie nicht. Besonders die Erstsemester fielen momentan in ein Loch – "weil die Städte ihnen nichts bieten können." Auch bei älteren Studierenden gebe es Probleme: "Bachelorarbeiten sind bereits seit Monaten nicht korrigiert", erzählt Kalmbach. Grund sei der massive Mehraufwand, den die Universitäten wegen Corona stemmen müssten.

Wie man das Problem lösen kann? "Aktuell wird natürlich an jeder Ecke Geld gebraucht", meint Kalmbach nicht nur mit Blick auf die Universitäten. Dort fehle es aber nicht erst seit Beginn der Pandemie an Geld und Personal. "Das ist keine Neuigkeit", sagt er.

Auch die konkrete Arbeit der Studentenvertretung vor Ort schränkt Corona ein: Wegen der Pandemie wurden die Hochschulwahlen überwiegend per Briefwahl abgehalten. Allerdings habe es unter anderem bei der Zustellung der Wahlunterlagen Pannen gegeben, sodass die Wahl erfolgreich angefochten wurde. Seit Anfang Oktober die letzte Amtszeit endete, gebe es keine arbeitsfähige Studentenvertretung mehr in Passau: "Extrem fatal", findet Kalmbach.

Dabei ist er vor Ort gar nicht mehr an vorderster Front tätig: Wegen seiner Tätigkeit im Bundesvorstand ist er seit Mitte des Jahres nicht mehr Ortsvorsitzender des RCDS, gehört aber noch als Beisitzer dem Vorstand an. "Es bleibt doch irgendwie mein Steckenpferd, auch wenn man es natürlich an die jüngeren übergeben muss", sagt er.

"Kein Zukunftsmodell" ist für ihn übrigens die Online-Lehre. "Mir qualmt so der Kopf", sagt er mit Blick auf vier bis fünf Zoom-Meetings, die er im Rahmen von Lehrveranstaltungen und seiner Tätigkeit beim RCDS hat. Ihm fehle der persönliche Kontakt: "Man igelt sich ein", meint Kalmbach.