Berchtesgadener Land
41600 Stunden ehrenamtlich im Einsatz

403 Freiwillige der fünf heimischen BRK-Bereitschaften im Berchtesgadener Land blicken 2021 auf arbeitsreiches Jahr zurück

18.02.2022 | Stand 20.09.2023, 5:24 Uhr
Markus Leitner

Bei einem Verkehrsunfall mit einem THW-Laster während der Hochwasser-Katastrophe Mitte Juli in Berchtesgaden rückten die BRK-Bereitschaften Bad Reichenhall und Berchtesgaden aus. −Fotos: BRK BGL

Die fünf freiwilligen Bereitschaften des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Berchtesgadener Land bestehen aktuell aus insgesamt 403 Mitgliedern. 2021 haben sie zusammen mehr als 41600 ehrenamtliche Stunden geleistet. Sie blicken auf ein auch unabhängig von der Corona-Pandemie arbeitsreiches, forderndes und hinsichtlich Weiterqualifizierung und Gewinnung neuer Helfer durchaus erfolgreiches Jahr zurück. Die zu größten Teilen mit Spenden der heimischen Bevölkerung finanzierten Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG’n) sind in Ainring-Mitterfelden, Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing und Teisendorf stationiert, ergänzen den regulären Rettungsdienst und Krankentransport mit Personal und 21 zusätzlichen Sanitäts- und Betreuungsfahrzeugen. Sie waren 2021 bei 73 größeren Einsätzen und Spitzen gefordert und haben dabei 42 Patienten versorgt oder in Kliniken transportiert.

Wetter, Tourismus und Corona sorgen für jede Menge Arbeit

Bedingt durch Wetter, Tourismus, Verkehr und nicht zuletzt Corona gibt es immer wieder so genannte Einsatzspitzen mit besonders vielen Notfällen und Krankentransporten gleichzeitig, wobei die ehrenamtlichen BRK-Bereitschaften dann die reguläre Vorhaltung mit ihren eigenen Sanitätern und Fahrzeugen ergänzen. 2021 versorgten und transportierten sie 42 Patienten (2020: 36) – bei Unfällen, bei internistischen Notfällen sowie bei Engpässen im Krankentransport. "Dieses sinnvolle Plus an Sicherheit für die Menschen im Landkreis leisten wir ausschließlich ehrenamtlich. Die zusätzlichen Fahrzeuge und Ausrüstung müssen aber nahezu komplett mit Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden", betont Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter, der vor allem bei der schwierigen Finanzierung der Garagen zukünftig auf öffentliche Unterstützung hofft.

Einzelne Bereitschaften individuell organisiert

Geografisch ist das Berchtesgadener Land aufgrund der Berge gerade im südlichen Landkreis von den Nachbarregionen abgeschnitten. Wenn alle regulären Rettungsmittel bereits im Einsatz sind, kann die Leitstelle deshalb auf die SEG’n zurückgreifen. Die BRK-Bereitschaften im Landkreis halten zur Ergänzung des Rettungsdienstes und für Großschadensfälle aller Art 21 zusätzliche Fahrzeuge, zehn Anhänger und umfangreiche Ausrüstung bereit, die – genauso wie die Aus- und Fortbildung der freiwilligen Sanitäter – fast ausschließlich über Spendengelder finanziert werden.

Die einzelnen Bereitschaften werden lokal eigenständig und individuell unterschiedlich von Ehrenamtlichen organisiert und betrieben, die auch verschiedene Schwerpunkte in ihrer Arbeit setzen, aber alle gemeinsam im Auftrag verbunden sind, anderen Menschen zu helfen.

Mehr als 5000 Stunden haben die aktuell 55 Ehrenamtlichen der BRK-Bereitschaft Ainring 2021 geleistet, darunter rund 945 bei 127 Arbeitsdiensten, mehr als 1358 bei 53 Fortbildungen, Lehrgängen und Übungen, 347 bei 13 Einsätzen ihrer SEG Betreuung und Verpflegung, über 23 Stunden bei vier Einsätzen zur Erstversorgung von Patienten mit ihrem Notfallkrankenwagen, 2077 Stunden im ehrenamtlichen Rettungsdienst und Krankentransport, bei Einsatzleiter-Rettungsdienst-Einsätzen und im Sozialdienst, sieben Stunden bei zwei Sanitätsvorsorgediensten und 236 bei 49 Besprechungen. "Außergewöhnlich waren die Unterstützung mit unserer SEG Verpflegung bei einer großen Evakuierung während einer Fliegerbomben-Entschärfung im Landkreis Mühldorf und der Feldkoch-Einsatz bei der Hochwasser-Katastrophe im Landkreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz", erinnert sich Bereitschaftsleiter Till Schöndorfer, der selbst als Feldkoch während seines Urlaubs tagelang mitgeholfen hat, um täglich rund 13000 Mahlzeiten für obdachlose Hochwasser-Opfer und Einsatzkräfte zuzubereiten.

Die derzeit 92 Mitglieder der BRK-Bereitschaft Bad Reichenhall haben 2021 7791 ehrenamtliche Stunden geleistet, darunter 2865 im Bayerisch Gmainer Corona-Testzentrum, weitere 1433 im Reichenhaller Schnelltestzentrum, 365 bei 15 SEG-Einsätzen, 240 in der SEG-Aus- und Fortbildung, 160 bei sonstigen Ausbildungen, 380 beim Umzug der SEG in die neue Einsatzhalle an der Reichenhaller Straße und bei Geräte-Wartungen, 1440 bei Einsätzen ihres Herzenswunsch Hospizmobil, 112 bei Organisationsaufgaben für das Hospizmobil, 225 in der Bereitschaftsleitung, 485 in der Blutspende, 26 bei 18 Hausnotruf-Hintergrunddienst-Einsätzen und 60 in der Altkleidersammlung. Fünf Ausbildungstermine fanden online statt, drei weitere in Präsenz. Die ehrenamtlichen Helfer waren mit dem 4x4 Gelände-Geschicklichkeitsfahren in Schneizlreuth und dem Thermenlauf bei zwei Sanitätsvorsorgediensten vor Ort.

Ende Januar mussten sie wegen des starken Schneefalls und der erhöhten Einsatzzeiten durch die schlechten Straßenverhältnisse und wegen eines allgemein erhöhten Einsatzaufkommens ihre Wache besetzen und einen Krankentransport durchführen. Mitte Februar stellten sie für den Landkreis einen neuen Infektionsschutz-Anhänger in Dienst. Am 11. April mussten sie wegen der großen Corona-Demo in Freilassing ihre Wache besetzen. Mitte Juli waren sie während der Hochwasser-Katastrophe im inneren Landkreis zur Ergänzung des regulären Rettungsdienstes und zur Betreuung Evakuierter gefordert, wobei sie bei einem internistischen Notfall und bei einem Verkehrsunfall mit einem THW-Lastwagen helfen mussten.

Patienten über weite Strecken verlegt

Mitte August mussten die Rotkreuzler bei brütender Hitze die Fahrgäste eines liegengebliebenen Reisebusses auf der A8 betreuen und versorgen. Am 21. September waren sie wieder bei einer Spitzen-Abdeckung gefordert und übernahmen einen Notfalleinsatz in Bischofswiesen. Ende September sicherten sie die Entschärfung einer Fliegerbombe in Bischofswiesen ab und betreuten betroffene Anwohner. Am 20. Oktober sicherten sie den großen Feuerwehr-Einsatz beim Brand im Dolomitwerk Oberjettenberg ab. Ende Oktober wurden sie wegen der durch die Corona-Pandemie knappen Kapazitäten in den heimischen Kliniken voralarmiert, um Patienten über weite Strecken in weniger belastete Regionen zu verlegen.

Insgesamt 10442 ehrenamtliche Stunden waren die aktuell 72 Mitglieder der BRK-Bereitschaft Berchtesgaden rund um Bereitschaftsleiter Walter Söldner 2021 im Einsatz, wobei ein Großteil der Arbeit von 18 besonders aktiven Helfern übernommen wurde. Trotz der Corona-Einschränkungen fanden regelmäßig Veranstaltungen statt, die die Sanitäter mit insgesamt 897 ehrenamtlichen geleisteten Stunden absicherten, darunter die Bobbahn-Dienste bei der Rodel-Weltmeisterschaft, beim Skeleton-Worldcup und Europa-Cup am Königssee, der Snowboard-Wettkampf am Götschen, Skispringen an der Kälberstein-Schanze und weitere Sanitätsdienste bei Filmaufnahmen wie "Watzmann ermittelt" und "Sissi".

Darüber hinaus waren die Ehrenamtlichen mit 82 Stunden bei 22 Einsätzen ihrer SEG zur Spitzenabdeckung und bei größeren Schadenslagen unterwegs, leisteten 136 weitere Stunden beim Hochwasser-Katastrophen-Einsatz im inneren Landkreis, insbesondere in der Betreuungsstelle im Buchenhaus und investierten mit der Glückshafen-Losbude und der Altkleidersammlung 571 Stunden in die Mittelbeschaffung. 7676 Stunden fielen für sonstige Aufgaben an, darunter ehrenamtlicher Rettungsdienst und Krankentransport, Aus- und Fortbildungen, Fahrzeug- und Materialwartungen, Werkstattfahrten, Besprechungen, Inventur und Reparatur des Glückshafen- Anhängers, Kranzniederlegungen, Ausflüge, der Fiaccolata-Fackellauf, Darsteller-Tätigkeit bei den Sissi-Film-Dreharbeiten und Besprechungen mit den Verantwortlichen in Hotels und Gemeinden wegen der Corona Testungen. Die Bereitschaft Berchtesgaden kümmerte sich um die Testungen in den heimischen Hotels, besetzte für den Landkreis zwei Teststraßen an der Watzmann-Therme, führte zwei Test-Termine bei den Kreistagssitzungen im Kurhaus durch und übernahm weitere Testungen in den heimischen Schulen und im Berchtesgadener Bauhof, wobei insgesamt 1080 ehrenamtliche Stunden zusammenkamen.

Neue Ausrüstung und moderner Rettungswagen

Stolze 14477 ehrenamtliche Stunden hat die BRK-Bereitschaft der Stadt Freilassing 2021 geleistet. Die freiwillige Gemeinschaft des Roten Kreuzes boomt weiterhin und zählt mittlerweile 150 Mitglieder, darunter auch 45 Kinder und Jugendliche, die in zwei Jugend-Gruppen organisiert sind. Mit Unterstützung der Gemeinden, heimischer Firmen und Förderer konnten die Ehrenamtlichen auch ihre Ausrüstung modernisieren: 2021 tauschten sie ihren in die Jahre gekommenen Rettungswagen aus, beschafften einen Tragestuhl, neue Einsatzhosen und 30 neue Einsatzhelme. Die bisherige Leitung rund um Bereitschaftsleiter Stefan Fuchs ist bei den Wahlen weitgehend im Amt geblieben: nur William Kreßner und Tobias Haas übernehmen seit einigen Monaten als neuer Jugendwart und als neuer Gerätewart zusätzliche Verantwortung. Acht Aktive konnten unter erschwerten Corona-Bedingungen ihre Ausbildung zum Rettungsdiensthelfer absolvieren.

Die Ehrenamtlichen waren neben ihren eigentlichen Aufgaben im Bevölkerungsschutz für die Bürger des Landkreises vor allem an den Corona-PCR-Teststationen in Bayerisch Gmain und am Freilassinger Badylon gefordert, wobei sie allein dort bis Ende April 2480 Stunden geleistet haben. Danach übernahm den weiteren Betrieb ein privater Anbieter, dem der Zuschlag nach einer Ausschreibung des Landratsamts erteilt wurde, an der sich das Rote Kreuz nicht beteiligt hatte. Das restliche Jahr über engagierte sich die BRK-Bereitschaft zusammen mit ihren Ainringer Kameraden und der BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Freilassing-Ainring in Corona-Schnelltest-Zentren in Ainring und Freilassing und baute darüber hinaus einen Schnelltest-Bus aus, der sich das restliche Jahr über sehr bewährt hat und jeweils fünf bis sechs Tage pro Woche im Gebiet zwischen Anger und Laufen ortsnah für die Bürger im Einsatz war. Insgesamt leisteten die Ehrenamtlichen bei der Durchführung der Schnelltests von Mai bis Dezember über 4440 Stunden, davon allein 3080 Stunden die BRK-Bereitschaft Stadt Freilassing. Aber auch die ehrenamtlich geleisteten Schichten im regulären Rettungsdienst und Krankentransport kamen mit 1701 freiwilligen Stunden nicht zu kurz. Die BRK-Bereitschaft stellt hier Personal, das zusammen mit hauptamtlichen Kollegen Rettungswagen, Krankenwagen und Notarzteinsatzfahrzeuge besetzt, den bestehenden Personal-Pool ergänzt und die Ausfall-Sicherheit gerade in Pandemie-Zeiten erhöht.

"Unsere Sanitäter können dabei wichtige Praxis-Erfahrung am Patienten sammeln, was ihnen die notwendige Routine für Sanitätsdienste und SEG-Einsätze bei größeren Schadenslagen verschafft", erklärt Fuchs. Obwohl wegen Corona weniger Veranstaltungen stattfanden, war die Freilassinger Bereitschaft 2021 immerhin bei zwölf Sanitätsvorsorgediensten gefordert. Die SEG musste zu 14 Einsätzen bei Bränden, größeren Unfällen und zur Spitzen-Abdeckung während mehrerer allgemein erhöhter Einsatzaufkommen ausrücken, übernahm drei Fernfahrten für den regulären Rettungsdienst und war darüber hinaus mit vier Sanitätern und zwei Rettungswagen tagelang bei einem Sondereinsatz des oberbayerischen Kontingents beim Hochwasser in Ahrweiler gefordert. Insgesamt kamen dabei über 815 Stunden zusammen.

Die Bereitschaft bildete 2021 in fünf Kursen Menschen in Erster Hilfe aus. Zu den im vergangenen Jahr fünf Blutspende-Terminen im Freilassinger Badylon kamen 801 Spender, darunter 55 Erstspender, wobei der Blutspendedienst 729 verwertbare Konserven gewinnen konnte und die Ehrenamtlichen der Bereitschaft 140 Stunden in der Spender-Betreuung leisteten. 1887 Stunden kamen bei individuellen Ausbildungen und Lehrgängen zusammen, darüber hinaus weitere 1071 Stunden bei Dienstabenden und Übungen. Die Bereitschaftsjugend führte 23 eigene Fortbildungsabende online und 14 vor Ort mit insgesamt 1217 geleisteten Stunden durch. Mit Hygiene-Konzepten waren auch ein Ferienprogramm mit 63 Kindern und ein 14-Stunden-Nachwuchs-Übungstag zusammen mit der Feuerwehr Saaldorf möglich. Für sonstige Aufgaben in der Organisation, Geräte-Wartung und Öffentlichkeitsarbeit kamen über 2085 Stunden zusammen.

640 Stunden die Kameradschaft gepflegt

Die 34 Ehrenamtlichen der BRK-Bereitschaft Teisendorf und des Teisendorfer Arbeitskreises Soziales haben 2021 über 3900 ehrenamtliche Stunden geleistet, darunter allein 160 im ehrenamtlichen Rettungsdienst und Krankentransport, 24 Stunden während fünf SEG-Einsätzen bei Bränden und einem Gas-Austritt, 855 Stunden in den Covid-Teststationen, 48 weitere Stunden bei lokalen Corona-Testungen, 45 Stunden bei drei Sanitätsvorsorgediensten, 325 bei 15 Aus- und Fortbildungen, die teilweise online aber auch in Präsenz stattfanden, über 230 Stunden in der Ausbildung eines neuen Rettungssanitäters und bei einem Lehrgang für "Technik und Sicherheit", 640 Stunden in der Kameradschaftspflege, 985 Stunden für Organisatorisches, für die Mittelbeschaffung, für die Verwaltung und für ein großes Imagefilm-Projekt und weitere 600-Bastel-Stunden für den Weihnachtsmarkt. "Wir sind klein, fein und fleißig und eine coole Truppe!", freut sich Bereitschaftsleiterin Constanze Jäkel, die ihren Leuten trotz der Pandemie-Einschränkungen ein abwechslungs- und lehrreiches Fortbildungsjahr bieten konnte, das neben Einsatzübungen viele medizinische Themen zu Anatomie, Neurologie, Wiederbelegung, Gynäkologie und Geburtshilfe, Infektionsschutz, Geräte-Einweisungen, Psychosozialer Notfallversorgung, Einsatztaktik und großen Schadenslagen und Katastrophen behandelte.