Bad Reichenhall
21-Jähriger verirrt sich am Hochstaufen

Notarzthubschrauber "RK2" und Reichenhaller Bergwacht rücken zu nächtlichem Einsatz mit der Winde aus

14.03.2022 | Stand 21.09.2023, 3:42 Uhr

Der RK2 aus dem Tiroler Außerfern traf kurz nach 20 Uhr in Reichenhall ein und konnte mit seinen Scheinwerfern den jungen Mann orten. −Fotos: BRK BGL

Die Besatzung des nachttauglichen Tiroler Notarzthubschraubers "RK2" und die Bergwachten Bad Reichenhall, Teisendorf-Anger und Freilassing haben am Sonntagabend einen unverletzten verstiegenen 21-jährigen Wanderer vom Hochstaufen gerettet. Am Samstag sind die Bergretter zwei Mal ausgerückt.

Der Oberpfälzer war am Sonntag im Abstieg über dem Normalweg versehentlich einer Spur im Schnee in Richtung Goldtropfsteig gefolgt und hatte dann beim Versuch, mit seiner App auf den Normalweg zu queren, den Steig verloren. Schließlich saß er in knapp unter 1300 Metern Höhe zwischen Goldtropf und der Bartlmahd fest. Nach tagsüber noch milder, frühlingshafter Witterung wurde ihm nach Sonnenuntergang in der sternenklaren und frostigen Nacht ohne zusätzliche Bekleidung und Wechselwäsche sehr schnell kalt, berichtet das BRK Berchtesgadener Land. Ohne Licht und mit nur noch wenig Handy-Akku hatte der 21-Jährige auch keine Chance, ohne Hilfe ins Tal zu kommen. Gegen 18.40 Uhr setzte er in seiner Not bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf ab.

Der Einsatzleiter der Bergwacht schickte drei Fußtrupps über die Padinger Alm und den Goldtropfsteig los. Aufgrund der drohenden Unterkühlung und wegen des steilen und mit Schneefeldern durchsetzten alpinen Geländes einen nachtflugtauglichen Heli an. "RK2" aus dem Tiroler Außerfern traf kurz nach 20 Uhr in Bad Reichenhall ein. Die Freiwillige Feuerwehr leuchtete ihm einen Landeplatz am Hammerschmiedweg gegenüber der Rupertus Therme aus. Die Besatzung ließ ihren Notarzt dort aussteigen und flog mit einem ortskundigen Reichenhaller Bergwachtmann weiter zum Staufen, wo sie den Verstiegenen mit dem Scheinwerfer orten und mit der Rettungswinde aufnehmen und ausfliegen konnte. Die Besatzung eines Rettungswagen des Reichenhaller Roten Kreuzes übernahm den Unterkühlten und brachte ihn in die Kreisklinik Bad Reichenhall. Zwölf Bergretter waren gut drei Stunden lang im Einsatz. Sie konnten wieder absteigen, nachdem die Winden-Rettung geglückt war.

Lichtquellen in der Berchtesgadener Rinne

Bereits am Samstagabend war die Bergwacht auf der Südseite des Vorderen Rotofen – bekannt auch als Großer Rotofenturm, Montgelas-Nase oder Nase der Schlafenden Hexe gefordert. Kurz nach 19 Uhr wurden von Bischofswiesen aus Lichtquellen in der Berchtesgadener Rinne gesichtet und über Notruf gemeldet. Der Einsatzleiter versuchte vom Zipfweg aus, mit Blaulicht und Blinkzeichen Kontakt zu den mutmaßlich in Not geratenen Kletterern aufzunehmen, die sich über längere Zeit kaum mehr bewegt hatten. Bergwacht und Polizei beobachteten die Lichter, fanden das Fahrzeug der Kletterer am Parkplatz und entschieden dann, den Einsatz abzubrechen, da die Bergsteiger weder über Notruf geantwortet noch zurückgeblinkt hatten . Die Tour mit Biwak am Gipfel wurde offensichtlich bewusst nachts durchgeführt.

Vermisste Frau am Zwiesel

Am Samstagnachmittag war kurz nach 15 Uhr ein Notruf vom Zwiesel eingegangen, wo ein Mann und seine Tochter bei einer gemeinsamen Bergtour vom Jochberg aus die Mutter verloren hatten. Die Frau war zwischen Zwieselalm und Gipfel zurückgeblieben, wobei sie dann im Abstieg bis zur Alm nicht mehr auftauchte.

Während sich die Bergwacht bereits auf den Einsatz zu Fuß und mit dem Heli vorbereitete, machte sich auch der Mann auf die Suche und ging erneut zum Gipfel, die Tochter wartete währenddessen an der Alm. Dann konnte er Entwarnung geben: Andere Wanderer hatten die 63-Jährige mit einer leichten Knieverletzung gefunden und zur Alm gebracht. Sie konnte auch noch ohne Hilfe weiter ins Tal absteigen konnte. Sechs Bergretter aus Bad Reichenhall und Freilassing konnten den Einsatz dann abbrechen.

− red