Passau
17000 Geflüchtete reisten bisher über Passau ein

14.03.2022 | Stand 21.09.2023, 7:13 Uhr

Aus der Ukraine Geflüchtete zusammen mit den Helfern des Hilfsgüter-Transports, der sie mit nach Passau nahm, darunter Eva van de Pavert (hinten, ab 5.v.r.) und Bernhard König. −Foto: Korduletsch

In der Stadt Passau steigt die Zahl der aus der Ukraine geflüchteten Menschen. Mittlerweile sind rund 17000 Personen aus dem Kriegsgebiet über das Stadtgebiet eingereist, informiert das OB-Büro in einer Pressemitteilung und beruft sich dabei auf Angaben der Bundespolizei.

Die Stadt Passau hat für die Erstversorgung der Flüchtlinge eine Notunterkunft in der Dreifachturnhalle für bis zu 150 Personen eingerichtet. Die ukrainischen Flüchtlinge erhalten dort einen Schlafplatz, Essen und soweit erforderlich ärztliche Unterstützung sowie Hilfestellung für die weiteren Schritte im Rahmen ihres Aufenthalts in der Bundesrepublik Deutschland.

In den vergangenen zwei Wochen haben insgesamt 204 Menschen das Angebot in der Dreifachturnhalle genutzt, informiert das OB-Büro. Die meisten seien eigenständig entweder mit dem Auto oder mit der Bahn nach einer Übernachtung zu ihren gewählten Zielorten weitergereist.

In der Dreifachturnhalle kümmern sich Einsatzkräfte des Malteser Hilfsdienstes, des Bayerischen Roten Kreuzes, der Feuerwehr sowie die Mitarbeiter des Katastrophenschutzes und des Sozialamts der Stadt um die Aufnahme, die Essensversorgung, die erforderliche Corona-Testung und um die zügige Weitervermittlung in eine andere Unterkunft, falls dafür Bedarf besteht.

Auf den Aufruf der Stadt Passau hin, freie Wohnmöglichkeiten für ukrainische Flüchtlinge zu melden, konnten bisher rund 160 Plätze festgestellt werden. Insgesamt sind laut Rathaus aktuell 68 Personen aus der Ukraine im Stadtgebiet untergebracht.

"Ich danke den Passauerinnen und Passauern bereits jetzt für ihr großartiges Engagement für die Flüchtlinge und für die große Solidarität mit dem ukrainischen Volk, das seit Beginn des Krieges unvorstellbares Leid erfahren muss", so Oberbürgermeister Jürgen Dupper. "Es steht außer Frage, dass wir in dieser Situation unsere Abläufe hochfahren und uns bestmöglich um die ankommenden Menschen kümmern. Das haben wir bisher gemacht und wir werden diesen Weg beibehalten, wenn der Flüchtlingsstrom stärker wird."

Es werde davon ausgegangen, dass in den kommenden Tagen immer mehr Personen ankommen und Schutz suchen. Aus diesem Grund ruft die Stadt Passau erneut Personen auf, die möblierte Wohnangebote in der Stadt Passau zur Verfügung stellen können, sich unter wohnungshilfe-ukraine@passau.de zu melden.

Sollten ukrainische Flüchtlinge in Passau eine Unterkunft bezogen haben, die nicht durch die Stadt Passau vermittelt wurde, haben auch diese Personen Anspruch auf staatliche Leistungen und Krankenhilfe, informiert das Rathaus. Außerdem benötigen sie für einen über 90 Tage gehenden Aufenthalt eine Aufenthaltserlaubnis. Sowohl die Beantragung von finanzieller Unterstützung als auch die Ausstellung einer Aufenthaltserlaubnis erfolgen im Ausländeramt der Stadt Passau.

Hierzu sind in einem ersten Schritt die Personalien der ukrainischen Staatsangehörigen sowie Kopien der Reisepässe an das Funktionspostfach des Ausländeramtes ala-ukraine@passau.de zu übermitteln. Das Ausländeramt steht für Fragen unter ✆396-548 zur Verfügung.
Ihren Weg nach Passau gefunden haben auch mehrere Ukrainer im Rahmen des zweiten Passauer Hilfstransports, organisiert von Eva van de Pavert. Vergangene Woche ist er mit dringend benötigten Sachspenden aufgebrochen – und hat Kriegsvertriebene mit zurück nach Passau gebracht.

LKW-Fahrer Manfred Hitzinger hat die gesammelten Spenden ins ukrainische Mukatschewo gefahren, von wo sie, organisiert vom ukrainischen Youth Council, dorthin gebracht werden, wo sie am dringendsten gebraucht werden.

Spontan hat sich auch Bernhard König, Geschäftsführer von AKE Technologies, dem Transport und vor allem dem Rücktransport von Kriegsvertriebenen angeschlossen. Mit seinem Privat-Pkw fuhr er bis zur slowakischen Grenze, nach Vyšné Nemecké.

"Seine Mitarbeiter legten Überstunden ein, damit er mitfahren konnte", ist Eva van de Pavert dankbar. In Vyšné Nemecké holte er Angehörige eines Passauers sowie deren beiden Yorkshire-Terrier ab. Der Passauer hatte den Hilfstransport zuvor kontaktiert und um Hilfe bei der Einreise der Angehörigen gebeten. Zufällig ist Bernhard König außerdem auf zwei Schwestern gestoßen, die jeweils mit ihrem Kind einen Weg aus dem Kriegsgebiet suchten. "Sie hatten zu dem Zeitpunkt schon sieben Tage Flucht aus Kiew hinter sich. Ihre Männer mussten sie zurücklassen. Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen nicht ausreisen", erklärt Eva van de Pavert. Die zwei Frauen und zwei Kinder sind nun im Passauer Priesterseminar untergebracht. Ihnen wurde sofort Hilfe z.B. bei der Besorgung von Simkarten fürs Handy angeboten. "Die Frauen sind sehr dankbar."

Auch die Angehörigen des Passauers waren sehr, sehr froh über die Fahrt nach Deutschland. Sie sind weiter gereist und nicht in Passau geblieben, weiß Eva van de Pavert. Sie freut sich derweil über eine Spendenaktion der Passauer Cantina Ensenada. Am 15. März ab 15 Uhr (Snacks und Getränke, ab 18 Uhr mexikanische Küche) wird das Restaurant den gesamten Umsatz der Ukrainehilfe spenden. "Damit organisieren wir eventuell einen dritten Hilfstransport", freut sich die Initiatorin.