Vilshofen
Flüchtlinge finden Aufnahme in altem Gasthaus in Sandbach

14.03.2022 | Stand 22.09.2023, 1:58 Uhr

Im ehemaligen Gasthaus von Michael Kuffner in Sandbach stehen 14 Zimmer für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung. Noch sind Handwerker dabei, das Gebäude zu ertüchtigen. −Foto: Hirtler-Rieger

Die große Eingangstüre steht weit offen, Handwerker gehen ein und aus. Im ehemaligen Gasthaus Michael Kuffner am Ortseingang von Sandbach wird unter Hochdruck gearbeitet. Und das aus gutem Grund: sieben ukranische Frauen und Kinder auf der Flucht sind in dem altehrwürdigen Gebäude bereits eingezogen. In den nächsten Wochen und Monaten könnten es noch ein paar Dutzend mehr werden.

Stephan Wimmer aus Ortenburg hat das Gasthaus vor rund zwei Jahren gekauft. Nach den Schreckensnachrichten aus der Ukraine beschloss er, es Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. 14 Zimmer kann er vermieten, Ansprechpartnerin vor Ort ist Vera Schuster, Leiterin des Pflegedienstes Agape. Die ersten gespendeten Betten sind bereits eingetroffen, weiteres Inventar wird folgen, da das Haus bereits leer geräumt war. In den letzten 20 Jahren waren nur noch einzelne Räume genutzt worden. Derzeit wird die Heizung saniert.

Bürgermeister Florian Gams ist sehr dankbar über das Angebot von Stephan Wimmer. "Das ist einfach eine dramatische Situation. Da sind wir über jede Wohnmöglichkeit für Flüchtlinge froh", sagt er. Er appelliert an alle Bürger, die ein Zimmer oder Wohnraum zur Verfügung stellen wollen, sich bei der Stadt zu melden.

Für die Sandbacher ist das keine neue Situation. Herbert Kuffner hat 1989 und später in seinem großen Gebäude mit Ferienwohnungen zunächst Schlesiern aus Polen und später ausgesiedelten Russland-Deutschen Quartier angeboten. Es handelte sich überwiegend um Familien. Diese blieben unterschiedlich lang in der Unterkunft mit 14 Zimmern, zwischen einem Jahr und über 15 Jahre, wie Herbert Kuffner sich erinnert. Nach und nach zogen sie in Mietwohnungen, kauften oder bauten sich Häuser, die meisten in Vilshofen.

Das Engagement für fliehende Frauen und Kinder aus der Ukraine ist allerorten spürbar. Kurzfristig berief der Arbeitskreis Vilshofener Asylbewerber (AVA) am Sonntag ein Treffen für alle Interessierten ein, um Fragen zu klären und weiter zu vermitteln. Wo müssen sich ukrainische Staatsbürger registrieren, wo finden sie Wohnraum, Deutschkurse, Arbeit? Das Interesse war riesig. Rund 50 Menschen kamen im Café Welcome zusammen, wurden mit Kaffee und Kuchen bewirtet und hatten Fragen.

Eva Felscher bedankte sich bei Jutta Pusch und Alexander Swoboda von der Freikirche Siebenten-Tags-Adventisten, die ihre Räume in der Lautensackstraße zur Verfügung gestellt hatten und sich intensiv am Betrieb des Café Welcome beteiligen. Auch Bürgermeisterin Silvia Ragaller sowie Patrizia Hager, die im Landratsamt Passau für Sozialplanung und Integration zuständig ist, wie auch die Vertreterinnen der Helferkreise Eging und Aidenbach gaben Auskunft.

Helfen ist wichtig, machte Eva Felscher deutlich, warnte aber die Ehrenamtlichen davor, sich nicht über die Maßen zu belasten: "Man darf auch einmal Nein sagen!" Sie erinnerte daran, dass der Verein AVA seit 2011 viel freiwillige Arbeit für die Flüchtlinge geleistet habe.

Godehard Limmer forderte einen zentralen Ansprechpartner für alle Belange rund um Asyl in Vilshofen. Auch der Geistliche Alexander Schlierf befürwortete einen "runden Tisch", an dem Helferkreise und Experten zusammengeführt werden, um damit die Ehrenamtlichen zu entlasten. Bürgermeisterin Silvia Ragaller will sich dem Wunsch annehmen.