Pläne für Neugestaltung
Umbau in der Regensburger Altstadt: Bordsteine raus, Bäume rein

14.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:14 Uhr

Wenn die Umgestaltung abgeschlossen ist, soll der gesamte Straßenzug — hier die Kreuzung von Schäffner- und Königsstraße – barrierefrei sein. −Foto: Scharf

Regensburg. In der Regensburger Altstadt rollen bald die Bagger an. Die Rewag muss im Bereich zwischen Maxstraße und Obermünsterviertel Leitungen erneuern und den Abwasserkanal sanieren. Anlass für die Stadt, das gesamte Areals gleich neu zu gestalten. Und da soll vor allem eins passieren: Bordsteine und Parkplätze raus, Bäume rein.



Im Fokus stehen die westliche Drei-Kronen-Gasse, die südliche Fröhliche-Türken-Straße, die Straße Am Brixener Hof, die Schäffnerstraße und die Grasgasse. Am Dienstag wird im Stadtplanungsausschuss das Gestaltungskonzept beraten. Der Bereich gilt seit längerem als ein etwas vergessenes Areal der Altstadt. Direkt neben der rausgeputzten Fußgängerzone brummt hier über ramponiertes Pflaster noch der Autoverkehr. Die Verwaltung sagt, dass der Bereich "heutigen Anforderungen an einen historischen Straßenraum" nicht mehr genüge und spricht von einem regelrechten "Bruch" zum näheren Umfeld. Das Areal werde deswegen an die zuletzt sanierten benachbarten Straßen angeglichen.

Am auffälligsten dürften sich die Änderungen im Verkehr auswirken. Der gesamte Bereich soll beruhigt werden. Autos dürfen dann nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren, Fußgänger und Radfahrer bekommen grundsätzliches Vorrecht, dürften den Verkehr allerdings "nicht unnötig behindern", wie die Stadt mitteilt.

Vorfahrt für Fahrräder

Die Straßen selbst werden stark verändert. Hier peilt die Stadt eine "niveaugleiche Oberfläche von Hauskante zu Hauskante" an. Borde sollen entfallen, der gesamte Raum barrierefrei werden. Dass der Fahrradverkehr nun Vorfahrt hat, ist für Klaus Wörle vom Allgemeinen Deutscher Fahrrad Club Regensburg "einfach eine angemessene Maßnahme, um den Gegebenheiten dort gerecht zu werden und eigentlich auch überfällig". Wörle glaubt, dass sich für die Autofahrer letztlich gar nicht viel ändern wird: "Die fahren in diesem Bereich ja jetzt schon zum Glück sehr langsam. Es geht auch gar nicht anders, das sind keine Straßen, durch die man hindurchbrettern kann, da ist 30 eigentlich schon zu schnell."

Eines dürfte für Autofahrer dagegen deutlich spürbar werden: Die Stadt plant, alle frei verfügbaren Kurzzeitparkplätze in dem Areal zu streichen. Die in direkter Nähe liegenden Parkhäuser am Petersweg und am Dachauplatz hätten genug Kapazitäten, heißt es. Die aktuelle Zahl von Bewohner- und Behindertenparkplätzen soll dagegen beibehalten werden. Um die Aufenthaltsqualität weiter zu steigern, soll außerdem so viel Grün wie möglich in das Viertel geholt werden. Die Stadt plant unter anderem "großzügige Pflanzinseln".

Nicht zuletzt für die ansässigen Geschäftsleute dürfte die Bauzeit große Einschränkungen mit sich bringen. Regina Schneider vom Kaffee- und Feinkosthaus Rehorik befürchtet, dass die Menschen "in dieser Zeit noch schwieriger zu uns kommen als jetzt schon". Verständnis für die Maßnahme hat sie dennoch: "So etwas muss dann eben gemacht werden." Auf lange Sicht sei die Neugestaltung ohnehin eine "gute Sache", findet sie: "Bislang ist das hier eher weniger ein Standort mit klassischer Laufkundschaft. Es ist sicher gut, wenn wir stärker in die Fußgängerzone mit eingebunden werden. Das dürfte ein Mehrwert für alle hier sein."

"Wird sowieso aufgerissen"

Politisch scheinen die Zeichnen für das Vorhaben günstig zu stehen. Die CSU-Fraktion, stärkste Gruppe innerhalb der Regierungskoalition, ist wegen des Wegfalls von Kurzzeitparkplätzen derzeit noch gegen eine Verkehrsberuhigung im direkt angrenzenden Obermünsterviertel. Der Maßnahme zwischen Obermünsterviertel und Maxstraße will sie Sprecher Jürgen Eberwein zufolge dagegen zustimmen: "Dass ein paar Kurzzeitparkplätze wegfallen, bereitet uns auch hier Bauchschmerzen. Allerdings sind das wirklich nur wenige und auch die neue Drehscheibe am Alten Eisstadion dürfte bereits lange fertig, wenn das alles abgeschlossen ist." Die CSU habe bei ihrer Abwägung nicht zuletzt die Notwendigkeit der Kanalarbeiten berücksichtigt: "Hier wird jetzt sowieso aufgerissen. Es ist einfach wirtschaftlich, dann auch gleich etwas zu machen."

Genauer Zeitplan noch nicht bekannt

In der Beschlussvorlage des Stadtrats sind keine genauen Termine aufgeführt. Allerdings heißt es, dass die Arbeiten an Gas-, Wasser- und Stromleitungen und am Kanal durch die Rewag "dringend notwendig" seien. Diese dürften demnach wohl in naher Zukunft angegangen werden. Regina Schneider von Rehorik berichtet, dass es bereits Gespräche mit der Stadt darüber gab, wie während der Bauarbeiten alles organisiert werden könne.

Überraschungen soll es für die betroffenen Anlieger und Hauseigentümer nicht geben. Diese sollen im direkten Vorfeld der Neugestaltung über das Gestaltungskonzept und den genauen Zeitplan informiert werden, teilt die Verwaltung mit. Die Umsetzung werde in einzelnen Bauabschnitten erfolgen. Es sei zudem auch möglich, dass noch weitere Straßenabschnitte zusätzlich mit einbezogen werden.