Laufen / Saaldorf-Surheim
Neue BRK-Wachstation am Abtsee: Das Produkt starker Nerven und vieler helfender Hände

07.05.2024 | Stand 07.05.2024, 15:00 Uhr
Markus Leitner

Steht da wie eine Eins: die neue Station der BRK-Wasserwacht Laufen-Leobendorf. − Fotos: Markus Leitner

Diesen Augenblick hatten viele herbeigesehnt: Die neue, moderne Wachstation der BRK-Wasserwacht Laufen-Leobendorf ist feierlich eingeweiht worden. Vier anspruchsvolle Jahre mit 700 Stunden ehrenamtlicher Arbeit haben sich gelohnt.

Die ehrenamtliche Ortsgruppe hatte bei schönem Frühlingswetter das Brassquintett „KonterBrass“, Gäste, Partner-Organisationen, Spender und Sponsoren an den Abtsdorfer See eingeladen. Stiftsdekan Simon Eibl spendete den freiwilligen Einsatzkräften, ihrem neuen Gebäude und dem 2020 in Dienst gestellten neuen Rettungsboot „Sissi“ den kirchlichen Segen.

BRK-Kreisvorsitzende Sabrina Schauer, Ortsgruppenvorsitzender Christoph Scharf und ihr Team bedankten sich mit einem Weißwurst-Frühstück sowie Kaffee und Kuchen bei allen Wegbereitern. Darunter jenen, die mit persönlichem Einsatz, Finanzspritzen und/oder ehrenamtlicher Eigenleistung den Neubau ermöglicht hatten. Rund 250.000 Euro waren investiert worden, um die Wachstation auf Vordermann zu bringen. Gedankt wurde unter anderem Landrat Bernhard Kern, den Bürgermeistern Hans Feil (Laufen) und Andreas Buchwinkler (Saaldorf-Surheim), dem BRK-Kreisvorsitzenden Roland Richter und dessen Geschäftsführer Tobias Kurz. Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr fand am Abend eine nachträgliche Firstfeier statt.

Schlaflose Nächte und verbrauchte Nerven



Die BRK-Kreisvorsitzende Sabrina Schauer und ihr Amtsvorgänger Rudi Schierghofer waren sichtlich emotional bewegt. Schauer sprach von einem Meilenstein, aber auch davon, dass sie bei den ersten Planungen vor vier Jahren niemals erwartet hätte, welche Belastung auf sie zukommen würde: „Ich kann es immer noch nicht richtig glauben, dass wir nach 38 Jahren die alte und marode Hütte tatsächlich durch eine neue Rettungswache ersetzen konnten! Zurückblickend auf die Höhen und Tiefen mit einigen schlaflosen Nächten bin ich froh, dass wir den Neubau Ende 2023 erfolgreich fertigstellen konnten“, sagte Schauer. Der stellvertretende Technische Leiter der Ortsgruppe, Nico Grothaus überreichte Geschenke für Schauer und Scharf, die den Neubau federführend realisiert hatten: „Nervennahrung für Sabrina, Gin für Christoph und für Euch beide ein Gutschein für die Therme zum Entspannen; Die gesamte Mannschaft sagt: Vergelts Gott!“

Begonnen hatte das Projekt Neubau im Mai 2020. Informationen wurden gesammelt, Erfahrungen anderer Wachten eingeholt et cetera, ehe das Landratsamt im September 2021 seine Unterstützung signalisierte. In Abstimmung mit der Gemeinde Saaldorf-Surheim und der Zustimmung durch den Freistaat Bayern wurde die Genehmigung des Bauvorhabens im Januar 2022 durch den Bauausschuss der Stadt Laufen erteilt.

Erhalt einer alten Eiche kostete weitere 40.000 Euro



„Die Planungen waren gezielt darauf ausgelegt, den Neubau auf dem bestehenden Fundament zu errichten, um Kosten einzusparen und eine weitere Versiegelung von Flächen zu vermeiden. Leider wurde diese Bauplanung durch die Untere Naturschutzbehörde abgelehnt, weil eine alte Eiche auf der Ostseite des Gebäudes gefällt werden hätte müssen“, erinnerte sich Schauer. Nach Einholung eines von der UNB geforderten Gutachtens und den nötigen Umplanungen mit nochmaliger Genehmigung durch die Stadt Laufen bekamen die ehrenamtlichen Retter dann im August 2022 die ersehnte Baugenehmigung vom Landratsamt. Mit Baubeginn am 24. Januar 2023 wurden vier für das Habitat weniger bedeutende Bäume auf der Westseite der alten Wacht gefällt. „Die alte Eiche, die durch die Umplanung stehenbleiben konnte, hat dadurch sozusagen eine Wertsteigerung von 50.000 Euro erfahren“, merkte Schauer an.

Offiziell genutzt wird die neue Station seit 1. Dezember 2023. Danach war die Arbeit allerdings noch nicht erledigt: Die Freiwilligen mussten neben vielen kleineren und größeren Arbeiten die Räume einrichten und die Außenanlagen fertigstellen. Nachdem zum Jahresende die letzten Rechnungen für das Bauprojekt eingegangen waren, schloss man die Finanzierung durch die Einholung der bereits zugesagten Zuschüsse ab. Es blieb nur eine kleine Deckungslücke, die der BRK-Kreisverband übernahm.

Von 200.000 Euro war man ausgegangen. Durch den Erhalt der Eiche kamen 40.000 Euro hinzu, inklusive der bekannten Kostensteigerungen landete man dann bei einer Viertelmillion Euro. Allerdings: Mit über 700 ehrenamtlichen Stunden in Eigenleistung verhinderte die BRK-Wasserwacht, dass es noch viel teurer wurde, wobei Schauer und Scharf jeden Tag vor der Arbeit, in der Mittagspause oder am Abend selbst auf der Baustelle waren und nach dem Rechten schauten.

Gefreut hätte man sich aber schon über mehr Unterstützung seitens des Freistaats, doch es gab weder im Rahmen des Katastrophenschutzes noch des Bayerischen Rettungsgesetztes Fördermittel, erklärte Schauer, die die fehlende Unterstützung bei einer politischen Diskussion in Ainring auch persönlich an Innenminister Joachim Herrmann herangetragen hatte.

„Es ist ein leidiges Thema: Beim Bau von Wachstationen bekommen wir nach wie vor keine staatliche Unterstützung; jede der Ortsgruppen muss das Problem selbst lösen – deshalb ganz herzlichen Dank an alle Spender“, sagte der Vorsitzende der BRK-Wasserwacht in Oberbayern, Michael Weisky, in seinem Grußwort. Zuschüsse gab es dafür von den regionalen Banken und ihren Stiftungen. Der BRK-Kreisverband sagte Eigenmittel in Höhe von 50000 Euro zu. Darüber hinaus hatten viele lokale Unternehmen gespendet, von denen einige selbst am Bau beteiligt waren.

Ausschließlich regionale Firmen



„Wir freuen uns besonders, dass wir ausschließlich regionalen Firmen den Zuschlag geben konnten“, betonte Schauer. Anschließend lobte sie ihre eigene Mannschaft: „Ohne Eure Unterstützung und Mithilfe hätten wir die oft auch sehr kurzfristig anstehenden Arbeiten nicht geschafft.“

„Sabrina, ohne Dich wäre die neue Wachstation jetzt nicht hier“, lobte Ortsgruppenchef Scharf den persönlichen Einsatz der Kreis-Wasserwacht-Vorsitzenden, wobei er im Rückblick wertschätzend feststellte, dass das Projekt den Ehrenamtlichen zeitweise nervlich durchaus an die Substanz gegangen ist und alle froh sind, dass das Gebäude nun fertig ist. Es folgen noch drei Notrufsäulen am See, die durch die Björn-Steiger-Stiftung bezahlt werden. Die Unterhaltskosten werden durch die anliegenden Gemeinden Saaldorf-Surheim und Laufen getragen.

Dank und Lob in den Grußworten der Ehrengäste



„Wir mussten viel rudern, haben es aber miteinander geschafft. Ihr miteinander habt geplant, abgerissen, gebaut. Miteinander helft ihr, wo ihr gebraucht werdet, dieses Miteinander zeichnet uns aus im Landkreis! Es ist sicher ein Haufen Geld, aber überaus sinnvoll angelegt“, sagte Landrat Bernhard Kern.

Laufens Bürgermeister Hans Feil brachte seine persönliche Wertschätzung zum Ausdruck und sagte: „Wir haben den Neubau gerne begleitet!“ Andreas Buchwinkler, Bürgermeister in Saaldorf-Surheim, ergänzte: „Ihr habt hart gerackert, euer Team zusammengeschweißt und würdigt den Bau – auch weil ihr wisst, was das an Arbeit war! Danke für die stets offene Zusammenarbeit. Macht weiter so.“

Freilassings Polizeichef Gerhard Huber dankte für die gute Zusammenarbeit und den engen Austausch. Der Ehrenvorsitzende der BRK-Wasserwacht im Landkreis, Rudi Schierghofer freute ist über die Entwicklung der Ortsgruppe und die neue moderne Wachstation, äußerte aber auch sein Unverständnis zu den Naturschutzauflagen: „Ich durfte Laufen quasi von den Anfängen an, als die Ortsgruppe nur ein Ruderboot hatte, als Technischer Leiter und dann als Kreisvorsitzender begleiten und hab miterlebt, wie Ausrüstung und Leistungsfähigkeit immer besser geworden sind. Der Naturschutz ist gut und wichtig. Man sollte sich dennoch ab und an die Frage stellen: Was ist wichtiger? Ein Menschenleben oder ein paar Büsche und Stauden, die wir am alten Standort wegen des fehlenden Blicks auf den See wegschneiden hätten müssen, aber nicht durften.“