Was sind das für Wolken?
Facebook-Spekulationen um „Chemtrails“ am Passauer Himmel: Experte klärt auf

15.04.2024 | Stand 16.04.2024, 18:36 Uhr

Ungewöhnliche Wolken haben einige Passauer am Sonntagmorgen beobachtet. Auf Facebook wurde spekuliert, ob es sich dabei um sogenannte „Chemtrails“ handelt. Der Deutsche Wetterdienst klärt nun auf. − Foto: privat

In den frühen Sonntagmorgenstunden haben einige Passauer am Himmel ungewöhnliche Wolkenformationen beobachtet. Auf Facebook ist sofort eine Diskussion entbrannt, ob es sich dabei um sogenannte „Chemtrails“ handelt. Rüdiger Manig vom Deutschen Wetterdienst kann das Phänomen erklären.



Herr Manig, worum handelt es sich bei den Beobachtungen?
Es handelt sich eindeutig um Kondensstreifen.

Auf Facebook spekulieren hingegen einige, dass es sich dabei um „Chemtrails“ handle, eine spezielle Art von Kondensstreifen, die gemäß den entsprechender Verschwörungstheorien der absichtlichen weltweiten Ausbringung von giftigen Chemikalien und Zusatzstoffen dienen...
Das ist eine Verschwörungstheorie, die der Deutsche Wetterdienst nicht bestätigen kann. Das Umweltbundesamt hat dazu vergangenen September eine Studie veröffentlicht. Und das Institut für Physik der Atmosphäre des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt untersucht seit vielen Jahren die Wirkung der Emissionen des Luftverkehrs auf die Atmosphäre – einschließlich zahlreicher Messungen gas- und partikelförmiger Emissionen von Verkehrsflugzeugen. Diese enthalten jedoch keinerlei Hinweise darauf.

Lesen Sie dazu auch: Die schräge Welt der Verschwörungstheorien: Woher kommen sie und wie geht man damit um?

Warum halten sich manche Kondensstreifen länger als andere



Nährboden für diese Verschwörungstheorie ist, dass Kondensstreifen meist schnell wieder verschwinden, manche sich aber länger halten. Woran liegt das?
Je nach den Temperatur-, Feuchte- und Windverhältnissen können sich Kondensstreifen ganz schnell auflösen – oder für sehr lange Zeit am Himmel verweilen. Sie werden dabei durch die Windverhältnisse immer weiter verformt, können so die tollsten Formen annehmen und dann große Teile des Himmels bedecken. Ich war über 30 Jahre lang Wetterbeobachter und habe schon Tage erlebt, an denen nach einem wolkenlosen Tagesbeginn innerhalb kurzer Zeit der Himmel zu 7/8 mit alternden, zerzausten Kondensstreifen bedeckt war – das ist nichts Neues. Natürlich ist ihre Menge vom Flugverkehr abhängig – und dieser ist in den letzten Jahren sicher nicht weniger geworden.