Grafenau/Berlin
Gemeinsamkeiten finden

MdBs Muhanad Al-Halak und Armin Laschet diskutieren über Chancen der Migration

30.03.2024 | Stand 30.03.2024, 5:00 Uhr

Sorgten im Reichstag für einen informativen Austausch zum Thema „Integration“: Bundestagsabgeordneter Armin Laschet (v.l.), Autorin Alexandra von Poschinger und der Initiator der Veranstaltung, Bundestagsabgeordneter Muhanad Al-Halak. − Foto: Büro Muhanad Al-Halak

„Der Fehler liegt schon im Begriff Gastarbeiter – oder würden Sie Ihre Gäste arbeiten lassen?“ Diese Frage von MdB Armin Laschet (CDU) traf den Kern der Veranstaltung, die sein Bundestagskollege Muhanad Al-Halak (FDP) unter dem Motto „Zusammen_wachsen: starke Stimmen für Europa“ mit seinem Grafenauer Wahlkreisbüro im Reichstagsgebäude organisiert hatte. Neben Armin Laschet hatte Al-Halak auch die Buchautorin Alexandra von Poschinger eingeladen, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

„Als Kind denkt man nicht, dass man anders aussieht“

Im Publikum saßen zudem Vertreter von Vereinen, Verbänden und Organisationen aus dem Bereich der Integration, politische Mandatsträger und Medienvertreter. Dank Liveübertragung auf YouTube konnte die Veranstaltung auch anderswo mitverfolgt werden. Zentrales Thema des Abends: Was bedeuten Grenzen für die Integration und wie können Chancen der Migration eine zukunftsorientierte Entwicklung Deutschlands in Europa fördern?

Moderator David Zloten aus dem Team Al-Halak kündigte den Abend als „spannende Angelegenheit“ an, „da das Thema Integration einen unglaublichen Bogen zwischen allen Bereichen aufspannt“. Und für diesen sorgte gleich zur Einstimmung Alexandra von Poschinger mit der Lesung von zwei Grenzgeschichten aus ihrem neuen Buch „Zusammen_wachsen: starke Stimmen für Europa“ und den Einblicken in ihre Motivation, das Buch zu schreiben. Sie setzte damit die Impulse für einen intensiven Austausch im Podium zwischen Armin Laschet mit seinem großen Erfahrungsschatz als Kenner der Integrationsentwicklung in Deutschland und Muhanad Al-Halak mit seiner persönlichen Integrationsgeschichte.

Der 34-jährige Bundestagsabgeordnete kam mit elf Jahren mit seinen Eltern aus dem Irak nach Deutschland. Er erzählte: „Als Kind denkt man nicht, dass man anders aussieht, ich wollte einfach nur mitspielen. Und diese Freundschaften sind bis heute geblieben“. Er überwand eigene Grenzen, weil er spielen und integriert sein wollte, lernte die deutsche Sprache, ging in die Schule, absolvierte eine Ausbildung, wurde Abwassermeister und kam 2021 in den 20. Bundestag.

Ein beeindruckendes Beispiel aus der Erwachsenenwelt wusste Laschet: „Bei uns in Nordrhein-Westfalen arbeiten viele Menschen unter Tage. Dort haben irgendwann alle eine schwarze Gesichtsfarbe und es gilt nur eines: Egal welche Hauptfarbe, was zählt, ist dass ich mich auf Dich verlassen kann“.

Die Debatte um eine erfolgreiche Integration ist eng mit der Diskussion um Grenzen verknüpft. So stellte Moderator David Zloten insbesondere den philosophischen Ansatz persönlicher Grenzen in den Raum. „Zwischen den unterschiedlichsten Lebenswirklichkeiten auf dieser Welt gibt es immer wieder Gemeinsamkeiten der Menschlichkeit, die für Verknüpfung, für gegenseitige Bereicherung, für eine übergreifende Identität der Menschlichkeit stehen, wo sich die Frage nach Grenzen zwangsläufig stellt. (...)“

Pauschal jemanden ausschließen „ist falsch“

Welche Rollen spielen „Grenzen“ im Sinne des „sich“- und „andere“-Definierens? Dazu die Podiumsteilnehmer aus ihren persönlichen Erfahrungen: „Beide Seiten müssen dazu bereit sein“, sagte Al-Halak und ergänzte: „Die Chancen anzunehmen und sich einzufügen, dann kann es funktionieren. Aber pauschal jemanden auszuschließen ist falsch“. Alexandra von Poschinger fügte hinzu: „In Sachen Integration muss man mutig sein. Wenn ich auf das Fremde zugehe, kommen geordnete Zustände und schon ist die Grenze als Barriere abgebaut.“ Armin Laschet sieht für das wertschätzende Miteinander von Menschen, die in Dreiländerecken leben, große Vorteile: „An der Grenze leben, wie zum Beispiel im Dreiländereck Deutschland, Belgien und die Niederlande, heißt vielfältiger leben als im Binnenland“.

Muhanad Al-Halak, sich stets bewusst, dass seine persönliche Lebensgeschichte in Deutschland eine besondere ist und er im Bundestag zu den 11,3 Prozent Abgeordneten mit Migrationshintergrund zählt, gesteht: „Ich bin meinen Wählern und Kollegen im Bundestag unendlich dankbar und möchte deshalb von allem was ich Positives erfahren habe, etwas zurückgeben“. Es sei für ihn eine große Ehre, im Bundestag sein zu dürfen. „Hier habe ich das Gefühl, dass ich angekommen bin. Ich bin mir der Verantwortung bewusst und ich werde mich anstrengen, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen“. Laschet, der seinem Kollegen aufmerksam zugehört hatte, fügte hinzu: „Das ist eine beeindruckende Geschichte, ein Lebensweg, der es verdient, weiter verbreitet zu werden. Das was Du sagtest, würde ich von allen 735 Abgeordneten erwarten!“

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hatten die Besucher die Gelegenheit, Fragen an die Abgeordneten zu stellen.

Muhanad Al-Halak bedankte sich für den Abend bei Armin Laschet mit Erzeugnissen aus dem „Heimatviertel“ im Bayerischen Wald und überreichte Alexandra von Poschinger zur Erinnerung an ihre erste Lesung im Bundestag einen „Buddy Bear Berlin“.

− pnp