12.000 Arbeitsplätze betroffen
ZF-Gesamtbetriebsrat befürchtet großen Stellenabbau in Deutschland

17.01.2024 | Stand 17.01.2024, 19:51 Uhr

Mitarbeiter des Autozulieferers ZF protestieren vor der Konzernzentrale in Friedrichshafen gegen Sparpläne. − F.: Gunnar M. Flotow/ZF-Gesamtbetriebsrat/dpa

Der Gesamtbetriebsrat des Autozulieferers ZF befürchtet für die kommenden Jahre einen großen Stellenabbau in Deutschland. Betroffen seien mindestens 12.000 Arbeitsplätze, erklärten die Betriebsräte am Mittwoch. 10.000 davon könnten demnach bis 2028 wegfallen. Die Zahlen habe der ZF-Vorstand vor Weihnachten präsentiert.



Das Unternehmen aus Friedrichshafen am Bodensee wollte die Zahl nicht kommentieren. Zu Spekulationen werde man sich nicht äußern, sagte Personalchefin Lea Corzilius und warnte vor Panikmache. ZF könne die Sorgen der Mitarbeiter aber nachvollziehen. Die Auftragslage sehe schlecht aus. Die Autoindustrie stecke seit längerem in der Krise. Die weltweite Pkw-Produktion sei seit 2018 gesunken. „Wir befinden uns knietief in der Transformation.“ Und diese koste auch Beschäftigung, sagte ein ZF-Sprecher. „Wo wir für die Getriebemontage zwei Mitarbeiter benötigen, ist es für die E-Motoren nur einer.“ Die Geschäftsführung will heute mit Arbeitnehmervertretern sprechen. Viel versprechen sich die Betriebsräte davon nicht.

ZF-Betriebsrat fordert „die Flucht in Niedriglohnländer“ zu beenden



Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Achim Dietrich, fordert den Vorstand auf, „die Flucht in Niedriglohnländer“ zu beenden. Bei einem Protestmarsch und einer Kundgebung gestern vor der Betriebszentrale machten zig Mitarbeiter ihrem Unmut Luft. Der mögliche Stellenabbau betreffe nicht mehr nur die Produktion, sondern auch den Einkauf, die Buchhaltung, die Entwicklung und das Controlling, so ein Sprecher des Gesamtbetriebsrats.

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ZF ist einer der größten Autozulieferer mit mehr als 50.000 Mitarbeitern allein in Deutschland. Der Konzern gehört mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen.

Ende des Jahres will der Autozulieferer ein Werk in Gelsenkirchen schließen, das Lenkungen für Autos und Nutzfahrzeuge herstellt. Ende 2025 soll das Stoßdämpferwerk in Eitorf in Nordrhein-Westfalen geschlossen werden. Hunderte Mitarbeiter sind betroffen. Die beiden Standorte machten seit Jahren Verluste, erklärte der ZF-Sprecher. Es sei nicht möglich, an Werken festzuhalten, für die es keine dauerhafte wirtschaftliche Perspektive gebe. „Denn das Unternehmen muss seine Schulden reduzieren und die Transformation finanzieren.“

Nicht betroffen von einem möglichen Stellenabbau ist die Division Industrietechnik, die von Passau aus geleitet wird. Hier profitiere man „von der großen Diversität unseres Produktportfolios“, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber unserer Zeitung. In Passau sind über 4000 Mitarbeiter beschäftigt.

− dpa/ek