Manipulierte Abgaswerte
Ex-Audi-Chef Stadler kündigt Geständnis im Diesel-Prozess an

03.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:45 Uhr

Rupert Stadler, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Audi AG. −Foto: Stache, dpa-Archiv

Der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler hat sich am Mittwoch im Münchner Dieselbetrugsprozess bereit erklärt, ein Geständnis abzulegen. Damit will er eine Bewährungsstrafe erreichen. Bis es zum Geständnis kommt, wird es aber noch dauern.





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Das Gericht hatte Stadler die Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt, sollte er die verbliebenen Vorwürfe aus der Anklageschrift einräumen. Der Ex-Audi-Vorstandsvorsitzende soll Dieselfahrzeuge mit manipulierter Abgastechnik auch dann noch auf dem EU-Markt in den Handel gebracht haben, als der Skandal längst aufgeflogen war. Der 60-Jährige hatte diesen Vorwurf seit Beginn des Mammutverfahrens im September 2020 jedoch vehement bestritten.

Die Strafkammer machte ihm Ende März aber klar, dass sie ihn für schuldig hält und er ohne Geständnis mit einer Gefängnisstrafe rechnen muss. Das Gericht hat Stadler eine Freiheitsstrafe von maximal 18 bis 24 Monaten in Aussicht gestellt, falls er die verbliebenen Vorwürfe aus der Anklageschrift einräumt. Zusätzlich soll er eine Geldauflage von 1,1 Millionen Euro erhalten. Die Staatsanwaltschaft erklärte sich am Mittwoch mit einer solchen Verständigung einverstanden. Die Verteidigung hatte zuletzt noch um die finanziellen Modalitäten gefeilscht.

Mitangeklagte haben verbliebene Vorwürfe bereits eingeräumt



Die Beweislage gegen Stadler hatte zu Beginn des Prozesses recht dünn gewirkt. In den vergangenen zweieinhalb Jahren hatten sich die Hinweise jedoch zunehmend verdichtet, dass der Ex-Audi-Chef vermutlich weit eher über die Machenschaften bei der Audi AG Bescheid wusste, als er glauben machen wollte. Auch konzernintern war ihm vorgeworfen worden, seine Sorgfaltspflichten als Vorstandsmitglied in fahrlässiger Weise verletzt zu haben.

Das Gericht geht davon aus, dass der 60-Jährige seit Juli 2016 Kenntnis davon hatte, dass einige in Europa vertriebene Audi-Dieselfahrzeuge wohl nicht gesetzeskonform waren. Die zwei Mitangeklagten – Ex-Audi-Motorenchef Wolfgang Hatz und der frühere Entwickler Giovanni P. – haben ähnliche Angebote der Strafkammer erhalten und bereits gestanden. Zieht Stadler nach, könnte der Prozess im Sommer zum Ende kommen.

Schadenssumme weit niedriger als zunächst veranschlagt



In dem seit nunmehr 166 Verhandlungstagen andauernden Verfahren geht es um illegale Abschaltvorrichtungen im Abgassystem von Dieselautos. Die Software sollte dafür sorgen, dass die Fahrzeuge auf der Testrolle alle gesetzlich vorgegebenen Abgaswerte einhielt, während das im Straßenalltag nicht immer der Fall war. Die Staatsanwaltschaft hatte den Schaden anfangs auf bis zu 3,3 Milliarden Euro geschätzt, im Laufe des Prozesses war diese Summe auf 171 Millionen Euro zusammengeschrumpft. Auch etliche Vorwürfe aus der Anklageschrift fielen weg, so dass im Wesentlichen Betrug übrig bleibt. Der Prozess geht nächste Woche weiter.