Ukraine-Krise
Grafik: So sehr hängen Deutschland und andere Staaten an Russlands Gas-Versorgung

23.02.2022 | Stand 24.02.2022, 6:49 Uhr

−Symbolbild: dpa

Eine Eskalation in der Ukraine-Krise könnte zu steigenden Gaspreisen führen. Mögliche Sanktionen gegen Russland im Energiebereich würden in jedem Fall auch europäische Verbraucher treffen, sagte Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbands Zukunft Gas.



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Nach der russischen Anerkennung der selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk in der Ostukraine plant die EU-Kommission Maßnahmen gegen Russland im Finanzbereich. Sanktionen zum Beispiel gegen den russischen Energiesektor sind für den Fall vorbereitet worden, dass Russland einen Angriff auf die ganze Ukraine starte.

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"Europa ist von russischem Gas abhängig. Die EU bezieht knapp die Hälfte des Bedarfs aus Russland. Diese Gaslieferungen können nicht vollständig kompensiert werden", analysiert der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Das trifft Industrie wie Verbraucher. Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, rechnet nicht mit einer Rationierung der privaten Haushalte bei der Gasversorgung. "Die Gaspreise werden aber höher sein als sie es ohne eine Verschärfung der Krise gewesen wären", prognostiziert Fuest.

Grafik: Wie viel Gas kommt aus Russland?



Preissteigerungen würden mittels langfristiger Verträge verzögert an die Verbraucher weitergegeben. Die Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sagte der dpa: "Ohne Frage sind wir in einer sehr ernsten Situation, auch inmitten eines fossilen Energiekrieges."

Der Branchenverband der Speicherunternehmen, die Initiative Energien Speichern (INES), geht davon aus, dass die deutsche Gasversorgung in den kommenden Tagen und Wochen einen Ausfall aller russischen Gasimporte überstehen könne. Bedingung sei, dass die Temperaturen weiterhin mild blieben und ausreichend Flüssig-Erdgas (LNG) für den EU-Binnenmarkt verfügbar sei, sagte Verbandsgeschäftsführer Sebastian Bleschke. "Da eine solche Situation in der Vergangenheit bislang noch nicht aufgetreten ist, bleibt allerdings eine gewisse Unsicherheit bestehen."



Die Füllstände der Speicher in Deutschland hätten am vergangenen Sonntag bei rund 31 Prozent gelegen. "Die Füllstände sind also weiterhin sehr niedrig, aber nicht mehr historisch tief." Laut INES gibt es in Deutschland 47 Untertagespeicher, die von rund 25 Firmen betrieben werden. Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt.

− dpa