DEL-Spiele im Schnitt vor 7000 Anhängern
Zuschauer-„Explosion“ nicht nur am Pulverturm – Tripcke: „Die Fans haben uns eines Besseren belehrt“

07.03.2024 | Stand 07.03.2024, 7:47 Uhr

DEL-Boss Gernot Tripcke − Foto: Imago Images

Fan-„Explosion“ nicht nur am Pulverturm: Über 7000 Zuschauer im Schnitt machen die Deutsche Eishockey-Liga zur zweitstärksten Live-Sportart hinter Fußball. Liga-Boss Gernot Tripcke spricht im PNP-Interview über die Gründe für den Boom.

Ausverkauft! Ob am altehrwürdigen Straubinger Pulverturm, am traditionsreichen Seilersee in Iserlohn oder in den hochmodernen Mega-Arenen am Kölner Rheinufer oder an der Spree in Berlin – an den deutschen Eishockey-Stadien prangt in der 30. DEL-Saison so oft wie noch nie das „Sold out“-Schild. Die Penny-DEL boomt ohne Ende , verzeichnet über 7000 Zuschauer pro Partie – ein Plus von über 25 Prozent gegenüber der Vorsaison.


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Die Playoffs, für jeden Spieler und Anhänger einfach die beste Zeit im Eishockey-Jahr, haben noch gar nicht beginnen, da können Kassiere und Manager der 14 DEL-Klubs schon über beide Ohren strahlen: Weit über 2,6 Millionen Zuschauer strömten in der Jubiläumssaison (30 Jahre DEL) an 52 Hauptrunden-Spieltagen in die Stadien zwischen Augsburg und Bremerhaven, zwischen Schwenningen und Berlin. Beispiel Straubing: Mit 5211 Zuschauern im Schnitt (die letzte Hauptrundenpartie gegen Wolfsburg noch nicht eingerechnet) verkauften die Tigers knapp 30 Prozent (!) mehr Tickets als in der Vorsaison, das Eisstadion am Pulverturm ist bei einem Fassungsvermögen von 5635 Fans zu 92,5 Prozent ausgelastet – nicht nur sportlich für den Tabellendritten eine fabelhafte Saison.

Beim jüngsten 4:1-Heimsieg über die Eisbären Berlin erlebte auch DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke die sagenhafte Stimmung auf den Rängen live mit. heimatsport.de konnte ihn dabei zu den Hintergründen des Fan-Booms befragen.

Herr Tripcke, wie erklären Sie sich die fantastische Zuschauer-Entwicklung diese Saison?
Gernot Tripcke: Nach der Corona-Pandemie hatten wir echt Angst, dass die Zuschauer nicht zurückkommen würden, dass sie Eishockey lieber daheim im Wohnzimmer schauen würden als live im Stadion. Aber die Fans haben uns eines Besseren belehrt, waren offenbar richtig entwöhnt. Viele Menschen suchen nach Covid mit seinen vielen Einschränkungen wohl auch das sportliche Entertainment – und wir können ihnen dieses tolle Erlebnis liefern.

Welche Faktoren sehen Sie im Detail als ausschlaggebend für den Fan-Boom?
Tripcke: Zum einen verläuft diese Spielzeit unheimlich spannend, es ist wahnsinnig eng im Kampf um die Playoff-Plätze, um die Pre-Playoffs, ums Heimrecht und gegen den möglichen Abstieg. Dazu schätze ich das sportliche Niveau sehr hoch ein, die Klubs haben viele interessante und gute Spieler teils aus der NHL oder Skandinavien geholt, dazu kommen auch immer mehr junge deutsche Profis zum Einsatz. Und nicht zuletzt hat bestimmt auch der WM-Erfolg unserer Jungs nochmal einen Schub für breitere öffentliche Aufmerksamkeit gebracht.

Im Fußball haben Gewaltbereitschaft, Rassismus und nicht zuletzt die Fan-Proteste mit Tennisbällen etc. zu Verärgerung bei vielen neutralen Zuschauern gesorgt. Sehen Sie so eine Gefahr auch in den Eishockey-Stadien?
Tripcke: Wenn man sich die positive Entwicklung in unseren Arenen anschaut, dann wissen die Zuschauer aus langjähriger Erfahrung, dass sie eine gute Zeit im Stadion haben werden – und zwar die ganze Familie, auch unsere vielen jungen Fans.

Und wie kann man diesen Boom noch ein Stück weit nachhaltiger machen?
Tripcke: Wir sehen, dass besonders die Klubs mit den großen Arenen wie Köln, Berlin oder Mannheim mit fünfstelligen Zuschauerzahlen verstärkt alle Kommunikationskanäle in Sachen Marketing und Ticketing optimieren, um die Hallen möglichst gut auszulasten.

Dazu kommt der Charme der kleineren Stadien wie Straubing, Augsburg, Iserlohn…
Tripcke: So klein sind die Stadien gar nicht – wie man hier am Pulverturm eindrucksvoll sieht. Aber auch bei diesen Klubs wird in punkto Social-Media-Nutzung und Fan-Kommunikation richtig gut gearbeitet – sonst wäre, salopp gesagt, die Hütte nicht so oft voll.