„El Lobo“ beißt wieder
Methoden von Gerland und Lorant, ein Ex-BVB-Star im Training: So schaffte Uwe Wolf in Buchbach die Wende

18.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:28 Uhr
Thomas Ernstberger

Wiedersehen in Buchbach: Uwe Wolf (rechts) und der ehemalige Bundesligaspieler Moritz Leitner, der 2012 mit Borussia Dortmund Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger wurde. Leitner hält sich bei den Buchbachern fit. −Foto: Ernstberger

„El Lobo“ beißt wieder – und lässt den TSV Buchbach auf den Klassenerhalt hoffen. Seit Uwe Wolf (55) Mitte März den Trainerjob beim Regionalliga-Kellerkind für „zwölf Endspiele“ übernommen hat, haben die Oberbayern aus sechs Partien fast sensationell 14 Punkte geholt.

Im Training „hilft“ ihm jetzt mit Moritz Leitner (30) sogar ein ehemaliger Bundesliga-Profi. „Uwe ist ein Trainer mit Herz und Leidenschaft. Das lebt er seinen Spielern vor“, sagt der Deutsche (2012 mit Dortmund) und Schweizer Meister (2022 mit Zürich), der sich aktuell in Buchbach fit hält.

Der „blaue“ Wolf ein Rot-Weißer: Blau – weil die Münchner Löwen, der TSV 1860, für die er als Spieler und Trainer tätig war, noch immer sein Herzensverein sind. Das beweist schon der Name seines älteren Sohns: Der 13-Jährige heißt Leo – Löwe also. Und wurde am 18.6. geboren…

Lorant warf ihn raus – heute ist er ihm dankbar



Wolf, ein gebürtiger Pfälzer, der mit Ehefrau Birgit (seit 2013) und mit dem bald dreijährigen Sohn Emilio (nach Real-Star Emilio Butrageno benannt) in Burghausen lebt, kam 1994 nach 81 Bundesligaspielen für den 1. FC Nürnberg zu 1860, bestritt dort (verletzungsbedingt nur) neun Spiele im Oberhaus – bis ihm Trainer-Legende Werner Lorant auf seine ureigene, „beinharte“ Art deutlich machte, dass seine Zeit an der Grünwalder Straße vorbei ist. Als der „klassische Manndecker“ im Sommer 1995 zum Trainingsauftakt kam, fand er den Stuhl mit dem Aufkleber „Wolf 27“ und seinen Klamotten im Kabinengang: „Da wusste ich, was die Stunde geschlagen hat.“

Heute kann er über diesen Rausschmiss lachen und ist Lorant „immer noch dankbar“ – schließlich brachte er ihm neben „einzigartigen Lebenserfahrungen“ und Erlebnissen letztlich einen Titel ein, auf den er mächtig stolz ist: „Ich bin der einzige Deutsche, der mexikanischer Fußballmeister wurde.“ Das schaffte nicht mal Europameister Bernd Schuster (spielte zum Ende der Karriere bei den UNAM Pumas). Wolfs Wechsel nach Mexiko: Sein ehemaliger Nürnberger Mitspieler Sergio Zarate stellte den Kontakt zu Deportivo Necaxa her und Torjäger-Legende Gerd Müller, damals Co-Trainer bei den Bayern-Amateuren, wo er sich fit hielt, riet ihm zum Fußball-Abenteuer in Nordamerika. Wolf wurde dort zu „El Lobo“ und gleich im ersten Jahr Meister.

Seine Trainerkarriere führte Wolf nach dem Start bei der U19 von Hoffenheim, wo er Bundestrainer Hansi Flick kennenlernte, mit dem er immer noch gut befreundet ist, 2007 wieder zu „seinen“ Löwen. Bei 1860 war er Coach der Zweiten, dann Co-Trainer von Marco Kurz, den er im Februar 2009 als Chefcoach in der 2. Liga ablöste. „Leider nur für elf Spiele – wir haben zu oft unentschieden gespielt“, blickt er zurück.

Wiedersehen mit Moritz Leitner

Bei den Blauen hatte er mit vielen namhaften Akteuren zu tun: Manager war Weltmeister Stefan Reuter, auf dem Platz standen Hochkaräter wie sein Kapitän Benny Lauth, Gregg Berhalter (heute US-Nationalcoach), Toni Di Salvo (heute deutscher U21-Trainer), der spätere Griechenland-Nationalspieler José Holebas oder Torwart-Urgestein Michael Hofmann. Und zwei, deren Talent er schnell erkannte: „Bei den Bender-Zwillingen war klar, dass sie ihren Weg gehen werden.“ Auch ein Youngster aus dem Nachwuchsbereich begeisterte ihn: Das war Moritz Leitner (später Augsburg, Dortmund, Stuttgart und Norwich City). Aktuell ist der 30-Jährige aus Heldenstein (Kreis Mühldorf) ohne Verein, will im Sommer nochmal angreifen – und trainiert, seit Wolf da ist, in Buchbach mit. „Er erhöht natürlich die Trainingsqualität“, freut sich der Coach.

Von 2013 bis 2017 trainierte Wolf schon den SV Wacker Burghausen, jetzt soll er Buchbach retten. Für den Fußball-Lehrer nach dem unschönen Aus in Aalen mit siebenmonatiger Sperre „eine tolle Chance“, sich wieder zu beweisen. Und für den TSV offenbar ein Glücksfall. Trainiert wird jeden Tag, nach Wolfs Motto „Ohne Fleiß keinen Preis, wir müssen mehr tun als die anderen“ und der Devise „Es ist nicht alles schlecht, was alte Schule ist“. Da denkt er gerne an seine Lehrmeister: „Meine ersten Trainer im Profi-Fußball waren Hermann Gerland und Lorant – da ist doch klar, wie ich ticke…“


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