„Das ist ihre Kultur“
Kritische Aussagen: Iran-Coach fordert Klinsmann-Rücktritt aus FIFA-Gruppe

27.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:25 Uhr

Der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat sich bei der WM als TV-Experte den Zorn der iranischen Nationalmannschaft auf sich gezogen. −Foto: Soeren Stache/dpa

Der iranische Fußball-Nationalcoach Carlos Queiroz hat Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach dessen kritischen Bemerkungen über die Elf des WM-Teilnehmers zum Rücktritt aus der Technical Study Group (TSG) des Weltverbandes FIFA aufgefordert. Dies verlangte der portugiesische Fußballlehrer via Twitter.



Der 58-jährige Klinsmann hatte als Experte bei der BBC Aussagen über die iranische Mannschaft („Das ist ihre Kultur“) getroffen, die im Team von Queiroz nach dem 2:0-Erfolg gegen Wales empört aufgenommen wurden. Klinsmann hatte auch die Qualitäten von Queiroz infrage gestellt. „Unabhängig davon, dass ich sie für ihre sportlichen Erfolge auf dem Platz respektiere, aber diese Bemerkungen über die iranische Kultur, die iranische Nationalmannschaft und meine Spieler sind eine Schande für den Fußball“, twitterte Queiroz erbost.

Der einstige Weltklassestürmer Klinsmann, Weltmeister von 1990, sei jederzeit im Quartier des Iran willkommen - wenn er seinen Posten in der TSG aufgebe. „Wir versprechen ihnen, dass wir keine Urteile über ihre Kultur, Wurzeln und ihren Hintergrund abgeben werden. Wir versprechen, dass sie jederzeit willkommen sind in unserer Familie“, so Queiroz.

Klinsmann reagiert im britischen Fernsehen



Am Sonntag schloss sich der iranische Verband FFIRI der Forderung seines Nationaltrainers an. Er bat die FIFA um eine Klärung und verlangte von Klinsmann eine Entschuldigung. Der Verband lud ihn zudem zu einem Vortrag über die „tausendjährige persischen Geschichte“ ins Trainingslager ein. Als früherer Fußballer werde Klinsmann auch nicht nach seinen berühmten Schwalben beurteilt.

Klinsmann relativierte seine Aussagen am Sonntagmorgen bei BBC-„Breakfast“. „Ich habe nie Carlos oder die iranische Bank kritisiert“, sagte der frühere Bundestrainer. „Alles, was ich beschrieben habe, war ihre emotionale Art und Weise, die irgendwo bewundernswert ist.“ Seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Er wolle Queiroz nun anrufen und die Situation beruhigen.

Das iranische Team steht politisch aufgrund der Proteste in der Heimat und einigen Aktionen, die als Unterstützung der Protestbewegung gedeutet werden, auch intern unter Druck. Im ersten Spiel gegen England (2:6) hatten die iranischen Akteure die Nationalhymne nicht mitgesungen, im zweiten Spiel gegen Wales (2:0) dann schon. Im letzten Gruppenspiel treffen die Iraner nun auf die Auswahl der USA. Die Vereinigten Staaten gelten als Erzfeinde der Mullahs im Iran.

− sid/dpa