Wechselposse um Harry Kane
Kommentar: FC Bayern lässt sich im Transfertheater vorführen

10.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:45 Uhr

Seit Wochen zieht sich das Theater um einen möglichen Wechsel von Harry Kane zum FC Bayern hin. Foto: Imago Images

Schnell, überraschend schnell, nahmen die Verhandlungen zwischen dem FC Bayern und Stürmer Harry Kane von den Tottenham Hotspur Anfang Juli an Fahrt auf. Der Engländer äußerte seine konkreten Absichten, spätestens 2024 nach München zu wechseln. Der deutsche Rekordmeister wähnte sich sicher.



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Ehrenpräsident Uli Hoeneß verkündete in Bezug auf Kanes Zusage: „Wenn die bleibt, kriegen wir ihn.“ Und das Theater begann. Spurs-Boss Daniel Levy ist per se ein harter Verhandlungspartner. Durch Hoeneß’ Aussage extra motiviert, schaltete er auf stur, um den Preis für den 30-jährigen Kane, der fußballerisch über alle Zweifel erhaben ist, aber nur noch ein Jahr Vertrag in Tottenham hat, hochzutreiben.

Levy drängte die Bayern Richtung „Schallmauer“ – die nach mehreren Runden einwilligten, als erster Klub der Bundesliga mehr als 100 Millionen Euro für einen Spieler zu zahlen. Nach der Meldung von der Einigung zwischen den Spurs und den Münchnern zögerte aber plötzlich Kane. Was für ein Kindergarten!

FC Bayern lässt sich vorführen

Wären die stolzen Münchner („Mia san mia“) in einer Position der Stärke, hätten sie Kane die Tür vor der Nase zuknallen müssen – sind sie aber nicht. Die Not im Sturm ist seit dem Abgang Robert Lewandowskis zum FC Barcelona vor einem Jahr riesengroß. Weil eine hausinterne Lösung mit Talent Mathys Tel oder Serge Gnabry offenbar nicht infrage kam, versteifte sich der Klub auf Kane als größtes Ziel.

FC Bayern in Position der Schwäche

Vor der Vorführung durch den Kapitän der „Three Lions“ offenbarten sich die Bayern allerdings selbst. Den Klubbossen dürfte bewusst sein, dass bei diesem irrwitzigen Angebot an Kane die so gerne gebrauchte Etikette vom bodenständigen „Familienverein“ endgültig nicht mehr haltbar ist. Der von Hoeneß einst als solcher bezeichnete „Gaga“-Kapitalismus im Fußball greift weiter um sich – der FC Bayern ist ein Teil davon.