Eishockeyklub zahlungsunfähig
Jetzt doch: Oberligist Bayreuth Tigers stellt Insolvenzantrag und sagt die nächsten Spiele ab

24.01.2024 | Stand 24.01.2024, 15:44 Uhr

Sportlich läuft es für die Bayreuth Tigers in dieser Saison der Oberliga Süd bestens. Die Oberfranken liegen als Tabellenvierter auf Playoffkurs. Allerdings muss bezweifelt werden, ob die Tigers die Saison regulär beenden können. − Foto: imago images

Die finanziell schwer angeschlagene Bayreuth Tigers GmbH hat am Mittwochvormittag vorläufigen Insolvenzantrag gestellt. Wie die Mediengruppe Bayern aus dem Umfeld der Oberliga-Mannschaft erfuhr, wurden die Drittliga-Profis am Morgen über den Schritt informiert.

Am Nachmittag bestätigten Geschäftsführer Matthias Wendel und der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) in Presseaussendungen den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Bayreuth. Die Tigers seien dazu gezwungen gewesen, schrieb Wendel und erläuterte auf der Internetseite des Klubs: „Die maßgeblichen Schwierigkeiten begannen mit der Pfändung der Spieltags-Einnahmen am Freitag, dem 12.01.2024, durch ein ehemaliges Mitglied des Beirates der GmbH und setzen sich am vergangenen Sonntag, dem 21.01.2024, fort, durch die komplette Pfändung der Tageseinnahmen seitens des Stammvereins EHC Bayreuth, die Tigers e.V.“

Auch die Einnahmen künftiger Heimspielen wären gepfändet worden, berichtet Wendel, der eigene Fehler einräumte und sich abschließend für die Entwicklung entschuldigte. „Ich bedauere zutiefst die Entwicklung und die heute getroffene Entscheidung. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf eine charakterstarke Mannschaft, der ich heute, mit einem Blick in enttäuschte und leere Gesichter, die Angelegenheit erläutern musste. Gleiches gilt für meine in den letzten Jahren gewonnenen Werbepartner und auch den Fans, die mich noch am letzten Sonntag bestärkten, in jedem Falle durchzuhalten.“

Auswirkungen auf den Spielbetrieb noch nicht absehbar



Das für Mittwoch angesetzte Training des Teams fand am Morgen nicht statt. Nur ein paar Profis standen auf dem Eis, berichtet der „Nordbayerische Kurier“. Was ein Insolvenzantrag für den Spielbetrieb in der Oberliga Süd bedeutet, ist noch nicht absehbar. Allerdings kündigt Wendel gegenüber dem Bayerischen Rundfunk an, dass die Tigers den Spielbetrieb vorerst eingestellt haben. Über die weiteren Schritte entscheidet der bestellte Insolvenzverwalter.

Zunächst ist der Antrag auf Insolvenz ein juristischer Schritt, der die Zahlungsunfähigkeit bestätigt. Laut Medienberichten werden die Verbindlichkeiten des Zweitliga-Absteigers auf zwei Millionen Euro beziffert. Erst vor wenigen Tagen hatte der Geschäftsführer noch betont: „Von einer Insolvenz sind wir weit entfernt.“ Nun hat Wendel die Realität offenbar eingeholt.

DEB: „Mit den Beteiligten im Austausch“



Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) beobachtete nach eigener Auskunft zuletzt eine „große Aufgeregtheit im Umfeld der Bayreuth Tigers“ und erklärte auf Anfrage unserer Zeitung dazu: „Wir beobachten die Situation sehr genau und sind mit den Beteiligten im Austausch.“ Der Klub aus Oberfranken war im vergangenen Sommer nach Verweigerung der Lizenz zur DEL2 spät „als zusätzliches Team für die Oberliga“ zugelassen worden und hatte „aufgrund der vorgelegten Zahlen, Auflagen seitens des DEB erhalten“, berichtet die Pressestelle des DEB.

Seit Saisonbeginn Ende September begleiten Gerüchte und Spekulationen um eine immer schlimmer werdende wirtschaftliche Lage die Bayreuth Tigers. Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass die Stadt Bayreuth von der Tigers GmbH 60.000 Euro für nicht beglichene Pachtzahlungen für das Catering im Eisstadion einforderte.

Laut DEB-Spielordnung: Das gilt im Insolvenzfall



Die Mannschaft um Trainer Rich Chernomaz spielt davon unbeeindruckte bislang eine starke Saison. Als Tabellenvierter der Eishockey-Oberliga Süd liegen die Oberfranken auf Playoffkurs nach 36 von 48 Hauptrundenspielen. Im neuen Jahr gewann die Tigers-Truppe bis dato alle sieben Spiele. Nun wird dieses Siegesserie abrupt beendet und die Zukunft der Mannschaft und des Klubs ist ungewiss.

Der Umgang mit einem Insolvenzantrag ist in der DEB-Spielordnung geregelt: „Clubs, die während der laufenden Saison einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen (...), können an den Spielen der Aufstiegsplayoffs zur DEL2 nicht teilnehmen.“ Tritt dieser Fall ein, rückt der nächstbestplatzierte Club nach. Heißt für die Oberliga Süd: Platz 7 wäre direkt für die Playoffs qualifiziert, Rang 11 darf an den Preplayoffs teilnehmen und der Pleiteklub muss mindestens in die Bayernliga absteigen. Der DEB hat am Mittwochnachmittag in einer kurzen Pressemitteilung angekündigt, „die nächsten Schritte engmaschig“ zu begleiten, um „die daraus entstehenden Konsequenzen für den Spielbetrieb festzustellen“.


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