Folgen der Zahlungsunfähigkeit
Der Fall Bayreuth: DEB setzt erstes Spiel der Tigers ab – (Pre-)Playoffs mit Nachrücker

25.01.2024 | Stand 26.01.2024, 10:39 Uhr

Nach 36 von 48 Hauptrundenspielen liegen die Bayreuth Tigers auf Platz 4 – an den Playoffs dürfen sie jedoch gemäß der DEB-Durchführungsbestimmungen nicht teilnehmen. − Foto: imago images

Wer am Donnerstag auf die Internetseite der Bayreuth Tigers wollte, benötigte – Geduld. Nur langsam öffnete sich der Inhalt, weil (vermutlich) viele User die Seite gleichzeitig aufriefen. Dabei gab es 24 Stunden nachdem die GmbH des Eishockey-Oberligisten einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellte, kaum neue Informationen. Das Laden der Homepage steht sinnbildlich für die Situation: Die Betroffenen warten auf Antworten.


Update: Vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt – Spiel am Dienstag soll stattfinden – Spieler erhalten bis Ende Februar ihr Gehalt


Offizielle Erklärungen gab es am Donnerstag nicht, weder vonseiten des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) noch von der Bayreuth Tigers GmbH. Eine erste Auswirkung auf den Spielbetrieb gibt es aber: Die für Sonntag geplante Partie der Bayreuth Tigers gegen die Stuttgart Rebels wurde am Mittag abgesetzt. Das war keine Überraschung, denn Tigers-Geschäftsführer Matthias Wendel verkündete am Mittwoch, dass der Spielbetrieb vorerst eingestellt wird. Allerdings könnte der Insolvenzverwalter, sobald er bestellt ist und sich einen Überblick verschafft hat, Team und Trainer wieder aufs Eis schicken. Ausgeschlossen ist es nicht, dass die insolventen Bayreuth Tigers die restlichen zwölf Hauptrundenspiele (bis 23. Februar) bestreiten. Bis darüber entschieden werden kann, werden einige Tage ins Land ziehen, obwohl die Zeit angesichts des straffen Zeitplans – nächste Woche stehen drei Spieltage an – drängt.

Fest steht, dass die Oberfranken nicht an den Playoffs teilnehmen dürfen, auch wenn sie sich sportlich dafür qualifizieren – das ist von offizieller Seite noch nicht kommuniziert, aber in den DEB-Durchführungsbestimmungen verankert: „Clubs, die während der laufenden Saison einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen (...), können an den Spielen der Aufstiegsplayoffs zur DEL2 nicht teilnehmen.“ Spätestens nach Abschluss der Hauptrunde werden die Tigers ans Tabellenende gesetzt. Heißt alle Teams, die in der Rangliste hinter den Tigers (Platz 4) liegen, rutschen einen Rang noch oben. Nach aktuellem Stand würde dies bedeuten, die Höchstadter Alligators (Rang 7) würden sich direkt für das Achtelfinale qualifizieren, der EV Füssen als Tabellenelfter an den Preplayoffs teilnehmen und die Passau Black Hawks, die am Freitagabend im eigenen Stadion den EVF erwarten, müssen nur mehr einen statt bislang zwei Teams noch überholen. Vor dem direkten Duell am Freitag (Bully 20 Uhr) haben sie neun Punkte Rückstand.

Zurück nach Oberfranken: Trotzdem der misslichen Lage könnten sich die Bayreuther laut Durchführungsbestimmungen im günstigsten Fall (Insolvenz bis zum Zulassungsverfahren abgeschlossen) für die Oberliga Süd 24/25 bewerben, da es heuer keinen sportlichen Absteiger gibt. Wahrscheinlich ist jedoch mindestens der Abstieg in die Bayernliga.

Spieler haben gültige Arbeitsverträge und sondieren den Markt



Soweit die Theorie. Praktisch muss der DEB „die nächsten Schritte engmaschig“ begleiten, um „die daraus entstehenden Konsequenzen für den Spielbetrieb festzustellen“, wie der Verband mitteilte. Am schlimmsten trifft es die Mitarbeiter, darunter die Spieler, die vor einer ungewissen Zukunft stehen. Sie haben weiterhin gültige Arbeitsverträge, müssen abwarten und können wie Außenstehende nur die Lage beobachten. Der Kapitän des Teams, Steffen Tölzer, sagte im Interview mit „inbayreuth.de“, dass er und seine Mitspieler am Donnerstag und Freitag frei hätten und dann voraussichtlich wieder ins Training einsteigen würden. Parallel schaue man sich um, erwäge einen Vereinswechsel: „Es wäre dumm, jetzt nicht den Markt zu sondieren“, so Tölzer. Im Kader der Tigers befinden sich hochkarätige Spieler wie die Stürmer David Stach, Andree Hult oder Eetu Elo, die schnell einen neuen Klub finden würden – sofern sie aus dem Vertrag in Bayreuth kommen.


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