„Das war ein unvergesslicher Tag“, war dem Lamer Eigengewächs Albert Kuchler am Telefon die Euphorie über das geglückte Husarenstück anzumerken, als die deutsche Langlauf-Staffel bei der Nordischen Ski-WM in Planica überraschend die Bronze-Medaille über vier mal zehn Kilometer geholt hatte.
„Es fühlt sich einfach nur richtig gut an“, sagte der Startläufer von der Spvgg Lam, der zusammen mit Janosch Brugger (WSG Schluchsee), Jonas Dobler (SC Traunstein) und Friedrich Moch (WSV Isny) diese Momente bei der Ankunft im Zielraum feierte. Schließlich war es das erste Edelmetall bei den Herren im Skilanglauf seit 2011 in Oslo.
„Wir haben uns die Tage davor schon ein bisschen eine Chance ausgerechnet, allerdings nur, wenn alles zusammenpasst“, erzählt Albert Kuchler am Telefon. „Wir waren alle sehr heiß auf einen Medaillenrang und wollten wirklich alles dafür geben“, schildert der 24-jährige den unheimlichen Antrieb und Optimismus. „Es hat Gott sei Dank geklappt“, konnte es der Senkrechtstarter aus Lam hinterher selbst noch fast nicht glauben.
Schließlich wurden sie als Außenseiter gehandelt, die alle mit ihrer Gala-Vorstellung lehrten, „niemals nie zu sagen“. Hinter den von Beginn an weit enteilten Norwegern um Superstar Johannes Hösflot Kläbo und den Finnen hielt sich das DSV-Quartett in der Verfolgergruppe. Kuchler hatte das deutsche Team als Startläufer auf Kurs gebracht und übergab als Teil des Hauptfeldes an Brugger. Der 25-Jährige fiel etwas zurück und schickte Dobler mit 18 Sekunden Rückstand auf Rang drei ins Rennen. Dem 31-Jährigen gelang es, die Lücke zu schließen. Schlussläufer Friedrich Moch machte den Medaillen-Coup mit einem beherzten Schlussantritt, bei dem er sich von Frankreich, Schweden und Kanada absetzte, perfekt.
„Es waren alle nur sprachlos. Da fehlen einem wirklich die Worte“, beschrieb Bundespolizist Kuchler, wie schwer das alles zu realisieren war. „Es ist jedem ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen und es tut dem Skiverband und uns sehr gut“, hört sich der Lamer Ausnahmetalent auch mit Zeitabstand noch immer überglücklich an. Balsam auf der Seele war abends die Medaillenzeremonie gewesen. Kuchler: „Ein tolles Erlebnis!“
Inzwischen haben sich bei dem 24-jährigen unglaublich viele Glückwunsch-Nachrichten angesammelt. „Ich bin noch immer dabei, sie zu beantworten“, sagte Kuchler am Samstag. Dieses Echo aus der Heimat und überall sonstwoher, steigerte noch die Glücksgefühle. Viele wissen schließlich, was alles hinter so einem Werdegang steckt und dass gewiss keinem etwas geschenkt wird.
Groß gefeiert wurde erstmal nicht, weil ja noch der 50-Kilometer-Lauf im klassischen Stil am Sonntag anstand, bei dem im Lamer Winkel sicher die Fernseh-Apparate heiß liefen. Ganz ging die Rechnung des Olympioniken aus Lam nicht auf, aber er konnte dennoch zufrieden sein. In der Marathondisziplin waren wieder die norwegischen Männer haushoher Favorit. Die zwei Deutschen Jonas Dobler und Albert Kuchler hatten erneut die Rolle der Außenseiter, allerdings traute man ihnen aufgrund des Bronze-Coups bei der Staffel durchaus eine Überraschung zu.
„Ich hatte fest eine Top 15-Platzierung im Auge, was mir in den ersten vier Runden auch zu gelingen schien“, war Kuchler da noch guten Mutes. „Allerdings musste ich schon früher wie die anderen einen Skiwechsel vornehmen, weil es sehr nass wurde und mein Ski ziemlich abgebaut hatte“, erzählt er. Dadurch war er aus der Führungsgruppe herausgefallen. „Irgendwann – ungefähr 15 Kilometer vor dem Ziel – war ich ziemlich kaputt“, bekennt der DSV-Läufer, dass die Luft heraus war. „Ich habe mich nur noch irgendwie durchgekämpft, damit ich das Ziel mit einem einigermaßen guten Platz erreiche“. Am Ende wurde Jonas Dobler 21., Albert Kuchler lief als 25 über die Ziellinie. Unzufrieden war er dennoch nicht. „Ich bin froh, dass vier von sieben Runden so gut liefen und ich mich dabei so gut gefühlt habe.“
Jetzt warten noch zwei Weltcup-Wettbewerbe auf Kuchler und Co. – auf Falun und Lahti freut sich der Waldler, der in Ruhpolding lebt, ganz besonders. „Das werden Ski-Festspiele – wie immer in Skandinavien mit vielen Zuschauern. Das wird toll“, sagt Kuchler.
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