Nach DFB-Wahlniederlage
Rainer Koch macht Weg frei: BFV-Boss zieht sich von Fußball-Bühne zurück

06.04.2022 | Stand 20.09.2023, 2:14 Uhr

Rainer Koch. −Foto: dpa

Nach dem Funktionsbeben im Deutschen Fußball-Bund gibt es auch beim Bayerischen Fußball-Verband einen Neuanfang.



Der langjährige Vorsitzende Dr. Rainer Koch wird sich beim nächsten Verbandstag nicht mehr zur Wahl stellen und macht damit den Weg frei für eine neue Führung. Das ist das Ergebnis einer BFV-Vorstandssitzung, die am Dienstagabend in Nürnberg stattfand und erst kurz vor Mitternacht beendet war. Kochs Entschluss stand allerdings bereits seit vier Wochen fest, drang aber nicht nach außen.

Nach Wahl-Schlappe aus DFB-Bundestag geflogen

Beim DFB-Bundestag war Koch nach einer unerwarteten und heftigen Wahl-Schlappe aus dem Präsidium geflogen. Der umstrittene 63-Jährige unterlag völlig überraschend seiner Gegenkandidatin Silke Sinning. Zuvor hatte Koch mit einer Rede für Missmut bei den Teilnehmern gesorgt. Der bis dahin als Interimspräsident agierende Oberbayer berief sich darin auf angeblich getroffene Absprachen und äußerte zudem Kritik an der Rivalin, was bei etlichen Delegierten nicht gut ankam.

Spätestens nach diesem Auftritt schlug auch bei vielen BFV-Funktionären die Stimmung um. Der ohnehin oft kritisierte Koch sei als BFV-Boss nicht mehr tragbar, hieß es immer wieder. Nun räumt Koch selbst seinen Posten, zieht sich komplett von der Fußballbühne zurück und will künftig wieder als Richter arbeiten. Wer die Nachfolge beim BFV übernimmt ist offen, laut PNP-Informationen bringen sich aktuell einige Kandidaten in Stellung.

Entscheidung schon am 12. März gefällt

Seinen Entschluss, beim BFV-Verbandstag am 24. und 25. Juni 2022 im niederbayerischen Bad Gögging nicht mehr antreten zu wollen, habe Koch bereits am 12. März und damit nur wenige Stunden nach dem DFB-Bundestag angekündigt, heißt es in einer BFV-Mitteilung. Bis jetzt war die Entscheidung aber nicht nach außen durchgedrungen. In der Vorstandssitzung am Dienstagabend erklärte sich Koch nun offiziell. Zudem haber seinen Entschluss "den rund 4500 Mitgliedsvereinen des BFV, seinen knapp 1000 ehrenamtlichen und den etwa 100 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen in einer persönlichen E-Mail an diesem Mittwochvormittag mitgeteilt". Koch soll in der Sitzung "extrem aufgeräumt" gewirkt haben und ohne Groll gehen. Bis zu seinem Abschied wolle er "noch richtig Gas geben", heißt es.

2004 zum BFV-Präsidenten gewählt

Koch, der 2004 zum Präsidenten des größten der 21 Landesverbände gewählt worden war und insgesamt 15 Jahre lang dem DFB-Präsidium als Vize-Präsident angehört hatte, bedankt sich ausdrücklich dafür, dass der Vorstand mit dieser Entscheidung in den vergangenen Wochen so vertrauensvoll umgegangen ist. Damit sei der BFV-Spitze die Möglichkeit eröffnet worden, "sich in Ruhe auf die neue Situation einzustellen und über das weitere Vorgehen zur Klärung der Nachfolge abzustimmen". Der BFV-Vorstand hat mit seinen Untergliederungen nunmehr die dafür notwendigen und sachgerechten Diskussionsprozesse eingeleitet.

"Es stand für mich sofort außer Frage, dass ich das Ergebnis des DFB-Bundestags respektiere und im Interesse des BFV zu einem schnellen Wechsel in der Verbandsführung meinen Beitrag leiste. Der BFV als mit Abstand größter Landesverband ist mit keinem Vertreter mehr im 16-köpfigen DFB-Präsidium berücksichtigt", sagt Koch. Und weiter: "Unter diesen Umständen ist es für den BFV besser, wenn ich nach 18 Jahren nicht – wie eigentlich seit langem geplant – noch ein letztes Mal kandidiere. Ich übergebe meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger an der Spitze des BFV einen in allen Bereichen bestens aufgestellten, zukunftsorientiert und nachhaltig ausgerichteten Landesverband."

Das sagt Koch zu seiner Zukunft

Zu seiner eigenen Zukunft erklärt Rainer Koch: "Ich selbst werde künftig meine persönlichen Prioritäten neu setzen und zum Jahreswechsel in meinen Beruf zurückkehren. Im UEFA-Exekutivkomitee bin ich bis zum Frühjahr 2025 gewählt. Allerdings habe ich gegenüber UEFA-Präsident Aleksander Čeferin und dem neu gewählten DFB-Präsident Bernd Neuendorf bereits unmittelbar nach dem DFB-Bundestag am 12. März angeboten, das UEFA-Exekutivkomitee zu verlassen, sobald ein Ausscheiden von mir aus dieser Funktion im Interesse des DFB und seines neuen Präsidenten sowie der UEFA für sachgerecht erachtet wird."