Schwere Zeiten fürs Sparschwein
Zinsen fürs Sparbuch weit unter Inflationsrate - Das raten Experten

30.10.2022 | Stand 19.09.2023, 3:59 Uhr

Der Weltspartag soll vor allem Kinder motivieren, Taschengeld und Geldgeschenke auf die hohe Kante zu legen. Das Sparbuch hat allerdings so gut wie ausgedient. −Foto: Patrick Pleul/dpa

Von Regina Ehm-Klier

Die klassische Spardose gibt es kaum noch. Wenn, dann sieht sie aus wie ein Teddy, ein Einhorn, ein Fußball – und wurde auch zum „Weltspartag“ am 28. Oktober vielfach zur Hausbank gebracht.



Früher ging der Inhalt aufs Sparbuch. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Null-Zins-Phase ist zwar vorbei, aber: „Die Zinserhöhungen halten mit der Inflation derzeit noch nicht Schritt – unterm Strich entsteht ein Wertverlust“, erklärt Stefan Proßer, künftiger Vizepräsident des Sparkassenverbandes Bayern, derzeit Bezirksvorsitzender des Sparkassenverbands sowie Direktor der Sparkasse Freyung-Grafenau. Der Weltspartag habe seine Berechtigung, bestätigen Bankvertreter aus der Region bei einer Umfrage unserer Zeitung.

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Bei den Genossenschaftsbanken ist dem Sparen mittlerweile eine ganze Woche gewidmet, „um noch mehr Menschen für das Thema zu gewinnen“, erklärt Albert Griebl, Bezirkspräsident der Genossenschaftsbanken und Vorstandssprecher der VR-Bank Rottal-Inn, den Sinn des 1924 ins Leben gerufenen Weltspartags. Nach zwei Pandemie-Jahren habe man „keinen Abriss der Nachfrage“ festgestellt. Im Gegenteil: „Die Kinder freuen sich auf diese Tage.“

Institute halten sich mit Spartagen eher zurück

Andere Institute halten sich mit Spartagen eher zurück. Die „Targobank“ (unter anderem in Passau und Straubing) erklärt: „Die klassischen Sparschwein-Aktionen zum Weltspartag halten wir für etwas antiquiert.“ Die Commerzbank (unter anderem in Passau, Deggendorf, Straubing, Landshut) setzt auf Beratung, am Weltspartag „und auch das ganze Jahr über“, erklärt Sandra Kubus, Pressesprecherin der Region Süd. Freilich gibt es in allen Instituten Beratung während des gesamten Jahres.

Die Sparda-Bank (Passau, Regensburg) berichtet von einem Sparbrief zur Sparsaison, der bei einer Laufzeit von drei oder fünf Jahren bis zu 2,4 Prozent Zinsen verspricht. Was Sparkassen und Banken von regional bis überregional eint: Alle setzen auf ein langfristiges Sparen mit Wertpapieren. Und die meisten bieten spezielle Sparangebote für Kinder, meist ab 25 Euro im Monat befüllbar.

„Gutes, altes“ Sparbuch hat noch seine Berechtigung

Dennoch hat das „gute, alte“ Sparbuch noch seine Berechtigung. Genossenschaftsbanken oder Commerzbank führen es noch in alter Form, bei der Sparkasse ist es von einer Lose-Blatt-Version abgelöst. Aber niemand rät mehr ernsthaft, hier Geld anzulegen. „Nur wenn die Rendite beim Sparen größer ist als die Inflation, lohnt sich sparen“, sagt Commerzbank-Sprecherin Kobus. Sparkassen-Chef Proßer sagt, dass zwar „die gesparte Summe die gesparte Summe bleibt“. Höheres Vermögen solle jedoch dort nicht geparkt werden: „Die Zinserhöhungen halten mit der Inflation derzeit noch nicht Schritt – unterm Strich entsteht ein Wertverlust.“ Die Spardabank gibt keine neuen Sparbücher mehr aus, die aus dem Bestand bringen 0,0 Prozent Zinsen.

Die Oberbank mit Sitz im oberösterreichischen Linz ist auch in Bayern tätig, wenngleich vornehmlich im Firmen- und Private-Banking-Geschäft. Statt Sparbuch setzte die Oberbank von jeher auf „Sparbriefe mit fester Verzinsung und Sparkonten“, so die Auskunft aus Linz. 1,25 Prozent Zinsen gibt es im Moment bei einer Laufzeit von 18 Monaten. Andere Institute sind mit genauen Zahlen für relativ kurzfristige Geldanlagen eher zurückhaltend. Tagesgeld wird erst minimal verzinst.

Auch wenn in Zeiten steigender Inflation und hoher Energiekosten immer weniger Geld für die „hohe Kante“ übrigbleibt, rät Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, dazu, wie er in seinem Beitrag zum Weltspartag schreibt: „Jeder heute zurückgelegte Euro ist ein Euro, den man in Zukunft nutzen kann. Sparen lohnt sich auf jeden Fall.“