Vilsbiburg
Auto Ostermaier: Ein neuer Mann kommt ans Steuer

27.04.2024 | Stand 27.04.2024, 5:00 Uhr

Blicken zum 100. Geburtstag der Gruppe zurück, aber auch nach vorne: Gesellschafter Michael Ostermaier (r.) und Geschäftsführer Klaus Schroff. − Foto: Bäumel-Schachtner

Vier Wochen, nachdem 1923 bei der Währungsreform aus einer Billion Mark eine einzige Rentenmark wurde, hat Michael Ostermaier 1924 einen Reparaturbetrieb für Fahrräder, Motorräder, Automobile sämtlicher Fabrikate und Nähmaschinen angemeldet.



Mit einer großen Jubiläumsfeier konnte die Firma Auto Ostermaier am Freitagabend 100. Geburtstag feiern. Der Gesellschafter heißt noch immer Michael Ostermaier und ist der Enkel des Gründers. Heute hat das Unternehmen acht Standorte und über 500 Mitarbeiter. Ab kommendem Jahr wird Thomas Henche in der Auto-Familie das Lenkrad übernehmen.

Vier Wochen, nachdem 1923 bei der Währungsreform aus einer Billion Mark eine einzige Rentenmark wurde, hat Michael Ostermaier 1924 einen Reparaturbetrieb für Fahrräder, Motorräder, Automobile sämtlicher Fabrikate und Nähmaschinen angemeldet. Ein mutiger Zeitpunkt, ein breites Dienstleistungsportfolio, doch es führte zum Erfolg: Mit einer großen Jubiläumsfeier konnte die Firma Auto Ostermaier gestern Abend ihren 100. Geburtstag feiern. Der Gesellschafter heißt noch immer Michael Ostermaier und ist der Enkel des Gründers. Was sich geändert hat, sind Größe und Ausrichtung: Aus dem Ein-Mann-Betrieb ist eine Auto-Familie mit acht Standorten (dreimal in Vilsbiburg sowie in Straubing, Mühldorf, Waldkraiburg, Eggenfelden und Landshut) und 530 Angestellten geworden.

Vertrieb durch Hersteller ändert Geschäftsmodell

In 100 Jahren gab es viele Meilensteine, aber auch Tiefschläge. Aus diesen ist der Autohändler gestärkt hervorgegangen. Als 2006 am Stammsitz in Vilsbiburg wegen nicht sachgemäß entsorgter Asche ein großes Feuer wütete und einen Schaden von sechs Millionen Euro anrichtete, rückte die Mannschaft noch enger zusammen und konnte wenige Monate später schon wieder eröffnen, blickt Michael Ostermaier zurück. Der Enkel des Gründers ist Gesellschafter, der operative Geschäftsführer ist Klaus Schroff, der die Firmengruppe für die Zukunft in Stellung gebracht hat.

Auf drei Säulen ruht laut Schroff das Unternehmen: Erste Säule ist der markengebundene Handel, der sich mit dem Direktvertrieb der Hersteller gerade wandelt. Dadurch wird der Gewinnkuchen für Autohäuser kleiner, er halbiert sich. „Wir kompensieren dies durch die drei weiteren Säulen“, erklärt der Geschäftsführer. Weitere Säulen sind deshalb der freie Fahrzeughandel „AUT.OS“, die Mobilitätstochter „RENT.OS“ für Autovermietung, Autoabo und Carsharing. Ganz neu ist die eigene Versicherungsagentur „W+O Versicherungsgesellschaft“, eine freie Agentur, die an ihre Kunden Versicherungen aller Unternehmen anbietet.

Rund 9300 Fahrzeuge sind im vergangenen Jahr verkauft worden, davon 5600 Gebrauchtfahrzeuge. Nicht einmal fünf Prozent davon waren Elektroautos. „Es fehlen dazu Fahrzeuge im niedrigeren Preissegment“, erklärt Schroff. Er glaubt, dass die Zahlen steigen werden, warnt aber davor, allein auf Elektromobilität zu setzen. Der Verbrenner dürfe nicht leichtfertig begraben werden, vielmehr rät der Experte, E-Fuels weiterzuentwickeln.

Geplatzte Übernahme: „Ein eiskalter Ausstieg“

Um auf dem Markt weiterhin so erfolgreich bestehen zu können, wird die Firma Ostermaier weiter wachsen müssen und das auch tun. Dass 2022 die bereits fix gemachte Übernahme von Auto Seubert in Straubing in letzter Minute geplatzt ist, war ein herber Rückschlag auf diesem Weg: „Die Enttäuschung war groß. Es war ein eiskalter Ausstieg über Nacht, die Gründe kennen wir noch heute nicht.“ Doch das Unternehmen wird weiter seine Fühler nach möglichen Übernahmen zur Übernahme ausstrecken – aber ausschließlich in der Region.

Ab dem kommenden Jahr wird Thomas Henche in der Auto-Familie das Lenkrad übernehmen: Bei der Jubiläumsfeier gestern Abend wurde das Geheimnis um den neuen Geschäftsführer gelüftet. Henche war bereits im Unternehmen und ist derzeit in Stuttgart tätig. „Bei ihm sehe ich das, was ich vorbereitet habe, in guten Händen“, sagt der bald 69-jährige Schroff zufrieden.