Pandemie
Spahn: Geimpfte sollen mehr Freiheiten zurückbekommen

04.04.2021 | Stand 21.09.2023, 22:07 Uhr

−Foto: dpa

Wer vollständig gegen das Coronavirus geimpft ist, kann nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in den nächsten Wochen bestimmte Freiheiten zurückbekommen.

"Wer geimpft ist, kann ohne weiteren Test ins Geschäft oder zum Friseur. Zudem müssen nach Einschätzung des RKI vollständig Geimpfte auch nicht mehr in Quarantäne", sagte der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag". Grundlage ist dem Bericht zufolge eine Auswertung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse durch das Robert Koch-Institut (RKI).



In einem RKI-Bericht an Spahns Ministerium, der dem Blatt vorliegt, heißt es demnach: "Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das Risiko einer Virusübertragung durch Personen, die vollständig geimpft wurden, spätestens zum Zeitpunkt ab dem 15. Tag nach Gabe der zweiten Impfdosis geringer als bei Vorliegen eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlosen infizierten Personen." Der Bericht wurde laut "BamS" am Samstag an die Länder verschickt. Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte das RKI um die Analyse gebeten.

Spahn sagte dazu: "Wer vollständig geimpft wurde, kann in Zukunft wie jemand behandelt werden, der negativ getestet wurde." Wenn die dritte Welle der Corona-Pandemie gebrochen sei und weitere auf Schnelltests beruhende Öffnungsschritte wie beim Einzelhandel gegangen würden, käme diese Grundsatzentscheidung zum Tragen. "Wir werden diese Erkenntnisse nun zeitnah in Gesprächen mit den Ländern in die Praxis bringen", sagte der Minister.Laut Bundesgesundheitsministerium sind gut zwölf Prozent der Deutschen mindestens einmal geimpft worden. Das sind mehr als zehn Millionen Bürgerinnen und Bürger. 4,3 Millionen Menschen haben demnach bereits die zweite Impfung erhalten.
In dem RKI-Bericht an Spahns Ministerium, der auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und über den die "Bild am Sonntag" zuerst berichtet hatte, heißt es: "Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das Risiko einer Virusübertragung durch Personen, die vollständig geimpft wurden, spätestens zum Zeitpunkt ab dem 15. Tag nach Gabe der zweiten Impfdosis geringer als bei Vorliegen eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlosen infizierten Personen." Das Risiko einer Virusübertragung erscheine "nach gegenwärtigem Kenntnisstand in dem Maß reduziert, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung wahrscheinlich keine wesentliche Rolle mehr spielen".

Auch für vollständig Geimpfte werden in der aktuellen Phase der Pandemie weiterhin Corona-Regeln wie Abstand, Hygiene und Schutzmasken gelten. "Denn sowohl der tagesaktuelle Test als auch die vollständige Impfung reduzieren das Infektionsrisiko zwar deutlich, aber sie geben keine hundertprozentige Sicherheit davor, andere zu infizieren", sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er betonte zugleich: "Wer vollständig geimpft wurde, kann beim Reisen oder beim Einkaufen wie jemand behandelt werden, der ein negatives Testergebnis hat. Das ist eine wichtige Erkenntnis und erleichtert den Alltag enorm."

Die Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn, Geimpften mehr Freiheiten etwa beim Einkaufen zurückzugeben, hat geteilte Reaktionen ausgelöst. "Natürlich müssen, wenn die wissenschaftlichen Daten die Unbedenklichkeit bestätigen, Geimpfte alle Rechte wieder in Anspruch nehmen können", sagte Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Sonntag. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach unterstützt Spahns Vorschlag, "weil es sich gezeigt hat, dass Geimpfte sich nur noch selten anstecken und sie wahrscheinlich bei Ansteckung nicht mehr ansteckend für andere sind." Allerdings sollte das jeweils nur nach der zweiten Impfung gelten, sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Sonntag.