Corona-Pandemie
Kritik am Einsatz von Astrazeneca-Impfstoff wächst

17.02.2021 | Stand 22.09.2023, 0:20 Uhr

−Symbolbild: afp

Der Corona-Impfstoff des Unternehmens Astrazeneca gerät zunehmend unter Kritik. Grund dafür sind gemeldete Nebenwirkungen und Zweifel an der Zuverlässigkeit des Wirkstoffs.



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Medizinisches Personal und Pflegekräfte sollten nach Ansicht des Vorsitzenden des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, nicht mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca geimpft werden. Der Impfstoff sei zwar genauso sicher wie die anderen. "Doch die geringere Wirksamkeit lässt sich nicht wegdiskutieren", sagte Montgomery der "Rheinischen Post". "Daher halte ich es für geboten, Menschen mit hohem Infektionsrisiko, zu denen medizinisches Personal oder Pflegekräfte gehören, mit besser wirksamen Vakzinen zu impfen." Er habe Verständnis für medizinisches Personal, dass sich nicht mit dem Astrazeneca-Impfstoff impfen lassen wolle.



Jüngere Menschen mit wenigeren Kontakten und einem geringeren Risiko für schwere Verläufe könnten hingegen von Astrazeneca profitieren, sagte Montgomery weiter. Er forderte: "Es muss eine Auswahlmöglichkeit der Impfstoffe für die Menschen geben, damit die Impfbereitschaft hoch bleibt." Leider habe der Impfstoff von Astrazeneca ein Imageproblem, und es sei "genau die Verunsicherung aufgetreten, die alle vermeiden wollten."

An zwei Orten in Niedersachsen ist die Impfung mit dem Produkt von Astrazeneca aufgrund von Klagen über Nebenwirkungen am Dienstag kurzzeitig gestoppt worden. Das Herzogin-Elisabeth-Hospital in Braunschweig teilte auf Anfrage mit, geplante Impfungen mit diesem Präparat zu verschieben. Zunächst hatte die "Braunschweiger Zeitung" berichtet. Am Klinikum Emden galt zwischenzeitlich ebenfalls ein Stopp für Impfungen mit dem Astrazeneca-Mittel. Am Dienstagabend gab der Landkreis Leer dafür aber wieder grünes Licht.

In der Braunschweiger Klinik traten von 88 Beschäftigten, die am Donnerstag geimpft wurden, 37 wegen "Impfreaktionen" vorübergehend nicht zur Arbeit an. Die weiteren Impfungen würden nun ausgesetzt - auch, um den Betrieb nicht zu gefährden, sagte eine Sprecherin. Auch am Klinikum Emden meldeten sich Beschäftigte nach Impfungen krank. Daraufhin kündigte der Landkreis Leer zunächst ebenfalls an, das Mittel nicht mehr zu spritzen. "Denn unsere Impfdosen stammen vermutlich aus der gleichen Charge wie in Emden", hieß es. Nach Rücksprache mit dem Land wurde dies wieder aufgehoben.

Polizeigewerkschaft fordert "bestmöglichen Impfstoff"



Auch die Polizeigewerkschaft ist vom Einsatz des Impfstoffs nicht überzeugt. Die GdP forderte, bereits bei Impfanmeldung bekanntzugeben, welcher Impfstoff verwendet wird. Pytlik äußerte sich auch zu Fällen, in denen Polizisten Impfdosen erhalten, die übrig bleiben. "Die ständige Einsatzbereitschaft der Polizei darf durch einen möglicherweise unzuverlässigen Impfstoff auf keinen Fall gefährdet werden", sagte der Landesvorsitzende Peter Pytlik am Dienstag in München.

Zuletzt hatte es Berichte über eine geringere Wirksamkeit des Astrazeneca-Vakzins gegen neu aufkommende Virusvarianten gegeben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedoch weiterhin den Einsatz des Impfstoffs. In Deutschland hat die Impfkommission das Vakzin des britisch-schwedischen Konzerns nur für unter 65-Jährige empfohlen. Während die Mittel von Moderna und Biontech eine Wirksamkeit von 94 und 95 Prozent haben, sind es bei Astrazeneca nach einer neuen Studie nach der ersten Impfung 76 Prozent und nach der zweiten bis zu 82 Prozent.

− dpa/els