Nach Krisen-Sitzung
Gesundheitsminister einig: Astrazeneca nur noch für über 60-Jährige

30.03.2021 | Stand 20.09.2023, 23:21 Uhr

−Symbolbild: dpa

Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca soll nach einem Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern ab Mittwoch nur noch für Personen ab 60 Jahren eingesetzt werden.

Unter 60-Jährige sollen sich "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung" weiterhin damit impfen lassen können, wie aus dem Beschluss hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.



"Die positive Botschaft ist: Der Impfstoff von Astrazeneca soll für die Menschen weiter verimpft werden, die das 60. Lebensjahr vollendet haben", äußerte sich Bayerns Gesundheitsminister und Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz Klaus Holetschek zu dem Beschluss. "Die Studien zeigen weiterhin, dass dies ein hochwirksamer Impfstoff ist, der gegen schwere Krankheitsverläufe wirkt. Wir brauchen ihn, um angesichts der dritten Welle und gefährlicher Virusmutationen die Impfungen schnell voranzutreiben."

Holetschek: Länder sollen über Impf-Priorisierung bei Astrazeneca entscheiden

Laut Holetschek empfehlen die Gesundheitsminister nun, dass die Länder selbst entscheiden können, die Impf-Priorisierung bei Astrazeneca für die Menschen über 60 Jahren aufzuheben. "So können wir der Altersgruppe Ü60 schneller ein Impfangebot machen, was dringend notwendig ist."

Zuvor hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Impfung mit Astrazeneca nur noch für über 60-Jährige empfohlen. Wie die am Robert Koch-Institut angesiedelte Expertengruppe mitteilt, habe man sich auch unter Hinzuziehung externer Experten "mehrheitlich" für diese Empfehlung entschieden. Grundlage seien die derzeit verfügbaren Daten zum Auftreten "seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen". Diese seien 4 bis 16 Tage nach der Impfung ganz überwiegend bei Personen im Alter unter 60 Jahren aufgetreten.

Entscheidung über Zweitimpfungen mit Astrazeneca bis Ende April

Zur Zweitimpfung von Menschen, die bereits die erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, will die Stiko bis Ende April eine Empfehlung abgeben. Nach dem Impfstart mit dem Vakzin Anfang Februar und bei einem empfohlenen Abstand von 12 Wochen zur ersten Impfung seien die ersten Zweitimpfungen Anfang Mai vorgesehen, hieß es weiter.

Hintergrund der Diskussionen sind Hirnvenenthrombosen, die zuletzt im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten waren, vorwiegend bei Frauen unter 55. Die Länder Berlin und Brandenburg, die Stadt München und inzwischen auch Nordrhein-Westfahlen setzten deshalb Impfungen mit Astrazeneca für bestimmte Bevölkerungsgruppen aus - einige für alle unter 60 Jahren, andere nur für jüngere Frauen. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) nannte den vorläufigen Stopp eine "Vorsichtsmaßnahme".

In Deutschland sind laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bislang 31 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca bekannt. In neun Fällen war der Ausgang tödlich, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut berichtete.

− dpa/cav