Ukrainer untergebracht
Flüchtlingsunterkunft brennt bei Wismar aus: Politischer Hintergrund vermutet

20.10.2022 | Stand 20.10.2022, 13:56 Uhr

Groß Strömkendorf: Feuerwehrleute löschen den Brand in einem Hotel in dem Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht waren. Durch einen Brand ist eine Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine in der Gemeinde Groß Strömkendorf in Mecklenburg-Vorpommern in der Nacht zu Donnerstag fast vollständig zerstört worden. −Foto: Jens Büttner/dpa

Nach dem Brand einer Unterkunft für ukrainische Geflüchtete in Groß Strömkendorf in Mecklenburg-Vorpommern vermutet die Polizei einen politischen Hintergrund.



Kriminalpolizei und ein Brandgutachter suchen nach der Ursache eines Feuers in einem früheren Hotel in Mecklenburg-Vorpommern, in dem Geflüchtete aus der Ukraine lebten. Wie ein Polizeisprecher sagte, mussten die Feuerwehren das große, schilfgedeckte Gebäude bis zum Morgen kontrolliert abbrennen lassen.

Leiter: In Unterkunft waren auch Kinder

Unter den Geflüchteten sind nach Angaben des Leiters auch Kinder und Jugendliche gewesen. Zum Zeitpunkt des Feuers hätten sich dort insgesamt 14 Menschen aufgehalten, darunter zwei Kinder, zwei Jugendliche und eine Seniorin, sagte Andrej Bondartschuk am Donnerstag in Groß Strömkendorf.

Er habe zunächst in Eigenregie versucht, das Feuer am unteren Dachansatz des mit Reet gedeckten ehemaligen Hotels zu löschen. „Es waren keine Glutnester mehr zu sehen“, beschrieb er seinen Eindruck vom Brandabend, als die Feuerwehr eingetroffen sei. Drei oder vier Feuerlöscher habe er bis dahin verbraucht, genau wisse er es nicht mehr. Verletzt wurde niemand. Die Polizei vermutet einen politischen Hintergrund. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, teilte das Polizeipräsidium Rostock mit.

Zuvor Hakenkreuz-Schmiererei entdeckt

Wann der Gutachter die Brandruine betreten könne, hänge von der Standfestigkeit der Ruine ab, hieß es. Am Montag war der Polizei eine Hakenkreuz-Schmiererei im Eingangsbereich gemeldet worden, deren Verursacher noch nicht gefunden werden konnte. Ob es einen Zusammenhang mit dem Brand gibt, war laut Polizei zunächst nicht klar.

Reetdach stand in Flammen

Das Feuer war am Mittwochabend ausgebrochen. Ein Brandmelder hatte angeschlagen. Mitarbeiter versuchten noch vergeblich, das zunächst an der Außenseite des Hauses entstandene Feuer zu löschen. Die Flammen griffen aber nach ersten Ermittlungen dann auf das Reetdach auf den gesamten Dachstuhl und die Innenräume über. Etwa 120 Feuerwehrleute, darunter der Landrat, bekämpften die Flammen, die am Morgen schließlich gelöscht waren.

Die Flüchtlinge konnten vom Landkreis in anderen Unterkünften untergebracht werden. Der Bürgermeister von Blowatz, wozu Groß Strömkendorf gehört, Tino Schmidt (SPD) zeigte sich betroffen: „Ich bin erschrocken und verärgert“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Bisher habe es in der Region keine Anzeichen für rechtsmotivierte Umtriebe gegeben. Man habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Kriegsflüchtlingen. So waren in dem Hotel zeitweise bis zu 170 Menschen aus der Ukraine untergebracht.

Schaden um sechsstelligen Eurobereich

Im Sommer habe man zusammen mit den Flüchtlingen und dem DRK, das die Einrichtung betreut, noch ein fröhliches Sommerfest gefeiert. Die Meisten seien vom Kreis inzwischen in andere Unterkünfte gebracht worden. Den Sachschaden schätzt die Polizei nach ersten Ermittlungen auf mindestens eine höhere sechsstellige Summe. Es handelt sich beim Hotel um ein Gebäude in Holzständerbauweise.

− dpa