Sänger von The Who
Und das Mikrofon fliegt noch immer: Roger Daltrey wird 80

29.02.2024 | Stand 29.02.2024, 17:44 Uhr |

So kennt man ihn: Roger Daltrey schleudert bei einem Konzert in Bologna sein Mikro, im Hintergrund Gitarrist Pete Townshend. − F.: Benvenuti, dpa

Wenn es eine Begründung dafür bräuchte, warum immer noch Mikrofone mit Kabel hergestellt werden, dann wäre Roger Daltrey wohl das beste Argument. Der Frontmann von The Who schwingt sein Mikrofon bei Konzerten bekanntlich gern durch die Luft, wenn auch nicht mehr so regelmäßig wie früher. „Ich kann das immer noch“, betonte Daltrey vergangenes Jahr im dpa-Interview in London. „Der Grund, warum ich es nicht mehr ganz so oft mache, ist, dass ich das verdammte Ding kaum noch sehen kann.“

Am 1. März wird der britische Sänger 80 Jahre alt. Ein Rückzug von der Bühne kommt für ihn bislang nicht infrage. Im März gibt er für die Krebsstiftung Teenager Cancer Trust, die er als Schirmherr seit Jahren engagiert unterstützt, zwei Konzerte mit The Who in der Royal Albert Hall und ein drittes mit anderen prominenten Musikern. Im Mai will er solo in den USA auftreten. „Ich muss realistisch sein“, sagte er 2023 vor einem Auftritt in Berlin. „Jede Show könnte die letzte sein. Wir versuchen so fit wie möglich zu bleiben. Wir leisten gute Arbeit. Aber mir ist klar, dass wir alle sterblich sind.“

Roger Harry Daltrey wurde 1944 im Londoner Stadtteil East Acton geboren. Schon in der Grundschule begegnete er seinen späteren Bandkollegen, Gitarrist Pete Townshend und Bassist John Entwistle. Als Teenager war er mit beiden in der Band The Detours. Daltrey spielte anfangs Gitarre und übernahm erst nach dem Ausstieg des Sängers dessen Job, wodurch Townshend alleiniger Gitarrist der Gruppe wurde. Die Band änderte ihren Namen in The Who und 1964, noch vor der ersten Aufnahme, kam Schlagzeuger Keith Moon dazu.

Als Teil der sogenannten British Invasion und der Mod-Bewegung landeten The Who zahlreiche Hits, darunter „Substitute“, „I Can’t Explain“ oder „My Generation“. 1969 veröffentlichten sie die Rockoper „Tommy“, die 1975 mit Daltrey in der Hauptrolle verfilmt wurde. Der Frontmann hatte damals noch seine markante blonde Lockenmähne. Als eines ihrer besten Alben gilt „Who’s Next“ (1971), das Songklassiker wie „Baba O’Riley“, „Behind Blue Eyes“ und „Won’t Get Fooled Again“ enthält.

1983, einige Jahre nach dem Tod von Keith Moon, lösten sich The Who vorübergehend auf. Daltrey veröffentlichte mehrere Soloalben und spielte in mehreren Filmen und TV-Serien mit. Mit The Who ging er nur 1989 und 1996 auf Tournee. Erst seit 1999 ist die Band, mit Ringo Starrs Sohn Zak Starkey am Schlagzeug, wieder durchgehend aktiv und blieb es auch nach Entwistles Tod im Jahr 2002. Das zwölfte, bislang letzte Abum „Who“ erschien 2019.

Das theatralische Schleudern seines Mikrofons, das er zusätzlich mit dickem Klebeband am Kabel befestigt, hatte für den Frontmann übrigens schon unangenehme Nebenwirkungen – wenn das Fangen mal nicht klappte. „Wenn es zurückkommt, ist das echt schmerzhaft“, berichtete er lachend und versicherte: „Ich bin der Einzige, den ich jemals mit dem Mikrofon getroffen habe. Und glaub mir, das tut richtig doll weh.“

Philip Dethlefs

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