Dieses Mal ist etwas ganz Besonderes: Zum ersten Mal ging der begehrte Titel „Kulturhauptstadt Europas“ in den Alpenraum. Und in diesem Jahr besteht die „Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024“ aus 23 Gemeinden in den zwei Bundesländern Oberösterreich und Steiermark.
Es liegt auf der Hand, dass hier kein zentraler Masterplan umgesetzt wird – das Festjahr soll bewusst von den „vielen Eigensinnen“ zum „Gemeinschaftssinn“ führen. Auf Einladung von Kulturhauptstadt und Oberösterreich Tourismus hat unsere Kulturredaktion etliche Gemeinden besucht und stellt hier in schlaglichtartiger Form dar, was wo zu erleben ist – nur ein kleiner Auszug aus dem ziegelsteingroßen Programmbuch.
Bad Ischl
Kurort und Kaiserstadt Bad Ischl bietet eine idyllische Atmosphähre, in der die Hoheiten Sisi und Franz , aber auch Künstler wie Franz Lehár ihre Sommerfrische verbrachten. Die größten Touristenmagneten sind die Kaiservilla und das Theaterhaus, die Trinkhalle und die Konditorei Zauner mit ihren Leckereien. Im Kulturhauptstadtjahr stellt sich Ischl der Herausforderung, seine Identität zu bewahren und sich zugleich von Operettenseligkeit und k&k -Nostalgie zu lösen.
Bis Jahresende findet eine Fülle von Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Die prominenteste Schau ist „Kunst mit Salz & Wasser“ im Sudhaus, in der sich bis 31.10. Kunstschaffende aus aller Welt mit den titelgebenden Materialien befassen. Ab 27.4. thematisiert „Geraubt – verschleppt – gerettet“ Kunstraub und kulturelle Aneignung im Alten Marktrichterhaus Bad Ischl/Lauffen. Das Lentos Kunstmuseum Linz thematisiert in „Die Reise der Bilder“ neben Hitlers geplantem „Führermuseum Linz“ auch die ehemaligen Kunstlagerstätten im Salzstollen in Bad Aussee und Altaussee, wo die Ausstellung „Verborgen im Fels“ von Simon Schwartz zu sehen ist. „k.u.k. kritisch und kontrovers“ hinterfragt die Habsburger Monarchie. Darüber hinaus ist die Stadt Gastgeberin für das Europäische Theaterfestival und das Short-Operetta-Festival.
Ebensee
Ebensee ist eine Marktgemeinde mit 7500 Einwohnern am Südufer des Traunsees. Die Vergangenheit des Ortes ist durch das ehemalige KZ, ein Außenlager von Mauthausen geprägt. Von 6.7. bis 29.9. erinnert eine Ausstellung an die 2013 gestorbene österreichische Künstlerin Ceija Stojka, die als Roma-Kind drei Konzentrationslager überlebt hat. Am 15.6. gastieren in der Produktionshalle der Salinen Austria in Ebensee das Bruckner Orchester Linz unter Markus Poschner sowie mehrere Chöre aus Oberösterreich.
Gmunden
Mit 13360 Einwohnern ist Gmunden Bezirkshauptstadt und berühmt für die Gmundner Keramik, den jährlichen Töpfermarkt, die Traunseeschifffahrt und die Esplanade am Ufer. 2024 soll in der Stadt ein Kunst-Quatier entstehen, das zeitgenössische Kunst fördert und die Stadtentwicklung vorantreibt. Der Kunstpavillon „White Noise“ beherbergt bis 9.6. die Ausstellung „Boden g’scheit nutzen!“. Unter dem Titel „City of Ceramics“ rückt in mehreren Ausstellungen der Werkstoff, der die Stadt bekannt gemacht hat, in den Fokus. In Kooperation mit den Salzkammergut Festwochen Gmunden und dem Musical Frühling in Gmunden findet die deutschsprachige Erstaufführung des Erfolgsmusicals ,,Dear Evan Hansen“ statt.
Attersee
An dem ozeanfarbenen See – ein beliebtes Bade- und Ausflugsziel – verbrachte Gustav Klimt einige Jahre seine Sommerfrische. Auch die beiden Musiker Gustav Mahler und Friedrich Gulda, der am Friedhof von Steinbach begraben ist, verbrachten ihre Zeit gerne dort. Ihnen widmet sich im Mai und Juni die Veranstaltungsreihe ,,Alles schon weg komponiert“. Spektakulär: Am 1.6. wird dort Mahlers 2. Sinfonie aufgeführt.
Bad Goisern
Das „Hand.Werk.Haus“ in Bad Goisern ist ein Museum und Kulturzentrum, das sich der Handwerkskunst und den Traditionen der Region widmet. 2024 bietet es Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen rund um verschiedene Handwerkstechniken an. Der Goiserer Kultursommer bietet eine Plattform für lokale Kunstschaffende und findet während der Sommermonate statt.
Traunkirchen
Die Gemeinde Traunkirchen ist von einem ehemaligen Kloster geprägt und beherbergt heute die vom Nobelpreisträger Anton Zeilinger gegründete Internationale Akademie, die junge Meschen für Naturwissenschaft und Technik begeistern will. Die Villa Karbach der russischen Fürstentochter Sophie Pantschoulidzeff zeigt von 18.5. bis 29.9. Werke von Walter Pilar und weiteren Künstlern des Surrealismus. Am 1.9. gibt es im Klostersaal ein Konzert mit Arnold Schönbergs „Erstem Zwölftonstück“ und eine Lesung mit Michael Maertens aus Schönbergs Briefen und Texten, die am Traunsee entstanden. Von 2.9. bis 5.10. läuft in der Villa Toscana in Gmunden zudem die Ausstellung „Idylle für die Moderne – Arnold Schönberg am Traunsee“.
Altmüster
Die Kulturhauptstadt-Projekte in Altmünster haben einen ökologischen Fokus. In der Aurachmühle ist von 4.5. bis 16.6. das transdisziplinäre Kunstprojekt „Acta Liquida“ zu Fischkultur im Traunsee und Klimawandel zu sehen. Am 20.10. debattieren Künstler und Landwirte auf der Konferenz „Microfarmers Conference“ im Agrarbildungszentrum in Altmünster über kleinbäuerliche Wege für die Landwirtschaft der Zukunft.
Der Abschluss
Das Kulturhauptstadtjahr wie auch das Brucknerjahr enden am 30. November um 16 Uhr im Kultur- und Veranstaltungszentrum Alfa in Laakirchen mit einem finalen Fest – was auf dem Programm steht, ist eine Überraschung, es herrscht das Motto „Carte Blanche“.
Stella Kempf, rmr
•Das Gesamtprogramm und alle Informationen zu Anreise, Orientierung und Mobilität zwischen den 23 Gemeinden finden sich auf www.salzkammergut-2024.at
•Karten gibt es im Veranstaltungskalender der Homepage und beim Tourismusverband Bad Ischl in der dortigen Trinkhalle und unter 0043/6132 277 57
Zwischen dem Attersee im Westen, dem Traunsee im Osten und dem südlichen Hallstätter See liegen die 23 Gemeinden, die zusammen die Kulturhauptstadt bilden. Sie sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln verbunden, die Fahrpläne gibt es beim Verkehrsverbund ooevv.at. − Foto: OÖVV
