„3 Body Problem“
Streamingtipps der Woche: Ein Science-Fiction-Klassiker und zwei Oscargewinner fürs Heimkino

19.03.2024 | Stand 22.03.2024, 14:15 Uhr |

Auggie (Eiza González) ist eine von fünf brillanten jungen Oxford-Wissenschaftlern, die – wie die gesamte Menschheit – plötzlich einer seltsamen Bedrohung gegenüberzustehen scheinen: in der Serie „ 3 Body Problem“ der „Game of Thrones“-Macher nach der gleichnamigen, gefeierten Sci-Fi-Romantrilogie. − Foto: 2024 Netflix, Inc.

Die „Game of Thrones“-Macher wagen sich an den Science-Fiction-Klassiker „3 Body Problem“ und die zwei großen Oscar-Gewinner „Oppenheimer“ und „Poor Things“ kommen ins Heimkino. Welche Streaminghöhepunkte diese Woche sonst noch bereithält, verrät die Übersicht.



3 Body Problem




Das Dreikörperproblem der Himmelsmechanik (3 Body Problem) besagt, dass, wenn sich drei Himmelskörper nach dem Newtonschen Gravitationsgesetz gegenseitig anziehen, der Bahnverlauf dieser Körper nicht exakt vorausberechnet werden kann. Der chinesische Autor Cixin Liu hat basierend auf dieser Idee ab 2008 die hochgelobte Trisolaris-Romantrilogie erschaffen. Nun wurde sie von den „Game of Thrones“-Machern David Bernioff und D. B. Weiss in Zusammenarbeit mit Alexander Woo zur achtteiligen Netflix-Serie „3 Body Problem“ (ab 21. März) übersetzt.

Die Sage beginnt während der Chinesischen Kulturrevolution Ende der 60er. Ein politisch unliebsamer Physik-Professor wird öffentlich zu Tode geprügelt. Seine wohl ebenso begabte Tochter Ye Wenjie (Zine Tseng) kommt ins Arbeitslager am Fuße eines Berges mit riesiger Satellitenantenne. Was geht dort oben vor sich? Der chinesische Erzählstrang wechselt sich bald mit einem Plot ab, der ins heutige England springt. Dort wird eine Gruppe ehemaliger Top-Physikstudenten um Auggie (Eiza González) mit seltsamen Phänomenen konfrontiert. Naturwissenschaftler begehen völlig unerwartet Selbstmord. Auch Geheimdienst-Ermittler Da Shi (Benedict Wong) und sein Chef Wade (Liam Cunningham) sind an den seltsamen Phänomenen dran, denn die Menschheit scheint in Gefahr.

Es gibt viel Personal, längere Dialoge in Hochchinesisch, dazu Zeit- und Weltensprünge in eine virtuelle Realität: ein Spektakel, aber es dauert, bis sich die Handlung der angeblich rund 200 Millionen Dollar teuren ersten Staffel erschließt. Auch die aus „Game of Thrones“ bekannten Stars John Bradley-West und Liam Cunningham sind mit von der Partie.

Poor Things




Oft wird „Poor Things“ (basierend auf dem gleichnamigen Roman von Alasdair Gray, 1992) als feministische Version des Literaturklassikers „Frankenstein“ (1818) von Mary Shelley gedeutet. Zwar ist es diesmal kein männliches Ungetüm, das unter Strom wieder aufersteht, sondern eine attraktive junge Frau. Aber auch diese Bella Baxter (Emma Stone) hat im Film (ab 20. März bei Disney+) etwas Monströses an sich.

Dr. Baxter (Willem Dafoe) hat ihr altes Gehirn gegen das ihres ungeborenen Kindes ausgetauscht. In ihrem Gebaren treffen infantile Unbedarftheit und sexuelle Experimentierfreude in einem komischen, zuweilen aber auch grotesken Zusammenspiel aufeinander. Dr. Baxter versteht sich nicht nur als Erschaffer, sondern auch als eine Art väterliche Figur für seine Bella. Er unterrichtet sie und weckt ihre Neugier auf das Unbekannte. Irgendwann begibt sich Bella mit dem Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo) auf eine große Reise über alle Kontinente.

Fantasievoll erzählt, virtuos inszeniert, üppig ausgestattet und bis in die Nebenrollen erstklassig besetzt: Mit „Poor Things“ legt der visionäre griechische Regisseur Giorgos Lanthimos seinen bislang größten Film vor. Bei den Filmfestspielen in Venedig gewann „Poor Things“ den Goldenen Löwen, es folgten unter anderem vier Oscars (u.a. Emma Stone als „Beste Hauptdarstellerin“).

Oppenheimer





Robert Oppenheimer war nie so bekannt wie Einstein oder Hawking. Doch gilt der 1967 verstorbene Physiker, der in den 1940er-Jahren das geheime Atombomben-Programm der USA leitete, als der „Vater der Atombombe“. Christopher Nolan („Inception“, „Tenet“) hat mit dem Biopic „Oppenheimer“ (ab 20. März bei WOW) nicht weniger als ein exzellentes Psychothriller-Epos über die Lebensgeschichte des theoretischen Physikers (Cillian Murphy) gedreht.

Die von Oppenheimer entwickelte vermeintliche Wunderwaffe sollte den Zweiten Weltkrieg zugunsten der Alliierten entscheiden. Doch als der geniale Wissenschaftler sah, was seine wegweisende Forschung in den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki anrichtete, sprach er sich gegen weitere Einsätze und ein nukleares Wettrüsten aus. Der dreistündige 100-Millionen-Dollar-Film stützt sich vor allem auf die Oppenheimer-Biografie „American Prometheus“ von Kai Bird und Martin J. Sherwin. Mit Matt Damon, Emily Blunt, Rami Malek, Kenneth Branagh und Florence Pugh in den Nebenrollen ist der Film prominent besetzt. Allesamt machen sie ihre Sache hervorragend, doch Cillian Murphy überragt sie in der Hauptrolle allesamt.

Die Mühe lohnte sich: Weltweite Einnahmen von mehr als 947 Millionen US-Dollar machten den Film zum erfolgreichsten Biopic aller Zeiten. Gemeinsam mit dem zeitgleich gestarteten Film „Barbie“ von Greta Gerwig löste „Oppenheimer“ einen Kino-Hype aus. Die diesjährige Oscar-Verleihung entschied „Oppenheimer“ in sieben Kategorien (unter anderem „Bester Film“, „Beste Regie“ und „Bester Hauptdarsteller“) für sich.

Palm Royale




Kann eine Frau alles bekommen, was sie verdient? Und das auch noch im Jahr 1969? Maxine Simmons (Kristen Wiig) jedenfalls setzt in der aufgekratzten Apple-Serie „Palm Royale“ ab 20. März alles daran, die Weltherrschaft zu gewinnen, zumindest in einem ultra-exklusiven Club in Palm Beach. Das hat weniger etwas mit Emanzipation und Selbstverwirklichung zu tun (dafür ist in einer umwerfenden Nebenrolle Oscar-Preisträgerin Laura Dern zuständig), als mit ihrem Traum, zur High Society zu gehören.

Mit dem zufrieden, was sie hat, ist Maxine jedenfalls nicht. Sie will bekommen, was die anderen haben. Die allerdings sind steinreich – also schmiedet Maxine Pläne, spinnt Intrigen und plündert die Schatullen ihrer komatösen Schwiegertante. Dazuzugehören ist ihr wichtig – in einer verspielten und fantastisch besetzen Serie, die basierend auf dem Roman „Mr. and Mrs. American Pie“ von Juliet McDaniel knallbunt und aufgedreht den Zeitgeist der beginnenden Nixon-Ära einfängt. Die gelernte Misogynie wird schulterzuckend hingenommen – aber nicht mehr lange.

− tsch


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