Salzburger Festspiele
Sopranistin Asmik Grigorian: Der leuchtende Star des Festspielsommers

17.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:24 Uhr
Elisabeth Aumiller

Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian nimmt nach einem brillanten Konzert den Jubel des Publikums entgegen. −F.: SF/Marco Borrelli

Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian ist derzeit der uneingeschränkte Star im Salzburger Festspielsommer. Bei ihrem Liederabend im ausverkauften Haus für Mozart bestach die Sängerin mit der breitgefächerten Skala ihrer exzellenten stimmlichen Möglichkeiten. Ihre dynamischen Differenzierungen reichten vom subtilsten Pianissimo in lyrischer Farbgebung bis zum dramatischen Stimmeinsatz mit mächtig auftrumpfender Opernstimme.

Den schönsten Stimmklang erzielte sie in den feinen Piani elegisch zarter Passagen. Hervorragend ihre Stimmtechnik in nahtlosen Übergängen in die tiefe Lage sowie zu den aufblühenden Höhenqualitäten. Die Lieder Rachmaninows erwiesen sich zum Teil als Lied-Miniaturen oder opernhafte Mini-Szenarien, in denen sie ihre gesanglichen Facetten voll auszuloten imstande war. In den ausschließlich russischsprachigen Gesängen gelang es Grigorian, den Zuhörern die Inhalte auch ausdrucksmäßig zu vermitteln.

An den Anfang setzte sie eines der bekanntesten Rachmaninow-Lieder „Sing nicht Du Schöne“ und landete gleich den ersten Treffer. Der Großteil der Liedtexte drehte sich um Liebe, um seelische Betrachtungen und Befindlichkeiten oder um schwermütige Melancholie und Trauer.

Die erste Liedgruppe aus vier Liedern endete mit dem ziemlich dramatisch aufbrausenden Lied „Wie weh ist mir“. Die zweite Liedgruppe reichte von schwärmerisch kecken Miniszenarien über poetische Piani hin zu blühenden Aufschwüngen im voll präsenten Stimmeinsatz. Im weiteren Verlauf herrschten poetisch entrückte oder stimmungsvolle Schilderungen in melancholischen Farben bis hin zu opernhaftem Feuer, effektvoll im großen Ton gesungen. Das umfangreiche Schlusslied „Dissonanz“ gilt als „dunkel-zwielichtiges Psychogramm“ tempodifferent modifiziert, von Grigorian eindrucksvoll dargeboten.

Der russisch-litauische Pianist Lukas Geniušas begann am Anfang als etwas verhaltener Begleiter, steigerte sich jedoch zum forschen pianistischen Zugriff. In seinen Solostücken von Modest Mussorgski, dem berühmten Hummelflug von Nikolai Rimski-Korsakow und zwei Preludien op.32 von Rachmaninow bewies er nicht nur technische Bravour, sondern beeindruckte auch mit schillernder Tongebung, fantasievollen, bildhaften Klangtropfen und glanzvollen Trillern. Dunklere Farben gingen über in agile Geläufigkeit und fülliges Klingen mit am Ende prankigem Griff in die Tasten. Zuletzt riesiger Jubel und stehende Ovationen für Grigorian und ihren Begleiter.

Elisabeth Aumiller