„One Deep River“
Gitarren, Geschichten, Gemütlichkeit: So ist das neue Album von Mark Knopfler

11.04.2024 | Stand 11.04.2024, 15:00 Uhr

„One Deep River“ heißt das neue Album des Gitarrenvirtuosen Mark Knopfler. − Foto: Raul Sanchidrian,dpa

In der Öffentlichkeit macht sich Mark Knopfler meist rar. Aber wenn der ehemalige Dire-Straits-Frontmann irgendwo auftritt, ist das Interesse stets groß. So wie im Februar, als beim Londoner Auktionshaus Christie’s rund 120 Gitarren aus seinem Besitz versteigert wurden. Mehr als 10 Millionen Euro erzielten die Instrumente. Glücklicherweise hat sich Knopfler nicht von allen getrennt. Für sein neues Album „One Deep River“ hatte er noch genügend Gitarren in seinem Studio. Ein paar neue kamen dazu.

Mehr als fünf Jahre sind seit seinem letzten Album „Down the Road Wherever“ vergangen, sein letztes Konzert ist viereinhalb Jahre her. Es hat Knopfler in den Fingern gejuckt, wieder Musik zu machen. Eilig habe er es jedoch nicht gehabt. „Ich bin in einer privilegierten Position. Wenn du ein eigenes Studio hast, kann dich niemand rausschmeißen“, sagt der 74-Jährige.

Der in Glasgow geborene Knopfler wuchs im Nord-Osten Englands im Örtchen Blyth nahe Newcastle auf, in einer Region, aus der auch Musikergrößen wie Hank Marvin, Eric Burdon, Sting und AC/DC-Sänger Brian Johnson stammen. Das Albumcover von „One Deep River“ ziert die berühmte Bogenbrücke über den Tyne, den tiefen Fluss, an dem Newcastle liegt.

Nach so langer Zeit klingt die neue Musik von Mark Knopfler angenehm vertraut. Dieser markante Gitarrensound und die warme, sanfte Bariton-Stimme prägten Welthits wie „Sultans Of Swing“ oder „Brothers In Arms“. Die neuen Lieder sind gewohnt unbeschwert, fast gemütlich und dabei voller Melancholie, Nostalgie und Fernweh. „That’s my train coming, I can hear the whistle blow“, singt der Songpoet in „Before My Train Comes“ zu sanfter Slide-Gitarre.

Knopfler erzählt unterschiedliche kleine Geschichten, nicht nur aus dem Nord-Osten Englands. Er singt von Gehversuchen als Musiker („Two Pairs of Hands“, „Ahead of The Game“), der Arbeit auf einem Schrottplatz („Scavenger’s Yard“) und dem Eisenbahnraub in Oregon vor rund 100 Jahren („Tunnel 13“). Stilistisch mischt er dabei wie gewohnt Einflüsse aus Blues, Folk, Country und Rock’n’Roll mit starkem Americana-Einschlag. Ein Höhepunkt ist „Sweeter Than the Rain“. Die Western-Ballade erinnert an den großen Johnny Cash.

Mark Knopflers Leidenschaft für die Gitarre, die in seiner Kindheit durch Hank Marvin und dessen Band The Shadows geweckt wurde, ist ungebrochen. Auf „One Deep River“ sind auch ganz neu angeschaffte Instrumente zu hören. „Ich habe eine kleine Gitarre gefunden, die ich auf vier oder fünf Songs des Albums spiele“, verriet er am Rande der Christie’s-Auktion. Auch wenn er sich von einem beachtlichen Teil seiner riesigen Kollektion verabschiedet hat, werde er weiter Gitarren sammeln, versichert Knopfler. „Das hört nie auf.“

Philip Dethlefs