Trolle, Wassergeister und gute Musik
Die Neuöttinger Gitarrentage starten mit Weltmusik von „Kelpie“

07.04.2024 | Stand 07.04.2024, 19:00 Uhr

Kerstin Blodig (l.) und Ian Melrose im Neuöttinger Stadtsaal. − Foto: tz

Seit dem April des vergangenen Jahres zeichnet Daniela Laußer als Leiterin des Bereichs „Kultur- und Stadtmarketing“ der Stadt Neuötting auch für die Neuöttinger Gitarrentage verantwortlich. Bei der Zusammenstellung des Programms für das Jahr 2024 wird deutlich: Laußer hat eine eigene Handschrift, die sie auch nutzt, jedoch nicht zur weitreichenden Umgestaltung der renommierten Veranstaltungsreihe – sie setzt neue Akzente, will mit der Auswahl der Künstlerinnen und Künstler auch ein jüngeres Publikum ansprechen. Denn sie habe, so sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung, das Ziel, die Gitarrentage in eine gute und lange Zukunft zu führen. Und um dieses Ziel zu erreichen, müsse sich auch die nächste Generation möglicher Konzertbesucher angesprochen fühlen.

Bei der Auftaktveranstaltung im Neuöttinger Stadtsaal ist ihre das zumindest in Ansätzen schon gelungen: Ian Melrose und Kerstin Blodig, die zu den bekanntesten Künstlern der Weltmusik gezählt werden dürfen, lockten ein altersmäßig schon gut gemischtes Publikum an, was aber auch daran liegen mag, dass diese Art von Musik ohnehin kein Alter kennt, nicht auf der Bühne und nicht in den Zuschauerreihen.

Ian Melrose, er war vor einigen Jahren bereits als Seminarleiter bei den Gitarrentagen zu Gast, und seine Lebenspartnerin Kerstin Blodig sind, jeder für sich, als Solokünstler gefragt und bekannt. Zusammen bilden sie aber auch das Duo „Kelpie“, das Wort steht in der keltischen Sprache für einen Wassergeist und es ist die Welt der keltischen Sagen und Geister, mit denen das Duo die Zuhörer in seinen Liedern bekannt macht.

„Kelpie“ zählen zu den bemerkenswerten Duo-Formationen der skandinavisch-keltischen Folk- und Weltmusikszene. Sie sind seit bereits 27 Jahren gemeinsam unterwegs und haben seit der Gründung von „Kelpie“ im Jahr 1997 in unzähligen Konzerten bewiesen, dass sie ein perfekt aufeinander abgestimmtes Team sind.

Da ist zunächst die Stimme von Kerstin Blodig, die nicht nur kraftvoll zugreifen kann, sondern auch den oft traditionellen Liedern auf einfühlsame Weise neues Leben einhaucht. Egal, ob ruhige Ballade oder Lieder, die auf sympathische Art volkstümlich klingen, als ob man gerade in einem schottischen Pub irgendwo in den Highlands zu Gast ist: Kerstin Blodig sang im Neuöttinger Stadtsaal mit einer wunderbar klaren Stimme spielerisch über die Oktaven hinweg mit bewundernswerter und hörenswerter Leichtigkeit. Dabei klang sie aber nicht, wie es oft bei Musik mit keltischem oder nordischem Ursprung zu hören ist, übertrieben mystisch oder drohte gar in die Esoterik abzurutschen, immer wieder kam auch die Lebensfreude durch, die in den unwirtlichen Regionen rund um das Nordkap wahrscheinlich besonders wichtig ist.

Ian Melrose harmoniert mit seiner ruhigen, sonoren Stimme sehr gut mit seiner Partnerin, er bildet stimmlich einen starken Gegensatz ebenso wie den stabilen Klangboden, auf dem sich Kerstin Blodig entfalten kann. Dennoch ist er mehr als ein Begleiter, im Gegenteil: Melrose ist ein hervorragender Musiker und Sänger, sein Gitarrenspiel ist überragend, sein Flötenspiel erinnert kräftig an den legendären Ian Anderson, den legendären Kopf und Frontmann von „Jethro Tull“, der übrigens mit seinem Stück „Kelpie“ zum Namensgeber des Duos wurde.

Ein herausragendes Duo mit Musik, in die man sich einfach fallen lassen kann: es war ein schöner Abend, den Kerstin Blodig und Ian Melrose dem Neuöttinger Publikum geboten haben, gewürdigt wurde diese Leistung mit langem Applaus.

− tz


Due Neuöttinger Gitarrentage werden am 12. April fortgesetzt mit den beiden Blues-Gitarristen Ignatz Netzer und Werner Acker, die sowohl als Solisten wie auch als Mitglieder bekannter Bands in ganz Europa bekannt wurden. Am 13. April steht das Quartett „Monsieur Pompadour“ auf der Bühne des Stadtsaales in Neuötting, die vier Musiker sehen sich musikalisch in der Tradition der Swing-Legenden Django Reinhardt und Stephane Grapelli. Karten gibt es auf reservix.de