"Gefangen"
Kurzfilm aus Passau gewinnt Preis in Hollywood

26.11.2020 | Stand 21.09.2023, 6:30 Uhr

Die Bar "Colors" in Passaus Innstadt wurde zur Filmkulisse. Die Hauptdarsteller Johanna Kohlmünzer (v. l.) und Johannes Weikl besprechen sich mit Markus Baumeister (Johnny) und Regisseur Kai Sitter. −Foto: Sahin

Als bester Mystery-Film des Monats Oktober wurde der Kurzfilm "Gefangen" des Münchner Regisseurs Kai Sitter (33) auf den Independent Shorts Awards, einem Kurzfilmfestival in Los Angeles, mit dem Platinum Award ausgezeichnet. "Caught", so der englische Titel, setzte sich gegen Filme aus 33 Ländern durch. Eine der beiden Hauptrollen spielt Johannes Weikl. Er ist 29 Jahre alt, in Passau geboren und wohnt derzeit in Andorf, Oberösterreich. Im Film will er als introvertierter Student ein Mädchen beeindrucken.

Johannes Weikl spaziert am Passauer Innufer entlang. "Das Leben ist so wie dieser Fluss. Es schwemmt einen einfach irgendwo hin." Klingt wie aus einem Film, sagt er aber wirklich. Bis er Schauspieler wurde, probierte er sich aus. Kinderpfleger, Fotograf, nichts war das Richtige für ihn.



Mit 25 stieg er in die Schauspielerei ein, der Beruf faszinierte ihn schon als Kind. Er startete eine Ausbildung an der Neuen Münchner Schauspielschule, dann an der Internationalen Akademie für Filmschauspiel in Köln. Er beendete keine davon, er wollte endlich arbeiten. Heute ist Weikl "mit Herz und Leidenschaft" Filmschauspieler und arbeitet nebenbei im medizinischen Versorgungszentrum Passau. Er hat stechend blaue Augen, eine Maske verdeckt seinen Vollbart und eine Mütze die strubbeligen Haare. "Ich drehe demnächst einen Western-Kinofilm in Österreich", sagt Weikl fast entschuldigend, "deshalb schau’ ich so wild aus."

In 13 Produktionen spielte er bisher mit, überwiegend in Kurzfilmen. Unter anderem hatte er die Hauptrolle im Kurzfilm "Finstere Au" (2017) von Philipp Wagner, der den Niederbayerischen Jugendfilmpreis erhalten hat. Eine Nebenrolle hatte er im Kinofilm "Restguthaben" (2020) des Passauer Regisseurs Benjamin Strobel. Johannes Weikl spielt oft düstere Charaktere, gebrochene Seelen. "Dabei bin ich als Mensch so positiv", sagt er. Übernimmt er eine Rolle, dann tausendprozentig. Vom Komparsen bis zum Produzenten will er allen gerecht werden.

Im Film "Gefangen" ist Weikl der einsame Student Felix. Er geht in eine Bar und trifft auf die Kellnerin Daja. Sie wird gespielt von Johanna Kohlmünzer (32), die an der Athanor Akademie in Passau Schauspiel studiert hat. Er lässt sich bei einem Würfelspiel einen Käfig mit einem Tier andrehen und nimmt es mit nach Hause. Zusammen mit Daja sperrt er es im Bad ein. Es verwüstet das Zimmer immer mehr, doch erst als Daja Felix wieder verlässt, fasst er den Mut, das Tier freizulassen. Es ist eine Metapher für den inneren Schweinehund, dem sich der Student am Ende stellt. "Ich war früher auch eher schüchtern und zurückhaltend", sagt Weikl. "Eigentlich war ich dieser Felix."

"Gefangen" wurde 2019 in Passau gedreht, unter anderem in der Bar "Colors" in der Innstadt. Der Film dauert eine halbe Stunde, ist auf Deutsch und bis Ende nächsten Jahres nur auf Filmfestivals zu sehen, überwiegend in Amerika. Danach plant Regisseur Kai Sitter, der selbst in Passau studiert hat, den Kurzfilm in ausgewählten Kinos in Passau und München zu zeigen.