Straubing/Vilshofen
Jazz an der Donau: Die Geschichte des Festivals und die Macken der Stars

07.03.2012 | Stand 10.12.2012, 17:15 Uhr

Die Geschichte des Festivals:

1982: In Vilshofen gibt es seit den 60er Jahren eine engagierte regionale Jazz-Szene, die sich im Jahr 1982 in einem Verein, den Jazz- und Musikfreunden Vilshofen, organisiert.

1985: Heinz Huber gründet das Vilshofener Jazzmeeting.

1987: Inspiriert vom Jazzfestival in der 10 000-Einwohner-Stadt Hollabrunn bei Wien findet in Vilshofen im familiären Rahmen das erste Festival "Jazz an der Donau" statt, mit einem Etat von 180 000 Mark. Zelte werden selber aufgebaut, Onkel und Tanten zum Grillen verpflichtet, die Umkleiden des Fußballvereins werden zur Künstlergarderobe. 250 Gäste kommen pro Tag, über 2000 hätten es sein müssen: Die Organisatoren machen 124 000 Mark Defizit. Ein geradezu traumatischer Start für das heutige Erfolgsfestival.

1996: Nach neun Jahren Wetterpech und mangelndem Publikumserfolg − das geplante Avantgarde-Konzept wird nicht angenommen − droht Heinz Huber: "Entweder wir verändern unser Programm oder ich hör auf."

1997: "Jazz an der Donau" holt zum 10. Jubiläum die Blues Brothers nach Vilshofen. Durch Zufall wird es das erste Konzert der Europatournee − mit riesigem Medieninteresse und vollem Haus.

2002: Aus Mangel an Platz, Vier-Sterne-Hotels für die Stars und auch aus Mangel an Unterstützung zieht das Festival um. Mit Passau, Deggendorf und Straubing wird verhandelt. Straubing gewinnt, das Festival wird größer, professioneller, populärer. Die Ur-Fans sehen das skeptisch und bleiben aus.

2007: Jahr für Jahr kommen mehr Besucher nach Straubing, über 10 000 im Jahr 2007 − mitverantwortlich dafür: Popstars wie Seal, Juanes oder Ich & Ich auf einem Jazzfestival.

2011: Jazz an der Donau feiert sein 25. Jubiläum mit Jamiroquai (die im letzten Moment absagen), Toto, LaBrassBanda, Al Jarreau, Sergio Mendes und Martina Schwarzmann. Jazz gibt es nur an einem von fünf Tagen zu hören.

Die Macken der Stars:

Carlos Santana: "Jazz an der Donau" besitzt im Gegensatz zu den meisten anderen Festivals ein eigenes Zelt mit exzellenter Küche. Carlos Santana, der Superstar des Festivals im Jahr 2009, hat offenbar schlechte Erfahrungen mit Pizzapartys und Leberkäsbuffets gemacht und bestand darauf, für einen Tag zusätzlich ein eigenes Catering-Zelt und eine eigene Küche aufzubauen. In letzter Minute konnten die Hubers ihn von der Qualität des eigenen Angebots überzeugen. Jetzt mussten die Organisatoren nur noch 100 Kilo Eiswürfel für die 47-Mann-Crew besorgen, 150 große Badetücher und zwei tragbare Klimageräte für den Gitarrengott − da es im Zelt keine Klimaanlage gibt, was natürlich völlig unzumutbar wäre.

James Brown: Der größte Soul-Sänger aller Zeiten kann sich die größten Macken aller Zeiten leisten: Drei Limousinen müssen ihn und seinen Hofstaat vom Münchner Flughafen abholen − und zwar direkt vom Rollfeld! Für teures Geld besorgte man eine Ausnahmegenehmigung, zugelassene Fahrer, doch der"Godfather" kommt nicht. Stattdessen ein Anruf: Der Pilot der Brown-Maschine ist spontan nach Linz geflogen, weil dort die Landegebühren billiger sind. Brown bestellt kurzentschlossen drei Taxis und lässt sich ganz bodenständig nach Niederbayern kutschieren.

Chaka Khan: Der Manager hatte die Hubers gewarnt: Kein Alkohol für Chaka Khan! Ihr erster Wunsch nach der Ankunft: eine Flasche Klarer muss her. Irgendwie hat sie es geschafft, sich diese tatsächlich zu besorgen, die Bühne betrat sie in unbrauchbarem Zustand. Gerettet hat die Show Haindling-Chef Hans-JürgenBuchner, der zufällig im Publikum war − mit diversen Gesangs und Instrumentaleinlagen. Alle waren froh, als Khan wieder weg war. Nur nicht der Fahrer: Chaka Khans Sohn bekam im Auto einen Wutanfall und trat nach dem Chauffeur.Um ein Haar hätte die Autobahnfahrt im Straßengraben geendet.

Seal: Dass Künstler Sponsorenverträge haben ist normal. Weniger normal ist, dass der zugehörige Sportwagen zwei Tage lang mit laufendem Motor vor dem Hotel in Straubing steht, für den Fall, dass Heidi Klums Gatte ganz eilig irgendwo hin müsste. Musste er aber nicht. In 48 Stunden hat er nur zweimal das Hotel verlassen, zum Soundcheck und zum Konzert. Das Management dachte, Straubing liege kurz vor Afghanistan, berichten die Organisatoren.

Juanes: Eigentlich ist der Latin-Sänger eher ein schüchterner Typ, doch in Straubing rastete er aus − ganz dezent auf seine Art, aber doch sehr deutlich: Immer wieder verzieht er das Gesicht wie unter Schmerzen. Er fummelt an seinem Knopf im Ohr, über den er seine eigene Stimme und die Bandkollegen trotz der Lautstärke auf der Bühne gut hören soll − aber offensichtlich klappt das diesmal nicht. Juanes wirft eisige Blicke nach hinten zu seinem Tontechniker, schließlich reißt er völlig entnervt den Mini-Lautsprecher aus seiner Ohrmuschel und ruft trocken ins Mikrofon: "You’re out!" Womit nicht das technische Gerät gemeint ist, sondern der Tontechniker. Fristlos gefeuert, weil er das Problem nicht in den Griff bekommen hat − mitten unterm Konzert.

 − rmr