"Die wundersame Welt des Louis Wain"
Ein Film für Katzenliebhaber: Neuer Kinohit mit Benedict Cumberbatch

19.04.2022 | Stand 20.09.2023, 23:02 Uhr
Julia Kilian

Der Maler Louis Wain (Benedict Cumberbatch) mit seiner Ehefrau Emily (Claire Foy) in "Die wundersame Welt des Louis Wain". Der Film ist ab 21. April im Kino zu sehen. −Foto: Jaap Buitendijk/Studiocanal GmbH/dpa

Das Schöne an manchen Filmfiguren ist, dass sie einen überraschen können. Schauspieler Benedict Cumberbatch ("Sherlock") spielt so einen Charakter in "Die wundersame Welt des Louis Wain". Das Drama erzählt die Lebensgeschichte eines ungewöhnlichen Künstlers aus Großbritannien. Louis Wain wurde vor mehr als einem Jahrhundert mit Katzenbildern bekannt. Der Illustrator malte lustige Kätzchen, bunte Kätzchen und Kätzchen, die etwas irre aussahen.



Vielleicht war seine Kunst also ein Vorläufer dessen, was einem im Internet mittlerweile ständig begegnet – als Cat Content. Bei Videokanälen und anderen Plattformen kann man stundenlang nach putzigen Aufnahmen von Katzen suchen. Dabei, so erzählt es der Film, waren Bilder der Tiere früher eher ungewöhnlich.

Regisseur Will Sharpe erzählt eine märchenhafte Geschichte, die ein bisschen nach Poesiealbum im Vintagestil aussieht. Der schrullige Louis Wain ist fasziniert von Elektrizität – er arbeitet an mehreren Patenten, verdient sich sein Geld aber mit Illustrationen. Er zeichnet mit zwei Händen gleichzeitig, schreibt nebenher eine unsinnige Oper, wird von Alpträumen geplagt und mag Boxkämpfe.

Als er 1881 im Zug von der Landwirtschaftsschau zurückkommt, fragt ihn ein Fahrgast: "Sie sind voller Schlamm. Haben Sie sich geprügelt?" - "Ähh, nein. Mich hat ein 1,5 Tonnen schwerer Bulle angegriffen", sagt Wain und hält eine Zeichnung des Tiers hoch.

Im Laufe des Films muss Wain seine Geschwister finanziell durchbringen. Er verliebt sich in die Gouvernante (Claire Foy), die sich gerne im Schrank versteckt. Die Liebesgeschichte bringt erst einen Skandal, dann eine tragische Wendung. Sharpe erzählt in seinem Film von Außenseitern und Verlusten, von psychischem Rückzug und vom Blick eines Künstlers auf die Welt.

Denn schließlich sind es – fast zufällig – Katzen, zu denen Wain eine besondere Beziehung entwickelt. Und so wird der rund zweistündige Film, der nun ins Kino kommt, auch zu einer Ode an die Hauskatze. Schauspieler Cumberbatch wirkt im Film ordentlich verschroben und wird in manchen Szenen gealtert gezeigt. Seine Figur stellt eine etwas abenteuerliche Theorie zur Elektrizität auf.

Sicher gehört "Die wundersame Welt des Louis Wain" zu den Filmen, denen etwas weniger Musik in manchen Szenen gut getan hätte, und die manchmal ins Kitschige driften können. Aber letztlich hat der Film eine so schöne Botschaft, dass man auch das hinnehmen kann: Am Ende ist der Film vor allem ein Appell, genau hinzusehen im Leben. Um zu erkennen, wie viel Schönes trotz aller Verluste zu sehen ist.

Julia Kilian

Großbritannien 2021, Regie: Will Sharpe, mit Benedict Cumberbatch, Claire Foy, Andrea Riseborough, Aimee Lou Wood und Nick Cave, ca. 111 Minuten, frei ab 12 Jahren