Würdigung zum Jubiläum
"Die Sendung mit der Maus" wird 50 Jahre alt

07.03.2021 | Stand 22.09.2023, 0:13 Uhr
Jonas-Erik Schmidt

Armin Maiwald, Filmemacher, Autor und Miterfinder der "Sendung mit der Maus" steht im Foyer seines Büros. Foto: Vennenbernd/dpa

Die Maus ist seit 50 Jahren ein Superstar im Kinderfernsehen. Die "Lach- und Sachgeschichten" hatten ihre Fernsehpremiere einst am 7. März 1971.

Warum ist der Himmel blau? Wie kommen die Löcher in den Käse und die Streifen in die Zahnpasta? Kinder wollen das wissen, und die Eltern sind oft ratlos. Bei den Antworten hilft seit 50 Jahren ein Klassiker des deutschen Fernsehens: Am 7. März 1971 liefen die Lach- und Sachgeschichten samt der Maus erstmals über die TV-Schirme. Die orangefarbene Titelheldin spricht nicht, seufzt manchmal, klimpert (von Kastagnetten unterstützt) geräuschvoll mit den Augenlidern und schreitet (mit Kokosnusshäften vertont) durch ihre Abenteuer. Für viele Deutsche ist "Die Sendung mit der Maus" fester Bestandteil ihrer Kindheit.

Diesen Sonntag hat die Maus also ihren 50. Geburtstag. Der WDR begeht das Jubiläum mit dem gebotenen Zinnober, unter anderem mit einer Maus-Ausgabe am Sonntag, in der auf die kommenden 50 Jahre geblickt werden soll. Der Nager hat also nicht vor, bald in TV-Rente zu gehen.

Maus-Illustration stammte von Grafikerin Isolde Schmitt-Menzel

"Wir versuchen, auch die schwierigsten Fragen mit Dingen zu erklären, die Kindern geläufig sind", sagt Armin Maiwald, wenn man ihn fragt, was das Geheimnis der Maus ist. Der 81-Jährige ist einer der geistigen Väter der Sendung. Die Maus-Illustration selbst stammte von Grafikerin Isolde Schmitt-Menzel. 1975 kam der blaue Elefant hinzu, 1987 die gelbe Ente.

Dass Maiwald in eine Dutsi-dutsi-Sprache abrutscht, wenn es um das putzige Mäuschen geht, braucht man nicht erwarten. Er stellt klar: Es handelt sich um Journalismus. "Die Analogien sind wichtig", erklärt er. Kunststoffverformung etwa habe man mal mit Spaghetti dargestellt. "Und natürlich die saubere Recherche. Wir haben einen journalistischen Anspruch. Auch wenn klar ist, dass Recherche allein noch keine Geschichte ist. Dann hat man nur die Fakten. Wir versuchen, daraus eine Geschichte zu bauen, indem wir uns mit den Zuschauern auf eine Reise begeben."

Die Reise der Maus selbst begann durchaus ruckelig. Es gab einige Kritik an dem Format: Pädagogen war die Sendung zu schnell geschnitten, die Kirche fand den Sendeplatz am Sonntagvormittag nicht förderlich, weil Kinder im Gottesdienst sitzen sollten.

Erste Filme drehten sich noch um Themen wie "Brötchen" und "Milch"

Mittlerweile ist die Sendung über alle Zweifel erhaben. 2019 verlieh der Bundespräsident der Maus einen Orden, 1992 flog sie mit Raumfahrer Klaus-Dietrich Flade auf die russische Raumstation Mir, 2014 mit Alexander Gerst zur ISS. Stefan Raab hob sie mit seinem Lied "Hier kommt die Maus" 1996 in die Popkultur. Der Metzgersohn verwurstete dafür die berühmte "Düdü-de-düdü-düde-düde-dü"-Titelmelodie, die im Original vom Komponisten Hans Posegga stammt. Posegga hat zum Beispiel auch die Musik zur ZDF-Serie "Der Seewolf" (1971) geschrieben. Musik, Farbe, ein gemütlicher Leibesumfang und die Unfähigkeit zu sprechen – viele Dinge an der Maus sind große Konstanten.

Wie sich die Welt in all den Jahren verändert hat, lässt sich aber an den "Sachgeschichten" ablesen. Armin Maiwalds erste Filme drehten sich noch um Themen wie "Brötchen" und "Milch". Heute erklärt die "Die Sendung mit der Maus" auch die sogenannte Cloud, in der Daten gespeichert werden. "Gerade in Zeiten, in denen es immer komplizierter und komplexer wird, ist es gut, jemanden zu haben, der einen an die Hand nimmt und sagt: So funktioniert das", sagt Ralph Caspers, der heute Teil des Maus-Teams ist.

Durchschnittliche Zuschauer ungefähr um die 40 Jahre alt

Welche Macht die Maus-Macher haben, wundert sie allerdings selbst ab und zu. Ein Beitrag zur Frage, warum sich Geschenkband kräuselt, wenn man mit einer Schere drüber geht, brach mal einen regelrechten Gelehrtenstreit unter Beteiligung von Universitäten vom Zaun. Ein anderes Mal versuchte ein Kind, das erlernte Wissen aus einem Film über Champagner-Herstellung zu Hause anzuwenden. Die Folge war eine Explosion in der Küche, es musste renoviert werden.

Wegen solcher Vorfälle ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass das Durchschnittsalter der Maus-Gucker höher ist, als man vermuten könnte – viele Eltern schauen mit. Nach Angaben des WDR ist der durchschnittliche Zuschauer im Fernsehen ungefähr um die 40 Jahre alt.