PNP-Spendenaktion 2023
Weihnachten in Sierra Leone: Gattus größter Wunsch

23.12.2023 | Stand 10.01.2024, 13:24 Uhr

So sehen Kinderspiele in Sierra Leone aus. Die sechsjährige Gattu treibt einen alten Reifen über den staubigen Boden. Richtige Spielsachen gibt es nicht in ihrem Dorf. − Foto: Fischl

Geschenke dürfen die meisten Kinder in Sierra Leone zu Weihnachten nicht erwarten. Auf ihren Wunschzetteln würde ohnehin etwas ganz anderes stehen.



Unterstützen Sie Kinder in Sierra Leone. Alles rund um die Spendenaktion lesen Sie auf unserer Sonderseite.

Weihnachtsfeste, wie wir sie feiern, kennen Kinder in Sierra Leone nicht. Zwar sind in der Distrikt-Hauptstadt Kenema bereits im November vereinzelt mit Lichterketten und Lametta geschmückte Palmenbäume oder Plastiktannen zu sehen. Doch in den abgelegenen Dschungeldörfern im Osten des Landes spielen Weihnachtsbräuche und Geschenke keine Rolle.

Das mag daran liegen, dass 80 Prozent der Bevölkerung Muslime sind und nur 20 Prozent Christen. Doch die Menschen haben sich da pragmatisch arrangiert. In kaum einem Land leben die Religionen so friedlich miteinander wie in dem westafrikanischen Land. Bei Dorffesten, wenn alle zusammenkommen, wird zuerst ein muslimisches Gebet gesprochen und anschließend gemeinsam das „Vater unser“. Man vereint das Beste aus beiden Religionen.

Weihnachten bedeutet, mal wieder satt zu werden

Auch an Weihnachten trifft man sich, betet, singt und isst miteinander. Während auf deutschen Wunschzetteln Spielkonsolen oder Barbie-Puppen stehen, äußern Kinder in Sierra Leone erst gar keine Wünsche. Geld für Geschenke hat hier sowieso niemand. Für die Kinder ist so ein Feiertag dennoch ein großes Fest. Ein Tag, an dem sie genug zu essen bekommen und endlich einmal wieder satt werden.

Auch Gattu Vandy (6) hat keine Spielsachen. Wenn das Mädchen im Dorf Bevehum mit anderen Kindern spielt, dann treibt sie einen alten Reifen über den staubigen Boden. Oder sie spielt Fangen und Verstecken. Wenn sie mit den anderen durchs Dorf tobt, macht es ihren Onkel Saidu Konneh froh, sie so vergnügt zu sehen. Denn die Kleine hat keine Eltern mehr. Er kümmert sich nach dem Tod seines Bruders vor vier Jahren um seine Nichte. Die Mutter hat das Mädchen im Stich gelassen und ist mit einem anderen Mann auf und davon. „Ich habe zwar schon vier Kinder, um die ich mich kümmern muss, aber jemand muss ja auf die Kleine aufpassen“, sagt er.

„Ich möchte auch in die Schule gehen und lernen“

Nur eines macht dem Imam des Dorfes Sorgen. „Wir haben keine eigene Schule hier im Dorf. Meine drei älteren Kinder gehen in Kenema zur Schule und leben bei meinem jüngeren Bruder. Nur der Jüngste ist noch hier.“ Wenn sie in den Ferien nach Hause kommen, erzählen die älteren Geschwister den Kleinen von der Schule, zeigen ihnen, was sie gelernt haben. „Ich möchte auch in die Schule gehen und lernen“, sagt Gattu. „Das ist mein größter Wunsch.“

Den möchte ihr ihr Onkel gerne erfüllen. „Ich wünsche mir für sie, dass sie eine bessere Bildung erhält, eines Tages einen guten Job bekommt und für sich selber sorgen kann“, sagt Saidu Konneh. Doch fünf Kindern eine Schulausbildung zu ermöglichen, bedeutet große Anstrengungen. Der Mann setzt deshalb auf die Initiative der Welthungerhilfe, die auch die Menschen in seinem Dorf unterstützt. „Seither ist vieles leichter.“