Aktuelle Kriege wie in der Ukraine oder in Israel haben den Fokus auch bei der Bundeswehr verändert – in Richtung Landesverteidigung. − Foto: Stephan Schaffner

Die Bundeswehr-Standorte in der Region luden wieder zu ihren traditionellen Neujahrsempfängen. Alles wie jedes Jahr? Nein – heuer war die Stimmung in Bad Reichenhall (Landkreis Berchtesgadener Land), Freyung und Regen deutlich nachdenklicher. Aktuelle Kriege wie in der Ukraine oder in Israel haben den Fokus verändert.



Drei-Sterne-General stellt in Bad Reichenhall „Operationsplan Deutschland“ vor: „Verteidigung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

Generalleutnant André Bodemann, einer der ranghöchsten Militärs in Deutschland schlägt bei seiner Festrede beim gemeinsamen Neujahrsempfang der Gebirgsjägerbrigade 23 und der Stadt Bad Reichenhall mehr als nur ernste Töne an. Der Befehlshaber des erst seit Oktober 2022 bestehenden Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr nimmt die Bevölkerung in die Pflicht, denn: „Die Verteidigung unserer Demokratie, unserer Werte und unseres Lebens ist keine Aufgabe, die allein durch das Militär zu stemmen ist. Dafür braucht es die Zivilgesellschaft ebenso wie die zivilen staatlichen und kommunalen Institutionen.“

Brigadegeneral Michael Bender geht auf Veränderungen bei der Gebirgstruppe ein. Im April 2023 wurden Teile aus dem Verband der 10. Panzerdivison herausgelöst. Seit Oktober sind damit die Hälfte der Verbände und 40 Prozent des Personals der Brigade mit einer Sollstärke von 5300 Mann und Frau in die Division Schnelle Kräfte (DSK) eingegliedert. Am 19. März ist der offizielle Aufstellungsappell in Füssen geplant.

Die DSK steht sowohl für Einsätze der Nato als auch der EU zur Verfügung, werde also auch in Auslandseinsätze gehen, sagt Bender. Um gleichzeitig den Auftrag der Landesverteidigung zu erfüllen, aber auch Aufgaben wie Personalgewinnung und Ausbildung, sei ein starker Reservistenverband notwendig.

Freyung veränderte Fokus auf Verteidigung – und plant mehr Übungen



Diese Kriege hätten auch in Deutschland den Blick auf Kriegsbewältigung und Verteidigung geschärft, skizzierte der neue Kommandeur Dr. Dan Tomuzia aus Freyung die aktuelle Lage. Die Anforderungen an die Streitkräfte Deutschlands hätten sich geändert. „Wir müssen uns der neuen Realität – einer globalen Zäsur der Weltordnung – stellen“, sagt er. Die Landes- und Bündnisverteidigung sei jetzt wieder deutlich in den Fokus gerückt.

Diese Verschiebung des Schwerpunkts habe auch eine sichtbare Konsequenz: Das Aufklärungsbataillon 8 wird künftig noch mehr außerhalb der Kaserne im Rahmen von militärischen Übungen zu sehen sein.

Regener Kommandeur: „Müssen Abschreckung und Kriegstüchtigkeit zeigen“



„Wir erleben ein expansives, verlustbereites Russland, ein Rückkehr zum Frieden ist nicht in Sicht“, sagte Oberstleutnant Falko Dreher, Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 112 in Regen. Jetzt gelte es, wieder so verteidigungsbereit zu werden, dass ein Angriff von außen unwahrscheinlich ist. Weswegen die größte Aufgabe der Bundeswehr in diesem Jahr die Übung „Quadriga 2024“ ist, in deren Rahmen Tausende Soldaten nach Litauen verlegt werden.

Das Szenario der Übung: Ein Nato-Mitglied wird aus Richtung Osten angegriffen, der Bündnisfall tritt ein, die Nato-Mitgliedsstaaten müssen zu Hilfe eilen. Im Mai werden sich die Soldaten aus Regen im Rahmen der Übung auf den Weg nach Litauen machen. Und ab 2025 soll die Division, zu der das Regener Bataillon gehört, voll einsatzbereit sein. „Wir müssen Abschreckung und Kriegstüchtigkeit zeigen“, so Dreher.