Tim aus Arrach (Landkreis Cham) hat Leukämie. Seit Kurzem ist klar: Tim braucht ganz schnell seinen ganz persönlichen Helden. Nur eine Stammzellenspende kann sein Leben retten. Helfer organisieren nun Typisierungsaktionen im Landkreis Cham und Regensburg.
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Seit Donnerstag ist der Fünfjährige wieder für einen weiteren Behandlungsmarathon in der Uni-Klinik Regensburg. Am Tag zuvor öffnet der quirlige Kleine am frühen Abend dem Besuch die Tür und erzählt gleich einmal von der riesigen Fliege, die ihn gerade eben noch geärgert hat. Aufgeregt läuft er voran in die Wohnung, wo Mama Jasmin und Papa Eric Beilstein am Esstisch erklären, wie im Dezember vergangenen Jahres ihr ganz persönlicher Albtraum wahr wurde. Tim schaut währenddessen an seinem blauen Tablet seine Lieblingssendung Paw Patrol und summt fröhlich vor sich hin.
„Angefangen hat alles schon im Sommer“, erinnert sich Eric Beilstein. Im September, Oktober habe ihr Sohn dann immer häufiger zwischendurch ein Nickerchen gebraucht. Kurz darauf erkrankt er an einer Lungenentzündung, und die Familie schiebt die zunehmende Schlappheit ihres Sohnes auf die Nachwirkungen. „Er war einfach ganz käsig und schlapp“, sagt Mama Jasmin.
Tim kann nicht mehr gehen
Als er eines Tages auf einmal aus dem Bett will und nicht mehr gehen kann, bringen die Eltern Tim zum Arzt. Der erste Verdacht: Hüftschnupfen. Doch der Arzt nimmt Blut ab, nachdem er feststellt, dass Tims Milz vergrößert ist. „Einen Tag vor Weihnachten kam dann die Diagnose Blutkrebs. Wir haben alles zusammengepackt und sind los in die Klinik“, blickt Jasmin Beilstein zurück.
Dort geht alles ganz schnell. Weitere Untersuchungen folgen, schon eine Woche später beginnt die erste Chemotherapie. Zwischendurch bekommen Mama und Sohn noch Corona, werden im Krankenhaus isoliert. Sechs Wochen muss Tim im Krankenhaus bleiben, dann darf er nach Hause. Weil es ihm nicht gut geht, muss er nach einem Tag daheim gleich wieder für vier Wochen nach Regensburg.
Chemotherapie schlägt nicht an
Keine einfache Zeit für die Familie, zumal zur Familie auch die heute neun Monate alte Schwester Sophia gehört – heiß geliebt von Tim, der trotz seiner Erkrankung aufgeweckt und lustig bleibt. „Er vermisst natürlich seine Kindergartenfreunde“, sagt die Mama, und lächelt traurig.
Weil die normale Chemotherapie nicht wie gewünscht anschlägt, versuchen die Ärzte eine Hochdosis-Chemotherapie – trotz einiger Vorbehalte. Tim hat das Down-Syndrom und reagiert daher anders auf die Medikation. Doch auch diese Therapie hilft nicht.
Vor zwei Wochen teilen die Ärzte den Eltern mit, das Tim unbedingt eine Stammzellenspende benötigt.
„Wir haben uns natürlich sofort selbst testen lassen, aber die Ärzte haben gleich gesagt, dass Eltern immer nur die Notlösung sind, weil maximal die Hälfte der erforderlichen Marker übereinstimmen“, erklärt Jasmin Beilstein. Gut geeignet seien als Spender häufig Geschwister, aber Sophia ist noch viel zu klein dafür.
Freunde und Bekannte helfen
Dankbar freut sich die Familie daher über die Hilfe von Freunden und Bekannten. Der Capo und Arbeitskollege von Asphaltbauer Eric, Andreas Lohberger, hat eine Typisierungsaktion auf die Beine gestellt. Inzwischen stehen weitere Termine fest, wo sich mögliche Spender registrieren lassen können. „Wir hoffen einfach, dass da jemand dabei ist, oder dass in den Spenderdatenbanken schon jemand dabei ist, der passt“, sagt Jasmin Beilstein. Kommende Woche wollen die Ärzte Tims Daten mit den Spenderdateien abgleichen lassen.
In der Zwischenzeit ist Tim für weitere Untersuchungen wieder in Regensburg. Mama Jasmin begleitet ihn, auch Papa Eric bleibt übers Wochenende. Tim erträgt seine Behandlung geduldig. „Heute bekam er eine Lumbalpunktion, da wird ihm Nervenwasser entzogen und ein Medikament gespritzt, damit sich die Leukämiezellen da nicht ansiedeln. Und eine Knochenmarkpunktion für weitere Untersuchungen“, sagt Jasmin Beilstein. Dazwischen spielt Tim im Spielzimmer auf der Kinder-Onkologie oder schaut Filme am Tablet.
Blutdruckmessen nervt
„Tim weiß, dass er krank ist und deshalb immer zum Arzt muss, aber so richtig versteht er natürlich nicht, was mit ihm los ist. Er sagt meistens, dass er wieder heim möchte, aber das Spielzimmer ist eine gute Ablenkung“, sagt Jasmin Beilstein. „Fieber messen mag er gern, aber Blutdruck messen nervt ihn“, weiß die Mama. In einer Woche kommt Tim wieder nach Hause, einen Rucksack im Gepäck, damit er seine Medikament immer mit sich herumtragen kann.
Am 7. Juli wird Tim sechs Jahre alt. Vielleicht findet sich bis dahin ja ein geeigneter Stammzellenspender. Immerhin: Fast neunzig Prozent der Patienten finden unter weltweit fast 36 Millionen registrierten Menschen einen passenden Spender.
Stammzellenspender werden
Typisierung: Um Stammzellenspender zu werden, muss man bei der DKMS zwischen 17 und 55 Jahre alt sein. Mit einem Wattestäbchen wird eine Speichelprobe entnommen.
Spende: Die Stammzellen werden meistens aus dem Beckenknochen entnommen.
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