PNP-Spendenaktion 2023
Starke Frauen verbessern das Leben auf dem Land: „Müssen schon selber aktiv werden“

30.12.2023 | Stand 10.01.2024, 13:22 Uhr

Gemeinsam sind sie stärker: Aminata Momoh (vorne rechts) unterrichtet die Frauen in ihrem Dorf in Sachen Hygiene und Ernährung. Ihre Gemeinde ist Teil des Projekts der Welthungerhilfe. − Foto: Fischl

Als Vorsitzende der Dorf-Frauen hilft Aminata Momoh in ihrer Gemeinde Ganduhun mit, die von der Welthungerhilfe angestoßenen Verbesserungen durchzusetzen.

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Aminata Mohmoh kennt keine Gnade, wenn sie morgens auf ihrer Kontrolltour durch das Dorf Ganduhun im Osten Sierra Leones patrouilliert. „Wir müssen unsere Umgebung sauber halten. Ich will keinen Müll auf dem Boden sehen, die Wäsche gehört an die Leine – und wehe, jemand hat seine Notdurft nicht weit genug entfernt von den Häusern erledigt“, sagt Aminata. „Wer sich nicht an die Regeln hält, muss eine Strafe zahlen. Macht er das nicht, bringe ich ihn zum Chief. Dann fällt die Strafe noch härter aus.“

Von Experten geschult



Aminata, Mutter von acht Kindern und in ihren Vierzigern, ist die Vorsitzende der Dorf-Frauen und freiwillige Helferin bei MoPADA, der Partnerorganisation der Welthungerhilfe in Sierra Leone. Sie hat sich von den Experten schulen lassen und hilft nun mit, die Verbesserungen im Dorf durchzusetzen. „Ich erkläre unseren Leuten hier, warum es so wichtig ist, sich an die Hygieneregeln zu halten: Ihr bleibt gesünder, und eure Kinder wachsen gesünder auf.“

Viel Überzeugungsarbeit muss die tatkräftige Frau mittlerweile nicht mehr leisten. „Jeder kann sehen, was sich hier getan hat“, erklärt Aminata. „Unser Dorf ist viel sauberer geworden und es gibt weniger Krankheiten. Unsere Kinder leiden nicht mehr so oft an Durchfall.“ Auch der Speiseplan der Familien sei dank der Schulungen vielfältiger geworden, dank des Saatguts der Welthungerhilfe erwarten die Bauern reichere Ernten und bessere Erträge. Die meisten Familien hätten nun auch kleine Küchengärten, in denen sie Obst und Gemüse für ihren eigenen Bedarf züchteten.

Nur gemeinsam Verbesserung möglich



Aminata bereitet ihre Aufgabe große Freude. „Mir macht es Spaß, die anderen Frauen zu unterrichten. Nur gemeinsam können wir Verbesserungen erreichen.“ Die achtfache Mutter ist in den Bürgerkriegswirren aufgewachsen, hat selbst nie eine Schule besucht. Wie die meisten anderen Frauen in ihrem Dorf ist sie Analphabetin. Trotzdem legt sie großen Wert auf Bildung und ermöglicht allen ihren Kindern den Schulbesuch. Ihr Ältester hat gerade die Eingangsprüfung für die Universität abgelegt. „Es war mein Schicksal, nie in die Schule gehen zu können. Aber unsere Kinder sollen es besser machen“, wünscht sie sich.

Die Probleme in ihrem Land seien groß, Armut und Not allgegenwärtig. „In den meisten Familien reicht das Essen nicht aus. Es sind auch zu viele Esser, oft zehn Köpfe und mehr, viele Kinder müssen hungern“, sagt die achtfache Mutter, die weiß, wovon sie spricht. In der Gesundheitsstation und in Gesprächen mit den MoPADA-Helfern hat Aminata schon von Familienplanung gehört und findet, dass das der Schlüssel sein kann, um viele Probleme zu lösen.

Schwangerschaften zu kurz hintereinander



„Bei vielen Frauen kommt alle zwei Jahre das nächste Kind, dabei wären vier Jahre Abstand viel besser, weil das ältere Kind dann schon reifer wäre und das kleinere bessere Chancen hätte“, sagt Aminata. „Und auch für die Gesundheit der Mütter wäre das besser.“ Aminata hat sich deshalb vorgenommen, mit den jüngeren Frauen in ihrem Dorf zu sprechen. „Viele von ihnen wollen verhüten und sich Hilfe holen. Ihre Männer nehmen da ja meist keine Rücksicht“, weiß die Vorsitzende der Dorf-Frauen. „Da müssen wir schon selber aktiv werden.“

Genau das ist auch das Ziel der Welthungerhilfe und ihrer Mitarbeiter vor Ort. Mit Hilfe zur Selbsthilfe wollen sie die Menschen in Sierra Leone dabei unterstützen, sich Schritt für Schritt aus dem Teufelskreis von Not und Armut zu befreien.